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246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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nicht größer als dieses Gebiet. Das Leben konzentriert sich auf die verbliebenen Ozeanpfützen am Grunde der Seegräben. Ansonsten scheint die Erde ein trockener, lebensfeindlicher Planet geworden zu sein.« Von Kotter drehte sich um und holte ein Bild auf den größten Monitor des Raumes. Es zeigte eine karge Ödlandschaft. Braunschwarze Schlacke bedeckte den Boden. »Das nächste Gebiet, das annähernd mit diesem zu vergleichen ist, liegt zweihundertfünfzig Kilometer entfernt. Dazwischen liegt ein Niemandsland, unfruchtbar und öde.«
    »Gibt es irgendwelche Anzeichen von intelligentem Leben?« Laurenzo kratzte sich an seinem weißen Dreitagebart.
    »Keine«, meinte Sergeant Till, der wie eine Statue neben dem sitzenden Hacker stand. Collyn Hacker starrte mit leeren Augen vor sich hin. Laurenzo schauderte, als er ihn betrachtete. Die Art, wie Hacker vor sich hinstierte, erinnerte ihn an einen Toten. Der Mann ist dabei sich aufzugeben. »Wir müssen es den Rev’rends sagen.« Von Kotter nickte. »Die Spinner wollen sowieso eine Zusammenkunft. Marty Luder hat mich vor wenigen Minuten darum gebeten. Ich schlage vor, wir versuchen erst einmal, uns von den Neuigkeiten und den Schrecken der letzten Stunden zu erholen. Müssen wir mit weiteren Tierangriffen rechnen?«
    Laurenzo schüttelte den Kopf. »Nein. Die anderen Spezies sind gut verwahrt. Ich hätte nie geglaubt, dass diese friedfertig wirkende Libellenechse derart zielstrebig angreift. Es passt nicht zu ihrem sonstigen Verhalten. Das Tier hat bisher überhaupt keine Aggressionen gezeigt, sonst hätte ich Gordie nicht damit gehen lassen. Fast scheint es als…« Laurenzo brach erschöpft ab. Als ob das Tier seinen Ausbruch geplant hätte, hatte er sagen wollen. Aber er sagte es nicht. Er war müde und überreizt. Der Vorfall war ein bedauerlicher Unfall gewesen, nicht mehr.
    »Gut.« Für Horstie von Kotter schien das Thema damit beendet. »Werten wir die Daten aus, die uns die Warlynnes geschickt haben. Die meisten der Fernläufer müssten innerhalb der nächsten Stunden zurückkehren und weitere Daten und Proben mitbringen. Es wartet also jede Menge Arbeit auf uns.«
    »Was ist mit der Konferenz, die die Rev’rends gefordert haben?«, fragte Sergeant Till.
    »In drei Tagen«, beschied von Kotter knapp. »Bis dahin sollten wir den wichtigsten Teil der neuen Daten ausgewertet haben.«
    Die anderen nickten zustimmend. Schweigend machte Laurenzo sich wieder auf den Weg zu Gordie.
    Es gibt keine Hoffnung mehr. Zumindest keine Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr. Der Arzt fuhr sich Halt suchend durch die Haare. Ich bin froh, dass ich dich habe, Gordie. Ohne dich könnte ich die Situation nicht ertragen.
    ***
    Der Neugeborene konnte nichts sehen. Anscheinend hielt das unbekannte Geschöpf, in das sie sich vorgearbeitet hatten, die Augen geschlossen. Er schauderte bei der Erinnerung an den Einsatz. Fast wäre alles schief gegangen. Zwar hatten sie nach Plan einen Zugang geschaffen, durch den sie in die Speiseröhre und in den Magen gelangen konnten, doch nachdem sie den Shawiba verlassen hatten, war das Tier außer Kontrolle geraten. Es hatte den Zweibeiner schwer verletzt. Beinahe wäre das unbekannte Wesen an den Folgen des Angriffs gestorben.
    Der Chasta zitterte bei dieser schmerzvollen Erinnerung.
    Beruhige dich, nahm er die Bilder des Alten wahr. Wir haben es geschafft. Nun können wir in Ruhe beobachten.
    Beobachten. Darauf freute sich der Chasta. Und wenn sie genug beobachtet hatten, würden sie sich entscheiden, was mit den Zweibeinern, die die Ruhe störten, geschehen sollte.
    ***
    Collyn Hacker war am Ende seiner Kräfte. Langsam begann er sich zu fragen, ob David Columbu nicht das einzig Richtige getan hatte.
    Der schwarzhäutige Computerspezialist saß auf einem der Stühle, die man für die große Versammlung in die Halle der Rev’rends gebracht hatte, und musterte den naiv bemalten Altar mit dem roten Kreuz und die Schlafstätten der Gläubigen. Viele hatten sich Holzkreuze gebastelt, die an der Wand über ihren Betten hingen. Ein Teil der Hallenwände war bemalt worden. Die meisten Abbildungen zeigten Engel und Kraft spendende Zeichen wie Kreuze und Rosenkränze.
    Hacker musste an frühzeitliche Höhlenmalereien denken. Wenn der Plan der Rev’rends gelang und diese zerlumpte Schar tatsächlich die neue Erde bevölkerte – würden diese Malereien dann irgendwann ein ebensolches Wunder sein? Und was würden zukünftige Völker erst über diese

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