246 - Am Ende aller Zeit
beschlossen. Die dritte Phase der Operation begann.
Der Chasta zitterte aufgeregt.
Endlich werden wir handeln.
***
Gordie erwachte. Seit der Operation vor knapp drei Wochen hütete sie das Bett. Sie war noch immer schwach auf den Beinen. Die Wunde am Hals hatte sich zwischenzeitlich entzündet. Auch die Narbe auf ihrer Wange schmerzte noch hin und wieder. Dazu kam, dass Gordie sich seit Tagen seltsam schwach fühlte. Weder sie noch Laurenzo hatten eine Erklärung dafür.
Die blonde Frau griff sich stöhnend an den Bauch. Ihr war speiübel. Sie musste würgen.
»Gordie? Was ist los, Kleines?« Neben ihr richtete sich Laurenzo besorgt auf.
»Mir ist so schlecht.« Gordie würgte erneut.
Laurenzo stand auf und holte einen Eimer. Er stellte ihn mit zitternden Händen ab. »Mir… mir ist auch übel. Vielleicht ist das eine Krankheit…« Er stockte und würgte ebenfalls. »Es… kommt so plötzlich… Eben ging es mir noch gut…«
Gordie sah ihn erschrocken an. Hatten sie sich jetzt doch mit einem fremden Krankheitserreger infiziert? War das Blauschimmer auf Dauer giftig? Sie aßen inzwischen täglich von der halmförmigen Art der Pflanze und bereiteten daraus Gemüse und Suppe zu.
Essen… O Jesus… Ich darf nicht mal dran denken…
Gordie fühlte, wie es ihr von Sekunde zu Sekunde schlechter ging. Ihre Hände umklammerten den Plastikeimer. Sie sah in Laurenzos Gesicht. Er war bleich, seine Lippen bebten.
Gordie fühlte Schmerzen in ihrem Magen, ihrer Speiseröhre und in ihrer Kehle. Die Luft blieb ihr weg. Panisch spie sie aus.
»Was ist das?«, wimmerte sie. »Laurenzo, was ist das?«
Es war etwas in ihr. Etwas, das sie schon länger in sich trug und das sich ihr nun mitteilte, während es mit Gewalt aus ihr heraus brach. Sie sah an Laurenzos Gesicht, dass auch er diesen Horror durchmachte.
Entsetzt starrte sie in den Eimer. In der Flüssigkeit wanden sich fingernagellange schwarze Würmer. Auch Laurenzo erbrach sich. Neue Würmer stürzten in den Eimer.
Chasta.
Der Name war plötzlich da, während Gordie röchelte und erneut würgte. Etwas schob sich quälend langsam ihre Speiseröhre herauf.
Chasta. Sie sind Chasta. Sie haben uns als Wirtskörper benutzt.
Eine Unzahl von Bildern überflutete die junge Frau. Unter Schock sah sie, wie die erbrochenen Würmer im Eimer aufeinander zu krochen und sich verknäulten.
Sie haben mich und Laurenzo benutzt, erkannte Gordie. Ihr Wissen um die parasitären Geschöpfe wuchs mit jedem Chasta, den sie von sich gab. Die Wesen nahmen zu ihr Verbindung auf. Sie sind über die Echsenlibelle in mich eingedrungen – und über mich auch in Laurenzo. Ich habe ihn infiziert. Sie haben uns gelenkt wie Sklaven. Und nun werden sie ihren Plan verwirklichen…
Gordie dachte nicht weiter. Sie wischte sich mechanisch über den Mund. Blut bedeckte ihren Handrücken. Es gab kein Gefühl mehr in ihr. Teilnahmslos stand sie vom Bett auf.
Laurenzo erhob sich ebenfalls. Seine Augen waren leer und tot. Wie Zombies gingen sie zum Ausgang des Zimmers, hinein in den Gang, als die Chasta sie ein letztes Mal steuerten.
Ich gehe in den Tod, dachte Gordie mit erschreckender Gewissheit. Aber wenigstens tut es nicht weh.
***
»Was war das?« Collyn Hacker war trotz der späten Stunde noch immer wach. Er saß mit Horstie von Kotter in der Kommandozentrale.
»Ich habe nichts gehört«, brummte der Oberst, der an einem der Rechner das Programm für die neue Warlynne-Produktion durchging.
Erneut erklang ein dumpfes Wummern, als hätte jemand etwas im Gang fallen gelassen.
Hacker stand auf und ging hinaus. Er sah gerade noch, wie zwei Menschen in Richtung des Ausgangs gingen… oder vielmehr wankten.
Von Kotter kam zu ihm. »Laurenzo und Gordie«, meinte er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Wahrscheinlich wollen sie raus, sich den Mond ansehen.«
Hacker hörte den Unwillen in der Stimme des Oberst. Von Kotter war wütend auf Laurenzo, und enttäuscht, weil der Arzt seine Zeit fast ausschließlich Gordie widmete.
»Sie laufen so sonderbar. Als wären sie betrunken.«
»Trunken vor Liebe«, knurrte der Oberst abschätzig und wandte sich wieder der Kommandozentrale zu.
Hacker sah kurz zu von Kotter, dann traf er eine Entscheidung. Er folgte den beiden. Langsam ging er hinter dem verliebten Paar her. Was hatte das Geräusch vorhin verursacht? War einer der beiden gestürzt? Ging es ihnen nicht gut?
Hacker kam an das offene Schott. Unter dem bleichen Mondlicht erkannte er die
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