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246 - Am Ende aller Zeit

246 - Am Ende aller Zeit

Titel: 246 - Am Ende aller Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Corporal Columbu rieb sich die Augen, blinzelte und schloss sie erneut.
    Columbu und Hacker standen mit den neun WCA-Kämpfern am Flussbett. Der Wasserfall neben ihnen war bereits dünner geworden und auch der Pegel des Flusses war deutlich abgesunken.
    Fassungslos setzte Hacker das Binokular ab. »Das kann doch nicht sein! Wie kann hier plötzlich ein gottverdammter Dschungel wachsen?« Er war völlig perplex.
    »Sir«, meldete der Panzerpilot vom offenen Nixon her. »Der Panzer ist wieder einsatzbereit.«
    Hacker versuchte die Fakten zu begreifen und zu ordnen. So wie es aussah, waren sie von der fremden Vegetation kreisförmig eingeschlossen! Ein unbekanntes Phänomen hatte die Wirklichkeit verändert. Oder etwas mit ihrem Verstand angestellt, das sie Dinge sehen ließ, die nicht da waren.
    Ich brauche Messinstrumente. Ich muss analysieren, was hier vor sich geht…
    Es gab nur einen Ort, an dem er solche Instrumente finden konnte. »Wir fahren hinunter zur Anlage«, entschied er bleich. Seine Beine fühlten sich weich an. Ihm wurde übel. Kopfschmerzen breiteten sich rasch in seinem Schädel aus. Sein Gehirn versuchte das Unfassbare zu verarbeiten und scheiterte kläglich daran.
    Wenn da draußen ein Dschungel ist… wo ist dann Waashton? Wo sind Black und Takeo?
    Er blickte zu seinem Freund, Corporal Columbu. Auch der war bleich. Seine Wangen wirkten eingefallen, tiefe Schatten lagen unter den entsetzten Augen und auf der Stirn kräuselten sich Sorgenfalten.
    Die anderen sahen nicht besser aus. Alle Männer des Stoßtrupps waren geschockt, doch sie taten, was er ihnen befahl. Noch arbeiteten sie militärisch diszipliniert und versuchten sich ihre Furcht so wenig wie möglich anmerken zu lassen.
    Ich muss ruhig bleiben. Wenn ich die Nerven verliere, drehen alle durch…
    Er riss sich zusammen und schlug Columbu aufmunternd auf die Schulter, auch wenn ihm im Moment mehr danach war, sich zu übergeben. »Los, gehen wir. Alles wird sich aufklären, da bin ich mir sicher.«
    Gemeinsam mit den Männern quetschte er sich in den engen Nixon-Panzer. Er konnte den Angstschweiß der anderen überdeutlich riechen. Einige hielten ihre Waffen zwischen den Knien, den Lauf zur Decke gerichtet. Der Panzer pflügte durch das unebene Gelände und die Männer spürten jede Bodenwelle. Keiner sprach. Jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Was ist das?«, murmelte David Columbu nach wenigen Minuten und wies auf ein rotes Blatt, das an der Decke des Mannschaftsbereichs hing.
    Hacker sah hinauf. Das rote Ding war dreieckig. Es hatte die Länge seines Daumens. Auf der fleischigen Oberfläche saßen lange hellrote Haare. Sie wirkten steif wie Nadeln.
    Das sind keine Haare…
    Columbu stand gebückt auf und streckte die Hand aus.
    Hacker hob schützend den Arm. »Nicht! Das ist…«
    Doch es war bereits zu spät! Columbu brüllte vor Schmerz.
    ***
    Die knapp zwanzig unverletzten Rev’rend-Anhänger legten die Toten nebeneinander und halfen den Verwundeten, so weit sie es konnten. Sie hatten einen Heiler in ihren Reihen, der seit dem »Strafgericht Gottes« Schwerstarbeit leistete.
    Rev’rend Rage betrachtete den Platz der Verwüstung. Langsam verließ ihn die Euphorie. Ja, der HERR hatte ihm und den Seinen ein Wunder geschenkt, doch er hatte auch viel dafür verlangt. Vielleicht zu viel.
    »Steinig sind deine Wege, o HERR, und unergründlich«, flüsterte der Erzbischof ergriffen, als er gemeinsam mit Torture einen achtzehnjährigen Mann ablegte, der in den vergangenen Monaten im Fordtheater in Waashton, der Tempelresidenz der Rev’rends, in der Küche gearbeitet hatte.
    Der Tote war der Letzte von insgesamt zweiundzwanzig Verstorbenen. Sie lagen nebeneinander abseits des Kampfplatzes.
    Überall war Wehklagen zu hören. Die Anhänger trauerten lautstark über die Gefallenen, beteten zum Herrn und suchten immer wieder Trost bei den Rev’rends, die sie mit Worten aufzurichten versuchten.
    Rev’rend Torture sprach eben zu einem verletzten Mann, der eine Schusswunde ins Bein erlitten hatte, als ein sonderbares Geräusch näher kam. Es wurde rasch lauter. Von einer Sekunde auf die andere war es über ihnen. Plötzlich war der gesamte Platz von einem lauten, zornigen Brummen erfüllt!
    »Bei allen Heiligen…« Der Rev’rend schlug wild um sich. Überall sausten rote Insekten durch die Luft! Sie legten sich wie eine Wolke über den Platz. Ihre dreieckigen, dreifachen Flügel flatterten heftig, während sie aus ihren fleischigen Hinterleibern

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