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2462 - Der Fund von Amienolc

Titel: 2462 - Der Fund von Amienolc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verspürst keinen Ekel wie vor dem Diskontinuum des Grenzwalls?"
    „Nein, das nicht. Die Anwesenheit ist eher ... neutral, passiv, irgendwie in sich gekehrt."
    „Besteht beidseitiger Kontakt?", fragte Blo Rakane mit für halutische Verhältnisse gedämpfter Stimme.
    „Eigentlich nicht mal einseitiger."
    Trim zitterte kaum mehr. Auch die Gesichtsfarbe kehrte zurück; allerdings war er in Schweiß gebadet.
    Und verärgert. „Meine Parasinne haben angeschlagen, weil da vorn", er streckte den Arm aus und zeigte ungefähr in Flugrichtung, „im Zentrum der dimensionalen Anomalie eine mächtige, lebende Entität ist. Mehr weiß ich nicht, Punkt. Von mir aus nennt es eine psionische Passiv-Ortung."
    „Apropos." Der Smiler drehte sich zur Funkleitstation. „Hat sonst jemand etwas bemerkt?"
    Tess senkte den Blick auf die Anzeigen ihres Pults. Die Werte waren unverändert, exakt dieselben wie seit dem Erreichen ihrer derzeitigen Position.
    Das meldete auch Viena Zakata, obwohl Tekener selbstverständlich ebenfalls direkten Zugriff auf die Daten hatte. Dass der Expeditionsleiter trotzdem nachfragte, zeigte Tess, wie sehr er darauf bedacht war, nicht das kleinste Detail zu übersehen.
    Ein zweites Mal lässt Tek die SOL nicht in eine Falle der Chaosmächte fliegen ...
    Ihr direkter Vorgesetzter Tangens der Falke, der zusammen mit SENECA die Ergebnisse der Kantor-Messwerke interpretierte, ergriff das Wort. „Wir sind inzwischen die Aufzeichnungen durchgegangen. Es gab keinerlei markanten Ausschlag, weder vor noch nach Trim Maraths Aufschrei."
    Der umweltangepasste direkte Lemurernachfahre hätte allein mit seinem starren, äußerst bedrohlichen Blick jeden, der ihn nicht besser kannte, in die Flucht gejagt. Tess hingegen registrierte die für Korphyren typisch eng beieinanderstehenden, lidlosen Augen, die Hakennase, den haarlosen, faltigen Schädel und die braunen Zähne nur mehr in Ausnahmefällen. Zumal Tangens, entgegen seiner Furcht einflößenden Mimik, ein besonnener, ruhiger, durch und durch ausgewogener Typ war.
    „Danke." Ronald Tekener stand auf und trat an die Brüstung des Kommandopodestes. „Startac und Benjameen, der Vollständigkeit halber ...
    eurem Schweigen entnehme ich, dass keiner von euch Trims Empfindungen bestätigen kann?"
    „So ist es", antwortete Tess’ langjähriger Lebensgefährte.
    Seine paranormale Begabung des Zeroträumens konnte Tek sowieso nicht gemeint haben, schließlich musste Ben dazu schlafen. Dem Smiler ging es um die allgemeine Sensibilität der Mutanten, die schon öfter auf hyperphysikalische Phänomene der entstehenden Negasphäre reagiert hatten.
    „Innerhalb meiner gewohnten Reichweite", ergänzte Ben, „kann ich auch keine erhöhte Konzentration von Vibra-Psi wahrnehmen."
    „Dito", bestätigte Startac Schroeder.
    „Gut." Teks Hände umfassten die Reling des Podests. Offenbar hatte er eine Entscheidung gefällt.
    „Bei aller Wertschätzung deiner Fähigkeiten, Trim – mir liegen zu wenig Informationen vor. Jeder an Bord weiß, dass ich selten ein Risiko scheue. Aber unter diesen Umständen und da die SOL voraussichtlich in der Verwerfungszone derselben Desorientierung unterläge wie die Traitanks ... Wir würden das Objekt ja gar nicht finden."
    „Moment", rief Trim. „Ich kann uns hinbringen."
    „Wie bitte?"
     
    *
     
    Der kleinwüchsige Mutant war in seinem Sitz zusammengesackt, mit geschlossenen Augen, gleichmäßig atmend. Tess hatte gedacht, er wäre, ermüdet von der Anstrengung, eingenickt.
    Nun aber richtete er sich jäh auf.
    Seine dunklen Pupillen schimmerten wie feuchter Bernstein. „Ich habe zwar keine Ahnung, was es ist – aber ich spüre sehr genau, wo es sich befindet."
    „Du willst uns lotsen?", fragte Roman Muel-Chen ungläubig.
    „Sicher." Marath stutzte, als schrecke er vor der eigenen Courage zurück und müsse seine Überzeugung hinterfragen. „Ja, doch, das traue ich mir zu."
    Ausnahmslos alle Mitglieder der Zentrale-Besatzung starrten ihn an.
    Trim, dem das unangenehm war, wackelte mit dem Oberkörper. „Ich kann’s euch beweisen. Komm, Star, wirble mich herum! Mach schon."
    Schroeder zögerte nicht lange. Er drehte den Sessel mehrmals um die eigene Achse.
    „Okay, das reicht." Marath, der sich die rechte Hand vor die Augen gepresst hatte, hob langsam den linken Arm. „Das vorderste Glied meines Zeigefingers", sagte er. „Bitte vermesst den Richtungsvektor des Knochens und vergleicht ihn mit den Ortungen.
    Na, wo zeige ich hin?

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