246 - Am Ende aller Zeit
angerichtet hatten. Doch jetzt hoffte er auf die Kunstmenschen. Wenn ein Geschöpf in dieser feindlichen Umwelt da draußen überleben konnte, dann ein Warlynne.
Er hörte, wie Laurenzo hinter ihm eine neue Probe auflegte. »Ausgerechnet Black«, murmelte der Arzt vor sich hin. »Als ob der uns noch helfen könnte.«
Hacker sagte nichts. Sie arbeiteten verbissen weiter, ohne einander noch einmal anzusehen.
***
Das Alpha-Modell WA-2525-399 hatte inzwischen Hunderte von Proben eingesammelt. Immer wieder kehrte es in die Anlage zurück, um die gesammelten Fundstücke bei Oberst von Kotter und dem Botschafter und Leibarzt Laurenzo abzugeben. Bereits dreimal war es zu Kampfhandlungen mit unbekannten Subjekten gekommen. Die Maschine berührte mit ihrer Kunsthand das Gewehr über ihrer Schulter. Es war nicht die einzige Waffe, doch eine der effektivsten.
Immer wieder verlängerte das Modell einen seiner Finger zu einer Stich- und Hiebwaffe, um Pflanzenproben abzuschneiden und auf dafür vorgesehene Platten zu legen, zwischen denen die Pflanzenteile transportiert wurden. Die kleineren und größeren Platten kamen in eine große Tragebox, die das Modell wie einen Tornister auf dem Rücken trug. In regelmäßigen Abständen setzte es die Box ab, scannte die Umgebung und machte sich daran, neue Proben zu sammeln.
Auf diese Weise wurden täglich neue Pflanzen in das Labor geschafft.
Die Warlynne hob den Gewehrlauf, als ein kugelförmiges Geschöpf aus den rotvioletten Büschen neben ihr brach. Es war von grauer Farbe, etwa so groß wie ein menschlicher Kopf, und kugelte dicht an ihr vorüber, als würde es sie nicht wahrnehmen. Die Warlynne senkte das Gewehr und ging dem Wesen langsam hinterher, um es mit ihrer integrierten Kameraeinheit zu filmen. Die Daten wurden direkt in die Anlage übertragen.
Das graue Wesen beschleunigte. Mit rascher werdenden Schritten folgte der Kunstmensch. Er war inzwischen am Rand des Dschungelgebietes angelangt. In wenigen hundert Metern begann braungraues Ödland.
Die Warlynne blieb abrupt stehen, als sie auf eine Lichtung mit vier der fischköpfigen Reptilien geriet, die sie bereits beim ersten Auftrag entdeckt hatte. Zwei von ihnen drehten sich um, rissen das Maul auf und stießen röhrende Laute aus, als sie das Geschöpf am Rand der Lichtung stehen sahen.
Die Warlynne erhöhte ihre Alarmbereitschaft und ging langsam nach hinten zurück, das Gewehr im Anschlag. Diese vier Tiere waren anders als die letzten beiden. Sie wirkten aggressiver. Die Warlynne begann den Unterschied zu analysieren.
Die Tiere waren größer und schwerer, ihre Augenfarbe unterschied sich deutlich. Während die anderen beiden Tiere gelb glitzernde Augen gehabt hatten, war ihre Iris dunkelrot.
Das Größte der Tiere fuhr herum und machte einen weiten Sprung auf den Eindringling zu.
Die Warlynne hob das Gewehr und schoss.
***
Sie hatten sich zusammengefunden. Das Zielgebiet war nicht mehr weit entfernt. Der Neugeborene befand sich nun unter anderen. Seinen überflüssigen Restkörper, der nur bei seiner Geburt vonnöten gewesen war, hatte er abgestoßen, nachdem er das Transporttier bestiegen hatte. Seine Größe betrug nun nicht mehr als fünf Zentimeter. Je älter er wurde, desto weniger Körpermasse würde er benötigen.
Der große Sauroide bot viel Raum. Die Wunden, über die die Chasta eingedrungen waren, begannen bereits zu verheilen.
Der Chasta spürte Furcht. So wie es aussah, war ES verschwunden. Falls ES verloren gegangen war, sollte ihm das recht sein. Doch wenn ES entkommen und noch am Leben war…
Was sind das für Wesen, die die Ruhe stören?, fragte er den Chasta neben sich gedanklich; einen älteren, mit dem er körperlich verbunden war. Woher kommen sie so plötzlich? Und wie konnten sie IHM entgehen?
Fragend betrachtete er das Geschöpf, das mit seinen Artgenossen für all das verantwortlich sein musste. Er konnte ferne Bilder empfangen. Das Transporttier sah für ihn. Vor dem Sauroiden stand ein kleineres Geschöpf mit zwei Armen und Beinen vor rotvioletten Retra-Gewächsen.
Der Alte neben ihm sandte ihm eine Vielzahl von Bildern. Der junge Chasta fühlte Schmerz. Da waren Erinnerungen, genetisch abgespeichert in seinem Innersten. Sie waren alt. Uralt. Aus einer Zeit, unvorstellbar weit von seiner jetzigen entfernt. Ferner noch als die Gestirne am Himmel, die er Nacht für Nacht durch die Augen verschiedener Träger bewundern konnte.
Die Bilder zeigten Geschöpfe wie das Wesen vor den
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