2474 - Zwei Psi-Emitter
hast du mir zu sagen?"
Lilas kindliches Riesengesicht verzog sich zur Grimasse. Zugleich nahm Zerberoff einen Schwall von Zufriedenheit auf. Die Mamsell, erkannte er, war außerdem hochgradig erregt.
„Die Registereinheit 1.199.188 ist falsch!", brachte sie bebend über die Membran. „Ich habe meine Schätzung mehrmals wiederholt, doch das Ergebnis blieb unverändert. An Bord befinden sich Kolonnen-Angehörige in großer Zahl, ebenso Fremde. Sie können nur Gegner TRAITORS sein."
„Nach CRULT werden oft Gefangene gebracht ..."
Lila hob ihre dürren Ärmchen, als wolle sie dem Kapitän tatsächlich das Wort abschneiden. Die Bewegung wirkte, als hinge sie an Fäden, die ein Unsichtbarer bewegte. Doch Zerberoff ließ sich davon nicht täuschen. Er spürte Lilas Triumph und dass sie sich am Ziel aller Wünsche wähnte.
„Meine Schätzungen konnten sich immer mit den Ergebnissen von Supratroniken messen, im Bereich der intuitiven Erfassung sind wir Umraum-Pflegerinnen sogar deutlich effektiver. Ich bin während meiner Wiedereingliederung in den Kontrollprozess auf das Ungleichgewicht der Einheit 1.199.188 gestoßen und habe daraufhin mehrere Wahrscheinlichkeiten erwogen."
„Worauf willst du hinaus?", fragte Zerberoff mühsam beherrscht. „Sag es klar und eindeutig, aber stehle mir nicht unnötig die Zeit!"
„Du weißt, was ich sagen will", sagte Lila forsch. Diesmal ließ sie die unterwürfige Anrede weg. „Um es gleich vorwegzunehmen: Sollte ich an einer Überdosis Endogener Qual oder irgendwie anders sterben, werden meine Erkenntnisse kurz darauf an die Terminalen Herolde weitergeleitet."
„Was willst du von mir?"
„An Bord des Traitanks befinden sich Terraner, nicht wahr? Du hast ihnen ermöglicht, CRULT zu erreichen.
Der Tod des Vizekapitäns hängt ebenfalls damit zusammen. Um Malikadi ist es allerdings nicht schade."
„Was willst du?"
Lila schwieg. Augenblicke später lachte sie schrill auf.
„Ich erwarte Lebensfreude, Zerberoff. Streichle mich mit deiner Qual, mach, dass mein Körper bebt und der Schmerz wohlig ins Gehirn emporschießt. Was meinem Körper nie gestattet wurde, will ich endlich spüren ..."
Gurgelnd verstummte die Mamsell, als sie die Berührung in ihrem Geist spürte. Zerberoff packte mental zu.
Was andere schon an den Rand des Zusammenbruchs getrieben hätte, war für Lila die einzige Abwechslung in ihrem Dasein ohne Empfindungen. Da war nur eine schwache Erinnerung an ihre Kindheit, als sie noch in der Lage gewesen war, Freude und Zorn, Trauer, Schmerz und Zufriedenheit wahrzunehmen.
In diesem Moment war Lila glücklich. Zerberoff spürte es, und ob er wollte oder nicht, er konnte die Umraum-Pflegerin verstehen. Ein Leben ohne Gefühle – war es ihm nicht auf gewisse Weise ähnlich ergangen?
Und wenn er fester zupackte, wenn er auch diese Lila tötete, sie glücklich sterben ließ? Vielleicht würden die Terminalen Herolde dann wirklich von Registereinheit 1.199.188 erfahren. Er wusste es nicht, doch das Risiko war groß.
Zerberoff lockerte den mentalen Griff.
„Ich warne dich, Lila", sagte er schneidend scharf aus Zerbones Mund.
„Gibst du dein Wissen weiter, wirst du bereuen, CRULT jemals gesehen zu haben."
4.
Die Überprüfung der Assassinen durch Mor’Daer und Awour hatte sich als Fehlschlag erwiesen.
„Und nun?", fragte Zerberoff unüberhörbar zynisch, als Osbangur ihn wieder in der Taktik-Zentrale aufsuchte. „Müssen wir wirklich zwanzig Millionen Individuen auf CRULT überprüfen? Wie viele verschiedene Völker mögen auf der Burg vertreten sein – sechzig, siebzig?"
„Eher einige mehr", sagte Osbangur schwach.
Die beiden Köpfe des Dualen Kapitäns blickten den Untersuchungsleiter durchdringend an. Osbangur versuchte, dem standzuhalten, doch sein Selbstbewusstsein hatte in den letzten zwei Tagen merklich gelitten.
Die Ermittlungen der Awour und ihrer Helfer führten bislang schlicht ins Nichts. Je mehr Zeit verstrich, desto unwahrscheinlicher wurde ein Erfolg.
Zerberoff hatte nichts anderes erhofft.
Mit Genuss kostete er seine Position aus und ließ Osbangur regelmäßig Bericht erstatten. Es war ihm egal, ob er sich in dem Awour möglicherweise einen Gegner schuf; solche Vorgänge hatten ihn immer schon wenig berührt.
„Es sieht so aus, als wäre Vizekapitän Malikadi wirklich von krankhaftem Ehrgeiz besessen gewesen", gestand Osbangur endlich ein. „Meine Leute haben viele Personen befragt, die mit Malikadi länger als nur
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