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2491 - Der dritte Messenger

2491 - Der dritte Messenger

Titel: 2491 - Der dritte Messenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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gelenkt wurde.
    Ein fremder Wille ...
    Kantiran ächzte. Eine dumpfe, kreatürliche Emotion flutete in seinen Geist. Einen Augenblick lang vermutete er, seine Gabe als Instinkttelepath würde anschlagen und er würde ungewollt einen Blick in das instinktive Bewusstsein eines Tieres erhaschen. Doch in der THEREME  II  befanden  sich  keine Tiere.
    Dies war etwas anderes, etwas völlig anderes. Es glich seinen ersten Erfahrungen, die er auf Creiff gemacht hatte, als er seine Gabe noch nicht kannte und sie nicht kontrollieren konnte, als er ungezielt in den Geist eines Raubtiers eingedrungen war - nur dass es ungleich intensiver war.
    Ein fremder Wille ... dunkel und doch strahlend hell ... eindringlich und mächtig ... eine schiere Macht, die alles andere hinwegfegen wollte. War Kantiran in Generalin Kamukos Geist eingedrungen? Sah er in ihr Bewusstsein?
    Das konnte nicht sein! Noch nie war Kantiran dazu in der Lage gewesen. Er war kein Telepath, der die Gedanken anderer Intelligenzwesen lesen konnte. Seine einmalige Psi-Begabung erlaubte ihm nur den Zugriff auf die instinktiven, kreatürlichen Empfindungen von Tieren.
    Doch dies war kein Tier, ebenso wenig wie es eine Intelligenz war. Kantiran nahm keine klaren Gedanken wahr, keine bewussten Empfindungen.
    Ihm schwindelte, er presste die Hände an die Schläfen, wollte es loswerden. Ein fremdartiger, starker Wille überwältigte ihn, drohte sein eigenes Bewusstsein zu zerbrechen.
    In diesen Sekunden glaubte Kantiran, einen Bruchteil dessen zu verstehen, was Kamuko seit Jahrhunderten durchmachte. Denn was Kantiran fühlte, was sich auf Psi-Ebene instinktiv mit ihm verbunden hatte ...
    ... war die Nachtlicht-Rüstung.
     
    6.
    Ca-Her-L'ron: Weißglühend
     
    Ca-Her-L'ron schaute sich misstrauisch um. Irgendetwas stimmte nicht auf der JOHSAB. Sie konnte es sich nicht erklären, wusste nicht, woran sie es festmachen sollte. Seit sie von Rendezvous-Gamma aufgebrochen waren, hatte sie diesen bedrückenden Gedanken verdrängt, doch nun kehrte er mit aller Macht zurück.
    In den letzten Stunden hatten andere Aufgaben sie abgelenkt und ihre volle Aufmerksamkeit gefordert. Sie hatte sich darum kümmern müssen, dass ihre OREON-Kapsel nicht von den Gewalten der Hyperstürme zerrissen wurde, war mit einer winzigen Einheit einen Angriffskurs auf GLOIN TRAITOR geflogen - gegen das gigantischste Gebilde, das sie je gesehen hatte. Vor dem ersten Angriff hatte sie sich nicht einmal vorstellen können, dass so etwas existieren könnte.
    Nun sammelten sich die Schiffe der Angreifer.
    Patron Kantiran hatte sich über Funk gemeldet und eine Rede gehalten, die er wohl für bewegend und motivierend hielt - in Ca-Her-L'rons Ohren drosch er hohle Phrasen. Zweifellos gab er schon bald Anweisungen für eine zweite Angriffsformation, damit der Wahnsinn von vorne beginnen konnte. Er war verblendet. Genau wie alle anderen. Genau wie sie selbst es gewesen war. Vielleicht hingen all die seltsamen Ereignisse nur damit zusammen, dass sich ihre Augen öffneten.
    Sie wandte sich an ihre Mitpilotin.
    »Gut gemacht! Keine Fehler diesmal, was?«
    Nar-Yan-N'ik wirbelte herum. In ihren Augen funkelte purer Zorn. Sie sah aus, als wolle sie aufspringen und ihr die Krallen durchs Gesicht ziehen. Der eisgraue Fellstreifen über der Stirn sträubte sich. »Ich habe mich bei dir entschuldigt! Was soll ich denn noch tun? Es ist schrecklich, dass du so schwer verletzt worden bist! Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich es tun!«
    »Du bist ...«
    »Wenn es möglich wäre, würde ich meinen Arm hinhalten, damit du nicht von der Feuerlohe getroffen wirst! Verstehst du? Es! Tut! Mir! Leid! Aber ich kann es nicht ändern!«
    Diese Beteuerung, von Verzweiflung ebenso geprägt wie von Wut, berührte etwas in Ca-Her-L'rons Innerem. Dennoch war sie nicht bereit, die Worte auszusprechen, die Nar-Yan-N'ik hören wollte. Es wäre Heuchelei gewesen. Sie konnte es nicht. Jeder Blick auf die Entstellungen durch die Brandwunden verbot es ihr.
    »Hört auf!«, gellte die Stimme des Wörrianers durch die Zentrale. Noch nie hatte sie ihn derart erregt erlebt. »Wir haben keine Zeit für solche kleinlichen Streitereien. Wir befinden uns mitten im Krieg!«
    »In einer Atempause«, sagte Ca-Her-L'ron so leise, dass niemand außer ihr es hören konnte. Und wann, wenn nicht während dieser wenigen Minuten, sollte sie die Dinge sonst zur Sprache bringen, die nun einmal geklärt werden mussten?
    »Du bist verletzt«, sagte

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