2460 - Soldaten der Nacht
geglaubt hätte."
„Du meinst das wirklich so", sagte er nach einer langen Pause von fast einer vollen Sekunde. „Du ..."
Dao-Lin-H’ay war auch eine Legende, und Legenden logen nicht – nie!
Selbst Ronald Tekener tat das nur, wenn er sich davon einen Vorteil versprach. Nein, sie war ehrlich zu ihm ... ihnen! Sie hatte sich seine Klagen zu Herzen genommen, mit Atlan gesprochen und dort wahrscheinlich offene Türen eingerannt.
„Geht es dir gut, Leutnant Unamato?", klopfte die Stimme der Kommandantin an seinen im Nirwana treibenden Geist. „Ist alles in Ordnung?"
„Alles, Kommandantin! Ich ... werde es meinen Kameraden sagen", rief er aus und hastete durch das Holo hindurch zur Tür seiner Kabine. „Oh, entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun.
Äh ... und danke!"
*
Dao-Lin-H’ay hatte ein wenig ein schlechtes Gewissen.
Natürlich erwartete Atlan die hundert Mom’Serimer. Sicher war man auf der BURTON in diesen Minuten dabei, die benötigten Unterkünfte für sie frei zu machen. Aber Begeisterung sah anders aus.
Atlan hatte sich in sein Schicksal gefügt.
Sie wusste nicht, wie viel Überwindung es ihn gekostet hatte. Seit der Besprechung hatten sie kaum miteinander gesprochen. Sie hatte ihre Arbeit und er auch – wobei er wesentlich mehr mit dem Ausfeilen und der möglichen Umsetzung seiner wahnwitzigen Vorstellungen beschäftigt war als sie mit der Leitung und dem weiteren Ausbau des Stützpunkts.
Sie hatte ihre Bedenken zum Ausdruck gebracht. Was der alte Freund vorhatte, war mehr als tollkühn. Aber vielleicht die einzige Chance, jemals dorthin vorzustoßen, wo der Gegner wirklich zu treffen war – falls er überhaupt zu treffen war ...
Vielleicht war es ja schon zu spät.
Doch wenn sie noch viel länger warteten, würde es dies mit Sicherheit sein.
Die Mom’Serimer ...
Nein, begeistert hatte der Arkonide nicht gewirkt, als sie ihm, Oberst Theonta übergehend, die Beschwerde der Plagegeister vorbrachte, die auf der SOL eine Heimat gehabt hatten, aber hier auf Winola III jeden „normalen" Betrieb behinderten oder unmöglich machten, wo immer sie auftauchten.
Und auf der BURTON würde es nicht viel anders sein.
Wahrscheinlich hatte Tekener den Ausschlag gegeben. Der Smiler hatte ihnen die hundert geschickt – zur „Fortbildung", wie er es nannte.
Das war ein sehr dehnbarer Begriff.
Nach der Schlacht um die SOL hatte man dort erkannt, dass die kleinen Plagegeister über Potenzial verfügten.
Sie waren wertvoll und verdienten es, gefördert zu werden. Sie verfügten über Begabung und versteckte Qualitäten – und hatten sich im Kampf bewährt.
Tekener, das wusste Atlan so gut wie Dao, tat nichts, ohne vorher genau abzuwägen. Und wenn er ihnen die Mom’Serimer geschickt hatte, musste er seine Gründe haben und sich etwas davon versprechen. Es nicht deutlich zu verraten, entsprach seinem Naturell. Er spielte und ließ spielen ...
Nein, ganz sicher hatte Atlan das im Kopf gehabt, als er mit grimmiger Miene seine Zustimmung gab. Auf dem Planeten waren die Hektischen ein Störfaktor und ohne praktischen Nutzen. Das konnte der Smiler nicht gewünscht haben.
Also die RICHARD BURTON? Dort, wo viel eher bedeutsame Dinge zu erwarten waren – und am Ende auch das, wovon Leutnant Unamato träumte?
Die Kartanin seufzte und fingerte ein Pfefferminzbonbon aus der Tasche. Sie hoffte, dass sie keinen Fehler begingen.
Hundert quirlige Mom’Serimer waren auch für einen Raumriesen wie die BURTON eine ganze Menge.
Vielleicht gelang es Leutnant Unamato, seine Kameraden zu zügeln.
Wenn er es schaffte, sich bei ihnen Respekt zu verschaffen, konnte es gut gehen. Mit ihm konnte man reden, wenn man es geschickt genug anstellte.
Es hätte auch schiefgehen können.
Ein paarmal hatte sie das Gefühl gehabt, er würde sie durchschauen, als sie ihn einlullte wie die Katze die Maus.
Aber er hatte es „geschluckt".
Tekener hat gewusst, was er tut!, beruhigte sie sich. Und Atlan ist auch kein kleines Kind mehr ...
Sie schob sich ihr Bonbon in den Mund und fragte sich, was ein Mom’Serimer wohl an terranischem Pfefferminz finden konnte.
4.
15. Februar 1347 NGZ
Fragestunde
Die RICHARD BURTON umkreiste Winola III in ihrem weiten Orbit, scheinbar träge und ohne Anzeichen dafür, dass sich an diesem Zustand in näherer Zeit etwas ändern sollte. Dabei drängte die Zeit.
Die SOL war noch nicht von ihren Erkundungsflügen am Kernwall zurückgekehrt. Sie sandte regelmäßig
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