246 - Am Ende aller Zeit
klang nach einem großen Spaß. Außerdem hatten beide Frauen eine Wette am Laufen. Eine Wette, die sich auf die Eroberung der beiden muskulösen Rev’rends bezog. Aber das war nun alles hinfällig.
Stardust vermisste ihre geräumige Wohnung in Waashton und die Feiern, die sie dort veranstaltet hatten. Gordie schien vor allem etwas anderes zu vermissen. Die blonde Frau verzog das hübsche Gesicht.
»Inzwischen ist mir jeder Mann recht, Stardust. Ich muss einfach mal wieder ficken, sonst dreh ich hier drin noch durch! Eingesperrt in diesen Felsbrocken, als wär’n wir schon eingesargt und beerdigt, verdammte Scheiße!«
»Vielleicht sollt’ste mal versuchen, deine Probleme nich immer mit Sex zu verdrängen«, schlug Stardust halbherzig vor. Sie kannte die Freundin nur zu gut. Gordie hatte üblicherweise jede Nacht ihren Spaß. Manchmal auch mehrmals pro Nacht.
»Dir geht’s doch nich besser«, meinte Gordie und zwinkerte mit den blaugrauen Augen. »Deine Blicke hängen ständig in der Körpermitte vom Torture rum…«
Stardust spürte, wie ihre Gesichtshaut warm wurde. »Is eben ’n Süßer, der Torture.«
»Wer auf dumm steht.«
»Du bist die Wette eingegangen«, erinnerte Stardust. »Noch vor kurzem warste den Rev’rends gar nich abgeneigt. Was is los? Haste was Besseres gefunden?« Stardusts Blick irrlichterte über die Wände. Rückten sie näher heran? Sie drängte den Gedanken beiseite und atmete tief ein. Ob sie jemals nach Waashton zurückkehren würden?
Gordie grinste geheimnisvoll. »Wirste heute Abend schon merken.«
Stardust seufzte schwer. »Na, immerhin lässte dir die Laune nich versauen, Gordie.«
Gordie funkelte sie zornig an. »Du weißt so gut wie ich, dass ich völlig am Ende bin! Millionen Jahre in der Zukunft un eingesperrt mit religiösen Spinnern, die darin auch noch ’n Wunder Gottes sehen! Schlimmer geht’s nich.«
Die beiden Frauen waren nie gläubig gewesen. Nur ihre Wette und die Aussicht auf ein Abenteuer hatten sie in die Appalachen gelockt. Mit den frommen Spinnern und deren Orden konnten sie wenig anfangen.
»Ich dreh durch…« Stardust blickte misstrauisch zur Wand. Hatte sie sich bewegt? »Wird der Raum eigentlich enger?«
Gordie sah sie mitleidig an. »Nö, Kleines. Das sin deine Nerven. Du musst ma runterfahrn. Es gibt nur einen Weg, sich richtig zu entspannen. Vertrau mir. Was, bei Wudan, sollten wir hier auch anderes tun, als zumindest unseren Spaß zu haben?«
Stardust schwieg. Gemeinsam setzten sie den ruhelosen Streifzug durch ihr unterirdisches Gefängnis fort. Irgendwann trennte Gordie sich von ihr. Stardust gelang es nicht, zur Ruhe zu kommen. Den ganzen Tag über marschierte sie durch die Gänge und Hallen.
Am Abend hörte sie, wie Gordie sich vom gemeinsamen Lager entfernte. Welchen Glücklichen würde sie in dieser Nacht wohl beehren? Ein wenig beneidete sie die Freundin. Sie musste an Rev’rend Torture denken und an das Mittel, das sie noch in ihrer Tasche bei sich trug.
Vielleicht ist Gordie doch die Klügere von uns beiden…
Immer wieder sah Stardust den kräftig gebauten Rev’rend mit den schwarzen Locken in ihren Gedanken vor sich. Es dauerte Stunden, bis sie endlich einschlief.
***
Gordie fuhr sich mit den Händen durch die langen blonden Locken. Sie war nervöser als üblich. Sie wusste, dass sie großartig aussah, doch sie hatte Angst. Würde der Mann, den sie nun schon seit längerem beobachtete, überhaupt Interesse an ihr haben? Und was würde Stardust sagen, wenn sie erfuhr, auf wen ihre Blicke gefallen waren?
Die Rev’rends würden sie vielleicht sogar als Hexe verbrennen, wenn sie sich erwischen ließ. Schließlich war das, was sie vorhatte, in gewisser Weise ein Verrat.
Verrat. Das Wort kreiste wie eine rotierende Klinge in ihren Gedanken. Einerseits war es Verrat, ausgerechnet zu den Leuten zu gehen, die noch vor wenigen Tagen eine Meute Warlynnes auf sie und die Bürger von Waashton gehetzt hatten. Andererseits hatte sich durch den unglaublichen Vorgang, in die Zukunft versetzt worden zu sein, mit einem Mal alles verändert. Auch Rev’rend Rage und Rev’rend Torture arbeiteten mit Laurenzo und von Kotter zusammen.
Gordie schlüpfte durch einen Gang, hin zu den Räumlichkeiten, in denen Horstie von Kotter und Laurenzo, der Heiler, sich eingerichtet hatten. Sie hatte es bereits vor zwei Tagen geschafft, einen Blick in die Zimmer der beiden Männer zu werfen. Während von Kotter eher spartanisch lebte, hatte Laurenzo
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