Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
Sträuchern. Es gab keine konkreten Erinnerungen an die fremden Zweibeiner, doch das Gefühl von Schmerz und Pein war bitter und durchdrang ihn bis in die letzte Zelle. Er wollte diesen Schmerz nicht fühlen. Es sollte aufhören.
    Töten wir es, schlug er vor. Töten wir sie alle! Sie stören die Ruhe! Sie sind Eindringlinge!
    Wir dürfen es nicht töten, meinte der Alte zu ihm. Du weißt das. Du weißt, was zu tun ist. Eine weitere Flut von Bildern und Empfindungen überschwemmte den Jüngeren. Er verstand. Sie würden tun, was ihre Art war. Das Wesen aus der längst vergangenen Zeit musste weiter beobachtet werden. Sie mussten zu den anderen Geschöpfen dieser Art gelangen.
    Wir werden den Gegner okkupieren, wie wir es immer tun, dachte der Junge. Auch wenn er selbst noch nie bei einer solchen Operation dabei gewesen war, wusste er doch, worauf es ankam. Seine Oberfläche zitterte vor Aufregung. Ab jetzt durfte nichts schief gehen.
    ***
    Schüsse hallten durch den Dschungel und ließen einen Schwarm Libellenechsen aufflattern, der auf einem von Schlacke und Moos überzogenen Baumstumpf geruht hatte.
    WA-2525-399 hielt auf den Hals des großen Reptils, der mit offenem Maul auf sie zustürzte. Gleichzeitig schossen die Schwanztentakel über den Kopf des Monsters und stachen wie scharfe Klingen nach der Brust der Warlynne.
    Die Maschine wich zur Seite aus. Das Brüllen des stämmigen Tiers wurde qualvoll, als immer mehr Schüsse das Ziel trafen. Blut quoll aus der dünneren Haut über der Kehle. Das Tier röchelte und brach zusammen. Mit einem dumpfen Schlag, der die Lichtung zum Erzittern brachte, krachte es auf den Boden.
    Die Warlynne zeichnete den Tod des Tieres auf und meldete den Feindkontakt an Horstie von Kotter.
    Gleichzeitig behielt sie die anderen drei Tiere im Auge, doch die wichen vor ihr zurück und stampften durch eine Gruppe brauner Büsche mit Dreiecksblättern davon. »Habe das feindliche Subjekt neutralisiert, Oberst.«
    Der Warlynne lauschte auf die Stimme seines Befehlsautorisierten. »Gut so. Bring uns ein paar Proben von dem Vieh mit. Vielleicht kann man es ja essen.«
    »Verstanden, Sir. Nehme Proben des getöteten Tieres mit der Klassifikationsnummer 18-23-B.«
    Die Warlynne scannte noch einmal mit ihren Sensoren das Umfeld und machte sich dann an die Arbeit. Sie entnahm Stücke des getöteten Tieres, trocknete sie mit einem Tuch ab und verstaute sie zwischen Platten und Schutzhüllen in ihrem Tornister.
    Einmal hielt die Maschine in der Arbeit inne. Sie hatte eine Bewegung an einer der Proben registriert, die nicht von herabtropfendem Blut kam. Sie hob das Fleischstück hoch und scannte es. Es war kein Insekt zu erkennen. Die Probe war sauber. Vielleicht eine Fehlleistung der Sensoren? Die Maschine vermerkte, sich in der Anlage einem genauen Check unterziehen zu lassen.
    Sie arbeitete schnell und präzise.
    »Auftrag ausgeführt. WA-2525-399 macht sich auf den Rückweg.«
    Die Warlynne ging mit langen Schritten zurück in Richtung der Anlage. Sie ahnte nicht, welch ungewöhnliche Fracht sie in ihrem Tornister mit sich trug.
    ***
    Zwei Wochen später
    Rev’rend Rage betrachtete schweigend die Bilder in der Kommandozentrale. Nachdenklich massierte er sich den Nasenrücken.
    Ihm war längst klar, dass die Warlynnes wieder im Einsatz waren, doch im Moment erwiesen sich die dämonischen Maschinen als ausgesprochen nützlich. Das konnte selbst er nicht abstreiten. Einige der Warlynnes standen im Torbereich und hielten ihn mit Flammenwerfern frei. Sie hatten im Dschungel Gärgase gefunden, mit denen sie die Waffen auffüllen konnten. An Brennstoff mangelte es ihnen also nicht. Dennoch konnten die widernatürlichen Geschöpfe nur einen winzigen Bereich am Eingang der Anlage sauber halten.
    Der Rev’rend schauderte, während seine Blicke über den dichten Pflanzenteppich wanderten, den die Außenkameras ihm zeigten. Von den Findlingen, Tannen und Fichten war nichts mehr zu sehen. Der Dschungel hatte sie bereits verschluckt. Die Anlage wurde mehr und mehr überwuchert. Wie eine hässliche grünblaue Welle eroberte sich der Urwald die letzte Bastion aus der Vergangenheit.
    Rage schloss die Augen. Er fühlte sich müde. Während draußen der dämonische Dschungel dräute, war ihm, als würde er Tropfen um Tropfen seine Lebenskraft verlieren. Als würde er, abgetrennt von frischer Luft und Sonne, hier unten in der Anlage immer weniger werden. Eine lebende Leiche, die Tag für Tag blasser, schwächer und

Weitere Kostenlose Bücher