2460 - Soldaten der Nacht
geschickt kodierte Funksprüche mit scheinbar belanglosem Inhalt über Kolonnen-Funk, die innerhalb Hangays unauffälligste Frequenz, aus denen hervorging, dass auch sie keinen Weg in die abgeschnittene Zone hinein fand.
Aber sie „blieb am Ball".
Umso erstaunlicher mochte es scheinen, dass die BURTON ihre Bahn nicht verließ und im Winola-System verharrte, während „draußen" am Kern die Zeit gegen sie spielte und die Chaosmächte weiter Fuß fassten.
Und doch herrschte Hektik an Bord, was nicht nur mit der ausgebrochenen Mom’Serimer-Pest zusammenhing.
Atlan ließ seine Spezialisten arbeiten und Berechnungen anstellen – alles für den Fall der Fälle, über den er mit niemandem sonst gesprochen hatte als mit Dr. Indica, Dao-Lin-H’ay und Oberst Theonta. Und alle konnten es spüren, das Fieber, das sie erfasst hatte, denn ...
Atlan plante!
Etwas würde kommen und geschehen. Und dann würden sie alle gefragt sein. Dann kam es auf jeden Einzelnen an und jede Sekunde.
Bis dahin ... hatten sie die Pest an Bord ...
Seit nunmehr acht Tagen waren sie da. Atlan hatte sich mehr als einmal sagen lassen müssen, dass es falsch gewesen war, sie zu holen und damit dem Stützpunkt vielleicht eine Katastrophe zu ersparen – wenn man damit die Katastrophe auf die RICHARD BURTON verlagerte.
Oberst Theonta ließ nicht mit sich reden. Er hatte seinen Protest erklärt und alle Verantwortung von sich gewiesen.
Die RICHARD BURTON, darauf beharrte er, war ein Kampfschiff. Den größtmöglichen Schaden konnten die Mom’Serimer also nur hier anrichten.
Atlan konnte nicht widersprechen.
Dennoch stand er zu seiner Entscheidung und schickte die Gäste nicht zurück.
Ein Ronald Tekener tat nichts ohne Sinn. Wenn er ihnen die hundert Plagegeister geschickt hatte, und das auch noch gerade jetzt, dann dachte er sich etwas dabei. Dann glaubte er an die – teils bereits offenbar gewordenen und teils noch verborgenen – Qualitäten der kleinen Hektiker, der Armee der NACHT.
Atlan hatte Dao-Lin-H’ay die Quälgeister abgenommen, gegen den Willen seiner Offiziere. Ihm war klar, dass auch er sich auf ein Spiel eingelassen hatte. Wenn es schiefging und er verlor, würde er vielleicht bis an sein Lebensende mit dem Spott und dem Schaden leben müssen. Wenn er aber Glück hatte ...
Er sah Tekeners grinsendes Narbengesicht vor sich, als er in der Messe auf die Ankunft der Hektiker wartete.
Die Mom’Serimer waren unter Kontrolle. Er war nicht so blauäugig, dass er nicht dafür gesorgt hätte, dass sie dem Schiff und dem Schiffsbetrieb keinen ernsten Schaden beibringen konnten. Sie hatten ihren Auslauf und konnten sich dort umsehen, wo es nicht gefährlich war.
Noch war es zu keinen ernsthaften Zwischenfällen gekommen. Manche Raumfahrer zeigten sich sogar froh über die Abwechslung im tristen Bordalltag, solange die RICHARD BURTON im Orbit verharrte.
Atlans ganz persönlicher Plagegeist hieß Unamato.
Der Mom’Serimer-Leutnant klebte an ihm wie eine Klette. Wo auch immer er sich verbarg, fand er einen Weg, zu ihm vorgelassen zu werden. Selbst in den Schlafperioden konnte es passieren, dass er sich bei ihm meldete. Atlan trug die Verantwortung für das Schiff, er konnte sich nicht einfach „tot stellen" und alle Anrufe blockieren.
Zuerst hatte Unamato sich und seine Armee vorgestellt. Es war ihm gelungen, sich bei den Kameraden und, was erstaunlich war, auch den anderen fünf Leutnants Respekt zu verschaffen. Nur er durfte mit Atlan verhandeln, wie sie es nannten, sonst keiner.
Der Arkonide war sein Idol, sein Held, seine Legende. Wo und wann immer Unamato Atlan zu fassen bekam, begann er sofort von der SOL zu reden, von Atlans Großtaten und vom ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, Ordnung und Chaos ...
Von den endlosen Weiten ...
Er wollte alles von Atlan wissen.
Wirklich alles. Er fragte und redete ihm Löcher in den Bauch. Er und die Seinen waren fast durch die Bank Spezialisten im Fach Historik und kannten sich mit der Geschichte „ihrer" SOL besser aus als die meisten Terraner – und waren insbesondere über Atlans Rolle in der wechselhaften Geschichte des Hantelraumers bestens im Bilde.
Unamato schreckte auch nicht vor privaten, intimen Fragen zurück. Kein Thema schien ihm tabu zu sein, solange es sein Idol anging, die Legende.
Und dann kam er unweigerlich auf sein Lieblingsthema zu sprechen: den gemeinsamen Einsatz mit Atlan, von dem er geträumt hatte ...
Der Arkonide konnte schroff zu ihm sein, das
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