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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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begann.
    „Am Ziel!“ rief der Kommandierende, indem er seinen Reitern winkte,
uns von drei Seiten zu umschließen; an der vierten hatten wir die Mauer.
    „Ja, am Ziele!“ wiederholte der ‚General‘.
    Und der ‚Panther‘ sagte, indem er tief und erleichtert Atem holte,
zu uns: „Wir sind angekommen! Nun hört der Spaß auf, und der Ernst
beginnt! Sind wir nun endlich frei?“
    „Ja“, nickte ich, weil der Mir nicht antwortete.
    „Und ihr ergebt euch in euer Schicksal?“
    „Mit Vergnügen!“
    „Das heißt, ihr reitet durch dieses Tor in den Gefängnishof, ohne euch zu wehren?“
    „Ja. Wir haben es versprochen, also halten wir es!“
    Halef band ihn und den General los. Sie erhielten ihre Waffen zurück
und sprangen dann von ihren Pferden. Der ‚Panther‘ machte ein
eigentümliches Gesicht. Er musterte uns, die wir nicht abstiegen, mit
höhnisch lachenden Augen und sagte:
    „Eigentlich wollte ich eure Pferde und Hunde haben. Aber ich weiß,
daß diese Bestien auf geheime Kunststücke gedrillt sind und will also
lieber verzichten. Behaltet sie! Und nun kommt der Abschied!“
    Er trat selbst an das Tor, ergriff den daranhängenden Klöppel und
klopfte. Es wurde sofort geöffnet. Man schien auf dieses Klopfen
gewartet zu haben. Jedenfalls hatte man uns kommen sehen. Das Tor war,
wie ich nun sah, nicht ein einfaches, sondern ein doppeltes. Es gab
zwei äußere und zwei innere Türflügel. Die einen schlugen auf den
freien Platz heraus, die anderen nach dem Hof hinein. Zwischen beiden
lag der Raum, in dem die Gefangenen in Empfang genommen und die hierbei
gebräuchlichen Formalitäten erledigt wurden. Dieser Raum war von
ziemlicher Größe; er bot Platz für uns und unsere Pferde und Hunde. Der
Mir hatte nur von der Mauer, nicht aber auch von diesem Empfangsraum
gesprochen, doch war das wohl kein Grund, nun gleich schon wieder
Verdacht zu hegen und Sorge zu haben. Es gab auch gar keine Zeit dazu,
denn als man die beiden äußern Torflügel aufstieß, wurden zugleich auch
die inneren geöffnet, und es erschien dort ein Mann, wahrscheinlich ein
Beamter, der uns aufforderte, hereinzukommen. Der Mir tat dies sofort.
Ich folgte ihm, und so kamen Halef und die beiden Prinzen der Ussul
ohne Weigern hinterdrein.
    „Grüßt mir den Dschirbani und meinen vortrefflichen Bruder!“ hörten
wir den ‚Panther‘ rufen; dann flogen sowohl die äußeren wie auch die
inneren Torflügel wieder zu, und wir befanden uns in völliger
Dunkelheit.
    „Allah kerihm!“ rief Halef. „Was ist das? Sollte das eine Falle sein?“
    „Jedenfalls“, antwortete ich.
    „Nein!“ widersprach der Mir. „Der Aufseher wird sein Tor gleich wieder öffnen. Das äußere wird freilich verschlossen bleiben.“
    „Wer aber hat es zugemacht? Doch nicht der ‚Panther‘!“ sagte ich. „Durch Menschenhand ist es nicht geschehen.“
    „So geschah es durch irgendeine Vorrichtung, wie es hier in der Gefängnisstadt so viele gibt!“
    „Du versichertest mir aber doch, daß es in der Nummer fünf keine
solche Heimlichkeiten gebe! Steigen wir ab, schnell, schnell! Und
versuchen wir, zu öffnen!“
    Aber noch während ich mich aus dem Sattel schwang, gab es unter uns
ein heiseres Kreischen, wie wenn ungeölte Wagenräder sich drehen, und
der Fußboden begann, sich zu senken. Der Mir schrie laut auf; Halef
schrie, und die beiden Prinzen der Ussul schrien. Die vier Hunde fielen
mit lautem Bellen ein. Es gab da einen Heidenlärm. Ich aber war still.
Es galt, den Kopf nicht zu verlieren, sondern trotz der Größe der
Überraschung vollständig kaltblütig zu bleiben. Wir sanken nicht allzu
tief, vielleicht drei- bis viermal Mannshöhe. Nun hielt die Bewegung
inne, doch nur für kurze Zeit. Dann senkte sich der Fußboden so tief
nach der einen Seite, daß er eine schiefe Ebene bildete, auf der wir
uns nicht halten konnten. Wir glitten nach dieser Seite hinunter, wir
alle, Menschen, Pferde und Hunde. Wären unsere Tiere nicht so edel und
folgsam gewesen, so hätte das einen schlimmen Wirrwarr ergeben; so aber
kamen wir mit einigen Stößen und leichten Quetschungen davon.
    „Licht machen! Schnell, schnell!“ befahl der Mir.
    „Nein, kein Licht!“ antwortete ich.
    „Warum nicht?“
    „Abwarten! Horch!“
    Das Kreischen begann von neuem. Der Fußboden hatte uns seitwärts
abgeladen und bewegte sich wieder nach oben. Zugleich erschallte die
Stimme des ‚Panthers‘ aus der Höhe herab:
    „Das dachtet ihr wohl nicht, ihr Schurken? Das war das

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