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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vulkanischen Ausbrüche droben in den himmelhohen Bergen von Dschinnistan. Diese Berge hatten nun monatelang ununterbrochen geflammt. Die Schnee- und Eisfelder waren geschmolzen. Wenn man früher von Süden aus hinauf nach dem Gebirge sah, hob es sich weiß vom blauen Himmel ab; jetzt aber war es dunkel. Die ununterbrochen ausstrahlende Glut hatte die Firnen und Gletscher von den Höhen geleckt und aufgezehrt. Es waren Massen von Wasser entstanden und entstanden immer noch weiter. Es bildeten sich neue Rinnsale, und wo es keine gab, drang die überreichliche Feuchtigkeit in die Erde ein, um sich unterirdische Wege nach dem tiefer liegenden Land und der Ebene zu suchen. Die Engelsbrunnen lagen, wie bereits erwähnt, an solchen unterirdischen Wasserwegen, und die Wirkung trat bei ihnen demnach am schnellsten und am auffälligsten hervor. Das war nicht mehr bloß Feuchtigkeit, das war schon wirklich fließendes und rauschendes Wasser. Es hätte mich gar nicht gewundert, zu dem auch noch zu erfahren, daß sogar im Bett des ausgetrockneten Stroms das Wasser zutage trete. Als wir unsern Rundgang hierauf fortsetzten, schloß sich der Mir uns wieder an, ohne auf das Thema, welches ihn zornig gemacht hatte, auch nur mit einem einzigen Wort zurückzukommen. Er hatte eingesehen, daß es unter den gegenwärtigen Verhältnissen eine große Torheit gewesen wäre, ganz mit denen zu schmollen, die allein imstande waren, ihn aus seiner bedrängten Lage zu befreien.
    Im Laufe des Nachmittags kamen wir durch die Wohnräume der Beamten, wo wir auf die Beweise glücklichsten Familienlebens stießen, durch zahlreiche Arbeitssäle, in welchen alle Handwerke, die es damals gab, vertreten waren, durch Kunsträume, in denen man gezeichnet, gemalt, gemeißelt und musiziert hatte. Wir fanden Krankenstuben, die selbst heute noch einen gar nicht üblen Eindruck machten. An diese schlossen sich sehr weite, ober- und unterirdische Säle an, in denen sich die Begräbnisstellen befanden, die ich an einem anderen Ort ausführlich beschreiben werde. Den Beschluß des heutigen Tags bildete gegen Abend die Besichtigung des Tempels, der einen sehr großen Eindruck auf uns machte, und zwar infolge seiner absoluten, nachhilfelosen Einfachheit. Er bildete das Innere des höchsten und kompaktesten Berges der ganzen Runde und war in Form eines Kreiskegels, also eines Zuckerhutes, ganz aus dem Fels gehauen. Auf seiner Grundfläche, also auf dem eigentlichen Fußboden, befand sich kein einziger Sitz; er war überhaupt nicht zur Aufnahme des Publikums, oder sagen wir, der Gemeinde, der Gläubigen bestimmt. Hierzu war vielmehr eine Einrichtung vorhanden, die sich in Form einer ununterbrochenen, immerwährend rundum laufenden Spirallinie von unten bis hinauf zur höchsten Spitze zog. Diese Spirallinie war aus lauter Sitzen zusammengesetzt, die eine nicht waagrecht liegende, sondern nach und nach ansteigende Empore bildeten und zum Schutz mit einer starken Balustrade versehen waren. Vor jedem Sitz war in dieser Balustrade ein rundes Loch angebracht, welches die Bestimmung hatte, ein Licht aufzunehmen. Diese Löcher zählten nach vielen Hunderten, und in jedem steckte ein ganzes Licht, welches noch niemals angebrannt worden war. Das gab den Anschein, als ob in ungemessener, alter Zeit einmal ein Gottesdienst vorbereitet worden sei, der aber nicht abgehalten werden konnte, worauf der Tempel für immer verlassen werden mußte. Ganz unten auf der Grundfläche, da, wo die Spirale begann, stand eine kleine, sehr einfache Kanzel, jedenfalls für den Priester bestimmt. Als ich sie sah, kam mir die Frage, welche akustische Wirkung es wohl gehabt habe, wenn er seine Stimme zu der leuchtenden Spirale über sich erhob. Hierbei nehme ich die Gelegenheit, einige Worte über die Beleuchtung aller dieser am Maha-Lama-See vorhandenen Räumlichkeiten zu sagen.
    Ich habe die Fensteröffnungen, die sich über jeder Tür befanden, schon einmal erwähnt. Sie verliefen nicht waagrecht, sondern sie senkten sich von außen nach innen. Hierdurch wurde dem Tageslicht der Eintritt in das Innere erleichtert, aber auch dem Staub und etwaigen Insekten und anderen Tieren, welche den hier aufgehäuften Vorräten gefährlich werden konnten. Darum waren diese Fensteröffnungen von innen luftdicht verschlossen, doch so, daß das Licht trotz dieses Verschlusses vollen Eingang fand. Aber womit? Man hätte meinen sollen, es sei Glas, und zwar sehr reines, gutes Glas; aber das war ja ausgeschlossen. Den

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