2491 - Der dritte Messenger
tobenden schwarzen Schlund Athaniyyons. Eine Bastion aus Materie inmitten des Nichts. Ein Widerspruch der Schöpfung, genau wie das, was sich in der riesigen Hauptstation ihrer Feinde abspielte und die Umwandlung Hangays in eine Negasphäre forcierte.
GLOIN TRAITOR maß mehr als 9000 Kilometer, was bedeutete, dass mindestens tausend Kolonnen-Forts inzwischen übereinander zur Nadel des Chaos verbaut sein mussten. Das gewaltige Gebilde war in sich gedreht wie ein DNS Strang, als wolle es den Moralischen Kode selbst verhöhnen.
Der Strang wies eine Breite von 17,6 Kilometern auf - gewaltig, aber angesichts der Gesamtlänge vergleichsweise nadeldünn. Bedachte man, dass zusätzliche Flankenabschnitte im Hyperraum verankert und für die normale Ortung unsichtbar waren, wurde der Irrsinn ihres Angriffs noch deutlicher.
Dieses Objekt versuchten sie zu zerstören?
Kantiran schob alle Zweifel beiseite. Er durfte ihnen keinen Raum geben, denn sie waren irrelevant.
Die THEREME II raste inmitten des Pulks der Angreifer. Die ersten Einheiten feuerten bereits, genau wie er befohlen hatte.
Es hatte begonnen.
Treffer um Treffer schmetterte in die Nadel des Chaos oder verpuffte in deren Schirmen - Kantiran vermochte es nicht zu beurteilen.
In der Akkretionsscheibe tobte die Hölle.
Er sah, wie eine OREON-Kapsel von der Ortung verschwand, weil sie in den Sog des Schwarzen Lochs geriet und hineingerissen wurde. Er wusste weder, wie die Kapsel hieß, noch welcher Friedensfahrer sie bemannte. Sie verschwand unwiderruflich im Sog Athaniyyons, und es änderte nicht einmal die energetischen Verhältnisse des Schwarzen Lochs. Die Masse der Kapsel war zu gering, und gleichzeitig verschwanden Asteroiden und Planetentrümmer vom tausendfachen Umfang.
Dann war die THEREME II heran.
Der Bordrechner kalkulierte den exakt richtigen Augenblick, um die Feuersalve zu starten, den Anflugwinkel, der es erlaubte, möglichst lange auf GLOIN TRAITOR zu feuern.
Es war schneller vorbei, als Kantiran glauben wollte, doch er konnte nichts daran ändern. Dieser kurze Augenblick war sein Beitrag gewesen.
Nach ihm kamen weitere Angreifer, vor ihm waren die ersten längst zu weit von ihrem Ziel entfernt, um selbst noch zu feuern.
Für einen erneuten Angriff war ein zweiter Anflug nötig, mussten die Vibra-Pilotinnen einen neuen Kurs berechnen.
Erste Ergebnisse kamen herein, von den Ortersystemen der verschiedenen Einheiten gesichert. Die Analyse war eindeutig.
»Kant«, flüsterte Cosmuel, die nach wie vor an seiner Seite stand.
Das eine Wort spiegelte all ihre Enttäuschung.
Der Effekt auf die Nadel des Chaos war gleich null gewesen.
Es war, als hätte die Angriffswelle niemals stattgefunden.
»Es ist noch nicht vorbei«, sagte Kantiran verbissen zu seiner Partnerin und öffnete im nächsten Moment eine Funkverbindung in der Zuversicht, dass so viele Einheiten wie möglich ihn hörten.
»Unser Angriff hat GLOIN TRAITOR nicht beschädigt, aber es besteht dennoch Hoffnung! Die Nadel des Chaos ist nicht voll einsatzbereit! Es gibt Zerstörungen, die sie bereits vor unserer Attacke lahmlegten. Die Reparaturarbeiten in GLOIN TRAITOR können noch nicht abgeschlossen sein, was sich daran zeigt, dass unsere Feinde zwar Defensivsysteme einsetzen, uns aber nicht selbst attackieren! Sie haben uns nichts Offensives entgegenzusetzen! Das ist unsere Chance. Wir werden einen erneuten Anflug wagen. Uns bleibt nur die Aussicht, dass die Schirme der Nadel nicht mehr lange halten! Darauf setze ich!«
Er beendete die Funkverbindung und schaute Cosmuel an. »Worauf sollen wir auch sonst setzen?«, fragte er leise.
»Eine neue Ortung«, rief Min-Kan-F'irn von ihrem Pilotensessel aus. »Die JULES VERNE hat den Sammelpunkt erreicht!«
Kantiran fühlte unendliche Erleichterung. Perry Rhodan war hier ... Nun konnte sein Vater den Oberbefehl übernehmen. Rhodan verfügte über mehr Erfahrung als jeder andere in der Angriffsflotte, von Kamuko möglicherweise abgesehen.
Ihm stockte der Atem. Kaum hatte er Kamukos Namen gedacht, als er sah, dass die Gründermutter längst in der Zentrale stand und unruhig hin und her wankte. Ihre Ankunft hatte er nicht bemerkt, doch nun, als er sich nicht mehr mit aller Kraft auf den Angriff konzentrierte, fühlte er etwas.
Die hellgrünen Augen der Aeganerin waren weit aufgerissen und starrten blicklos geradeaus. Kamukos Bewegungen haftete etwas Steifes und Unwirkliches an, als sei sie nur eine Hülle, die von einem fremden Willen
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