2483 - Die Nadel des Chaos

sollte.
    Das Artefakt einer uralten Zivilisation, das vielleicht auch nur ein Gerücht war, genau wie Rutmer Vitkineff. Doch falls es die Stadt tatsächlich geben sollte, würde Sparks sicher davon wissen.
    Er musste versuchen, sie ...
    Eine Erkenntnis tauchte aus den Tiefen seines Unterbewusstseins auf und ließ ihn den Gedanken vergessen. Ich bin schon einmal hier gewesen. Doch er konnte sich an keine Einzelheiten erinnern. Vielleicht, als Sparks ihn entführt und danach sein Gedächtnis gelöscht hatte ...?
    „Du bringst mich zu eurem Versteck!", wagte er einen Schuss ins Blaue.
    Da’inta Sparks sah ihn überrascht an. „Du erinnerst dich daran?"
    „Du wolltest nicht, dass irgendjemand von mir erfährt, wo sich das Versteck der USO befindet", sagte er. „Falls du wirklich Spezialistin dieses Vereins sein solltest und nicht die rechte Hand Savoires und damit ein hohes Tier der Sentenza, was ich noch immer vermute."
    Sie lachte hell auf. „Nein. Wir haben dir unser Versteck gar nicht gezeigt. Ich habe dich durch eine Höhle geführt, die wir absichtlich niemals nehmen, damit die Tu-Ra-Cel nicht den Weg zur echten Bastion aufspüren konnten. Verstehst du, wir haben dir nicht vertraut und vertrauen dir auch jetzt nicht. Aber das muss warten, bis Savoire mit dir gesprochen hat."
    „Savoire? Der Chef der lokalen Sentenza?"
    „Du hast schon einmal mit ihm gesprochen."
    Er konnte sich nicht daran erinnern, aber er sah plötzlich ein Gesicht, ein Gesicht mit einem großen Auge in der Mitte, und er wusste, dieses Bild war falsch.
    Nein, Savoire hatte zwar nur ein Auge, aber das war ... das war ...
    Der Gedanke entfloh ihm wieder.
    Was war nur los mit ihm? Er hatte jede Selbstsicherheit verloren, vermochte die Situation nicht mehr zu durchschauen. Alles, was ihn als TLD-Agent bislang ausgezeichnet hatte, schien verloren gegangen zu sein, verweht von einem Gewittersturm, dessen Blitze sein Innerstes in Flammen zu setzen schienen.
    Der Gleiter flog in einen riesigen Schacht in dem kahlen, unwirtlichen Berg vor ihnen und setzte irgendwann auf, und Atarin verfluchte sich, weil er einfach zuließ, dass Da’inta Sparks ihn gegen die Schulter stieß und aus dem Fahrzeug trieb, hinein in ein unterirdisches Labyrinth, das ihm genauso undurchschaubar vorkam wie der Irrgarten, in den sein Verstand sich verwandelt hatte.
     
    *
     
    Er konnte nicht sagen, wie lange sie durch die Gänge der Etset Secinda gegangen waren oder vielleicht nur durch Stollen, die Kolonialarkoniden gegraben hatten, um Karikin zu schürfen, Karikin, das nun Rutmer Vitkineff an sich bringen wollte. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren.
    Irgendwann blieb Da’inta Sparks stehen und streckte die Hand ins Nichts aus, und vor ihr fuhr ein getarntes Schott zurück, das eine Sekunde vorher noch nicht dort gewesen war. Die Frau mit der Glitzerfrisur packte ihn am Arm und zerrte ihn in einen kleinen Raum, der wie ein Besucherzimmer eingerichtet war, mit einem kleinen Tisch, einigen Sesseln und einem Servoautomaten. In einem der Sessel saß ein Mann mit einem Gesicht, das ...
    Ich habe das schon einmal gesehen, dachte Atarin. Genau dieselbe Szene.
    Ich habe es schon einmal gesehen.
    ... das alles andere als normalarkonoid war. Mund und Nase waren verhältnismäßig klein, und darüber saß in der hohen Stirn ein einziges faustgroßes Auge, in dem es orangegelb zu flackern schien.
    „Savoire", sagte er.
    „Ganz recht", erwiderte der Mann.
    „Und wir müssen reden. Ganz dringend reden. Worüber möchtest du gern mit mir sprechen, Warding?"
    Atarins Gedanken rasten, ohne dass er sie irgendwie fokussieren konnte.
    Ich muss Klarheit in die Sache bringen, dachte er. Ich muss ganz vorn anfangen.
    Hinter ihnen hatte sich das verborgene Schott wieder geschlossen. Er drehte sich zu Da’inta Sparks um.
    Eine illustre Gesellschaft, dachte er.
    Sie befand sich in dem Raum, der Barkeeper, Savoire und Astuin.
    Und er natürlich. Wobei er der Einzige war, der keine Waffe hatte.
    „Über den Anfang", sagte er. „Wer hat Tark Kluf getötet?"
    Die Frau mit der Glitzerfigur hielt seinem Blick stand, schien sogar spöttisch zu grinsen.
    „Was glaubst du denn?", fragte Savoire. „Wie ist Kluf überhaupt in diese Sache hineingeraten?" Er hielt inne und ließ Atarin nachdenken.
    „Allmählich fällt mir wieder ein, was Tark Kluf sich gedacht hat", sagte Atarin schließlich. „Wenn er der galaktischen Öffentlichkeit beweisen könnte, dass vor den Arkoniden schon eine