246 - Am Ende aller Zeit
Rudersklave gewesen war. So schlimm wie damals war es nicht. Er konnte sich frei bewegen. Waashton und Crow waren zwar unerreichbar, doch noch war er am Leben. Es war ein anderes, neues Leben, in das er langsam hineinwachsen musste. Aber er war fest entschlossen, nicht aufzugeben, egal was kommen würde.
»Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass ich aufgrund der Umstände durchaus zur Kooperation bereit bin?«
»Beweisen Sie’s.« Hackers Gesichtszüge waren angespannt. Sein Kinn wirkte hart und kantig. »Lassen Sie uns gemeinsam eine neue Software erstellen, die die Warlynnes unparteiisch macht. Neutral. Die Maschinen sollen sowohl auf uns, als auch auf euch hören. Keiner wird hierarchisch bevorzugt. Dann können Ihre heiß geliebten Plastikmenschen meinetwegen in Produktion gehen.«
Von Kotter verzog erbost das Gesicht. »Es sind unsere Warlynnes!«
»Und es geht mir um meine Sicherheit, die meiner Männer und die der Bürger von Waashton!«
Der Doyzländer und der Afromeerakaner sahen einander lange an. Es war von Kotter, der schließlich den Blick senkte. »Meinetwegen, Hacker. Sie haben gewonnen. Wenn es Sie glücklich macht, schalten wir die Warlynnes eben neutral.«
Hacker seufzte. »Glücklich? Keine Ahnung, wann ich das zuletzt gewesen bin…«
Von Kotter nickte. »Sie sehen auch nicht so aus.«
»Sie ebenso«, erwiderte Hacker trocken.
Der Oberst ging zögernd auf das Terminal zu, in das mehrere Computer eingebettet waren. »Ich frage mich, Hacker, ob das alles überhaupt noch Sinn macht…«
Ihnen war vor zwei Tagen der Schnaps ausgegangen. Seitdem waren von Kotter und Hacker noch gereizter als zuvor. Laurenzo schien anderweitig Ersatz gefunden zu haben, der ihn tröstete und ablenkte. Er war ständig mit einer kleinen Blonden namens Gordie zusammen.
Von Kotter fuhr die Rechner hoch.
Hacker sah ihm dabei zu. »Ich bin kein Mensch, der leicht aufgibt, von Kotter, und Sie ebenso wenig, das weiß ich.«
»Es ist scheußlich, hier draußen fernab von allem verbannt zu sein.«
Hacker zog eine Augenbraue in die Höhe. »Außer den religiösen Spinnern, den WCA-Kämpfern und meiner Wenigkeit… was hat sich denn für Sie großartig geändert, von Kotter? Sie sitzen seit Jahren in dieser Anlage fest und verlassen sie nur höchst selten, so weit ich weiß.«
Von Kotter spürte brodelnde Wut in sich aufsteigen. »Mistkerl! Sie wissen ganz genau, was sich geändert hat, Hacker! Ich habe nicht mal mehr die Möglichkeit, diese Anlage zu verlassen! Wir alle sind hier gefangen wie Ratten auf einem Schiff in unbekanntem Gewässer!«
»Es hilft nichts, sich da hineinzusteigern. Versuchen wir uns auf unsere Aufgabe zu konzentrieren.«
Von Kotter stemmte die Hände in die Hüften. »Ich nehme Ihnen Ihr Gequatsche nicht ab, Hacker! Sie steigern sich in Ihre Wahnvorstellung von einer Rettung! Das ist es doch, was Sie von mir und den anderen unterscheidet! Nur deshalb behalten Sie die Nerven! Sie hoffen auf Ihren großartigen Mr. Black. Sie denken immer noch, es gibt einen Weg nach Hause!«
»Es ist auch nicht bewiesen, dass es den nicht gibt!«, brüllte Hacker zurück. »Ja, verdammt, ich bewahre mir einen Teil meiner Hoffnung! Aber warum auch nicht? Die Warlynnes sind noch auf dem Weg in weit entfernte Gegenden! Vielleicht finden sie intelligentes Leben, das…«
»Das was? Uns hilft? In welcher Traumwelt leben Sie eigentlich?! Wenn es Überlebende in dieser Zeit gibt, dürften die kaum erfreut über unseren Besuch sein! Die haben sicher ganz andere Probleme! Wir sind uns doch einig, dass irgendeine kosmische Katastrophe die Erde verwüstet hat! Die Meere sind fast vollständig verdampft und das Gelände um uns herum ist menschenleer!«
»Es muss nicht überall so sein!«
Von Kotter schnaubte verächtlich. »Sie sind ein Träumer, Hacker!« Er sah, wie der andere die Hände zu Fäusten ballte. Dann atmete Collyn Hacker tief ein und aus.
»Konzentrieren wir uns lieber auf unsere Aufgabe«, meinte der Computerspezialist schroff. »Die unnötigen Streitereien kosten nur Energien, die wir anderweitig besser verwenden könnten.«
Von Kotter biss die Zähne aufeinander und nickte. Er beneidete Hacker. Wie schaffte es der Dunkelhäutige, sich einen Teil seiner Zuversicht zu bewahren? Er selbst hatte jede Hoffnung auf Rettung aufgegeben.
»Na schön. Machen wir uns an die Arbeit.«
***
»Tee?«
Rev’rend Torture sah auf. Er war gerade dabei, den Altar zu inspizieren, den die Rev’rends aus anderen
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