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246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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wild. »Ich gewöhne mich nicht an die Bequemlichkeiten dieses Höllennestes, Rage! Und ich wanke nicht im Glauben an den HERRN! Ich versuche nur zu tun, was du mir immer sagst: vernünftig zu sein!«
    Rage schnaubte und sah auf Stardust. »Vernünftig? Du bist dabei zu fallen! Kehre um, ehe du bitterlich aufschlägst!« Damit machte er wütend auf dem Absatz seiner Stiefel kehrt und stampfte aus der Kommandozentrale. Sein langer zerrissener Ledermantel flatterte hinter ihm her.
    Torture stand da wie ein geprügelter Hund. »Ich…« Er sah Stardust an. »Sonst ist er nie so…«
    »Sin sicher die Nerven«, meinte Stardust schulterzuckend. »Gestern hat sich Mellert den Kopf an der Wand blutig gehaun, einfach so. Langsam drehn se alle durch…«
    »Aber nicht Rage!« Tortures Augen verdunkelten sich. »Vielleicht ist es besser, wenn wir beide nicht mehr ganz so oft zusammen sind.«
    »Aber…«
    »Du wolltest mehr über unseren Glauben wissen, Schwester Stardust, und ich habe dir erzählt, was ich zu erzählen hatte. Jetzt lass mich in Ruhe.«
    Er ließ die schwarzhaarige Frau stehen und eilte Rev’rend Rage hinterher. So konnte er seinen Bruder und Erzbischof nicht gehen lassen.
    ***
    Stardust lief verärgert durch die langen Gänge. Die meisten der Rev’rend-Anhänger hielten sich nach wie vor in »ihrer« Halle auf. Sie wagten sich nicht, allein loszuziehen, aus Angst vor den Warlynnes. Außerdem wollten sie keine der regelmäßigen Predigten verpassen, die Rage und Torture vier Mal pro Tag hielten.
    »Dieser verdammte Mistkerl Rage«, knurrte Stardust zwischen zusammengebissenen Zähnen. Seit zwei Wochen arbeitete sie nun daran, Torture näher zu kommen. Es hatte erste Erfolge gegeben. Auf ihren Wunsch, mehr über den HERRN und den Glauben der Rev’rends zu erfahren, war Torture sofort eingegangen. Er hatte ihr die silberne Kette geschenkt, die er zuvor unter seinem Hemd getragen hatte. Es war eine von dreien. Dennoch: Diese Kette war ein ganz persönliches Geschenk, das Stardust Hoffnung gemacht hatte, ihr Ziel bald zu erreichen.
    Während Gordie sich munter mit diesem Laurenzo vergnügte und ihm inzwischen auch regelmäßig im Labor zur Hand ging, war Stardust noch einsamer und unglücklicher als zuvor. Gordie lebte nun auch bei Laurenzo, da die Rev’rends sie wegen ihres Übertrittes und ihrer Lüsternheit aus der Gemeinschaft verstoßen hatten. Die lebenshungrige blonde Frau kümmerte das wenig. Stardusts Freundin schwebte auf einer Wolke hoch über der Realität und sie, Stardust, saß hier: allein in diesem Dreck, aus dem es kein Entrinnen gab.
    Ich will ihn! Wenn wir hier schon festsitzen und vielleicht sogar verrecken, dann will ich wenigstens meinen Spaß!
    Und sie wollte nur ihn. Torture. Es gab andere Männer, die ihr trotz aller Sittlichkeit und allem Glauben an den HERRN bereits eindeutige Angebote gemacht hatten. Doch die wollte Stardust nicht. Torture oder keiner.
    Zornig ging die Schwarzhaarige zu ihrem kalten Lager, in dem sie Nacht für Nacht allein blieb. Sie bückte sich zu einem breiten Stofffetzen, der ihr als Kissen diente. Ihre langen Finger griffen darunter und zogen ein kleines Säckchen hervor. Ein Überbleibsel aus ihrem alten Leben. Bisher hatte sie es nicht gewagt, auf diesen wertvollen Schatz zurückzugreifen. Doch die Umstände ließen ihr keine andere Wahl.
    Ich kriege dich, Torture. So oder so.
    ***
    Horstie von Kotter war bereits den dritten Tag damit beschäftigt, gemeinsam mit Collyn Hacker Rohmaterialien zu sichten. Hacker klebte an ihm wie eine Schmeißflegge. Er ließ ihn keinen Schritt allein tun.
    Inzwischen hatten sie sich zum Herzstück der Anlage vorgearbeitet, der U-Men-Produktionsstätte.
    »Wir haben noch genügend Rohmaterial, um weitere dreihundert Warlynnes zu fertigen«, erklärte von Kotter nach einer Weile.
    Hacker nickte grimmig. »O ja. Aber Sie werden sie vorerst nicht produzieren.«
    »Warum nicht? Die Produktion lag lange genug still. Wir brauchen die Arbeitskräfte.«
    »Sie wollen weitere Verbündete, von Kotter. Darum geht es Ihnen.«
    Horstie von Kotter seufzte. Er hatte die Hoffnung auf eine Rettung bereits aufgegeben und kämpfte jeden Morgen nach dem Aufstehen mit einer Panikattacke. Die Angst war wie eine dunkle schwarze Woge, die ihn zu überrollen drohte und ein finsteres kaltes Loch in seine Brust riss. Nur mit einer von Laurenzo erlernten Atemtechnik gelang es ihm, die Angst zurückzudrängen.
    Er musste an die Zeit denken, als er noch ein

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