246 - Am Ende aller Zeit
Stück Land hat nur auf euch gewartet. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Und wenn wir alle keine andere Wahl haben, als mit der gegebenen Situation zurechtzukommen? Wenn es keinen Rückweg mehr gibt?
Einen kurzen Moment beneidete er die fanatischen Spinner aus Waashton, die sich so einfach einen neuen Lebenssinn erschufen und Trost und Halt in ihrem wahnsinnigen Glauben an Gott und dessen Wunder fanden. Dann schüttelte er verärgert den Kopf.
Wir werden sehen, dachte trotzig. Vielleicht gibt es ja einen Weg hier heraus. Doch zuerst müssen wir verstehen, was uns überhaupt widerfahren ist…
***
Die Sonne ging unter. Zwar konnte man die goldene Himmelsscheibe über den himmelhohen Felsen nicht sehen, doch das fahle graue Licht des Tages wurde dunkler.
Hacker wandte sich an Horstie von Kotter. »Kann ich hier an die Rechner?«
Der Oberst nickte und machte eine einladende Geste. »Was haben Sie vor?«
»Die Sterne…«, murmelte Hacker und kratzte sich über eine der inzwischen abgeschwollenen Stichwunden. »Ich will die Position und den Lauf der Sterne analysieren…«
»Eine gute Idee.« Laurenzo und von Kotter halfen dem Computerspezialisten, sich mit den zahlreichen Monitoren und Rechnern der Kommandozentrale zurechtzufinden. Hacker begriff schnell. Er holte mehrere Himmelsausschnitte auf die Bildschirme.
In diesem Moment riss die Wolkendecke am Himmel auf und der fast volle Mond erschien vor ihnen.
»Das ist doch…«, murmelte Laurenzo. Fassungslos starrte er den Mond an.
»Näher ran!«, drängte Oberst von Kotter.
Hacker vergrößerte den Ausschnitt auf maximalen Zoom. Alle drei Männer schwiegen eine Weile.
»Was kann das bedeuten?«, murmelte Laurenzo leise.
»Erst mal ist wichtig, was wir sehen.« Hacker gab sich Mühe, deutlich zu sprechen. Er fühlte sich, als hätte ihm ein Warlynne in den Magen geboxt. »Irgendwer hat dem Mond…«, er starrte auf den Bildschirm, »… eine Ecke abgebissen, wie’s aussieht.«
Es sah tatsächlich so aus, als hätte ein kosmisches Monster das matte Licht des Mondes so verlockend gefunden, dass es kraftvoll zugebissen hatte. Dem Himmelskörper fehlte an der rechten Flanke ein Stück. Ein gewaltiger Krater klaffte dort.
»Schließen Sie die Tür, Laurenzo«, meinte von Kotter knapp.
Laurenzo gehorchte. Die drei Männer saßen allein in der Kommandozentrale. Die Rev’rends und ihre Schäfchen hatten sich endlich – im Vertrauen auf Gott – zur Ruhe gelegt.
Hacker schluckte. Datenkolonnen liefen über einen Monitor direkt vor ihm. Er berechnete anhand der Sternenkonstellation ihre genaue Position. Die Entdeckung, die er dabei machte, ergab auf schreckliche Art und Weise einen Sinn. Seine Stimme drohte zu versagen.
»Hacker, was ist los?« Von Kotter stand beunruhigt neben ihm. »Was haben Sie entdeckt?«
»Es…« Hacker krächzte nur noch. Laurenzo reichte ihm ein Glas mit Wasser. Dankbar nahm der dunkelhäutige Mann es an und trank gierig. Danach setzte er erneut an. »Den Daten nach… Die Sternenkonstellationen…« Er sammelte sich. »Meine Herren, ich weiß nicht, wie zur Hölle das passieren konnte…«
»Rede endlich, Mann!«, fauchte Laurenzo ungeduldig.
»Wir sind in der Zukunft gelandet. Und zwar einige Millionen Jahre in der Zukunft.«
Von Kotter musste sich setzen. Laurenzo sah aus, als würde er jede Sekunde zusammenbrechen. Er stützte sich auf den Konsolen ab.
»In der Zukunft?«, hauchte er tonlos. »Wie ist das möglich?«
Hacker starrte auf den Bildschirm. »Ich brauche einen Schnaps.«
»Ich auch. Ich hole einen.« Laurenzo wankte in Richtung Tür.
Von Kotter packte die Lehnen seines Stuhls. »In der Zukunft? Sind Sie sicher?«
»Sehen Sie doch selbst!« Hacker wies unwirsch auf die Datenergebnisse auf dem Monitor. »Die Sternbilder haben sich verschoben; das passiert nicht von heute auf morgen. Und schauen Sie sich den Mond an! Eine kosmische Katastrophe muss ein Stück aus ihm herausgeschlagen haben! Ein Komet oder dergleichen!«
Von Kotter nickte langsam. »Sie haben Recht. Auf eine perverse Art und Weise ergibt das einen Sinn.«
»Wir müssen herausfinden, ob es noch Menschen gibt.«
Laurenzo kam mit dem Schnaps zurück. Jeder der Männer füllte sich ein Wasserglas bis zum Rand.
»Menschen…« Von Kotter zögerte. »Oder etwas anderes. Millionen Jahre sind eine unfassbar lange Zeit… Da kann sich alles Mögliche entwickeln…«
Sie kippten den Schnaps ab. Laurenzo schüttelte sich. »Hacker, können Sie
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