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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ereignisse entgegen, welches zwar von keiner großen, erschütternden Bedeutung war, uns aber doch recht herzlich erfreute. Nämlich als wir die Stufen erstiegen hatten und uns am Brückenkopf befanden, wollte ich mich sofort dem Gefängnis zuwenden und kehrte mich infolgedessen vom Fluß ab; da aber rief Halef mir zu:
    „Halt, nicht umdrehen, Effendi! Schau über die Brücke!“
    Als ich dieser seiner Aufforderung folgte, sah ich sechs Kamele, die von drüben herüberkamen. Sie waren mit Wasserschläuchen beladen, und auf dem voranschreitenden saß außerdem ein Mann, dessen Gesicht man noch nicht deutlich erkennen konnte, zumal er die Kapuze seines Haïk sehr weit über die Stirn vorgezogen hatte. Aber als er nähergekommen war, erkannte ich in ihm den braven Brunnen- und Zisternenwächter, der sich meiner so hilfreich angenommen hatte. Zu gleicher Zeit fiel auch ich ihm in die Augen. Da sprang er, ohne seine Kamele anzuhalten, im Laufen von dem seinigen herab, eilte ihnen voraus, auf mich zu und rief, noch ehe er uns erreichte, in freudigem Ton:
    „Hamdullillah, daß ich dich sehe! Ich grüße dich! Welche Angst habe ich um euch gehabt! Und wie freue ich mich, daß du noch lebst, und die andern auch! Ich wollte euch retten! Ich bringe euch Wasser!“
    „Du Guter, Lieber, Treuer!“ antwortete ich. Und indem ich auf den Mir deutete, fügte ich hinzu: „Dein Herrscher wird es dir danken!“
    Er kniete vor dem Mir nieder. Dieser gebot ihm aufzustehen und sagte:
    „Ich habe dich nur für einen kurzen Augenblick gesehen, doch erkenne ich dich wieder. Du saßt im Zisternenhaus und kamst sodann heraus. Du hast uns guten Rat gegeben und sollst es nicht bereuen. War es dir denn möglich, deinen Dienst und deine Zisterne zu verlassen, um uns Wasser zu bringen? Hinderte man dich nicht?“
    „Nein. Es war ja niemand da, es mir zu verbieten! Und auch hier ist kein Mensch, der mich dabei erwischen könnte!“
    „Kein Mensch?“
    „Keiner! Alle, die sich in der ‚Stadt der Toten‘ befanden, mußten fort. Niemand durfte bleiben. Es durfte kein Mensch vorhanden sein, dem es möglich gewesen wäre, euch zu sehen und zu sprechen! Kein einziger, der auf den Gedanken kommen konnte, euch zu retten, euch und alle, die in den sicheren Tod hierhergetrieben werden sollen.“
    „Hierhergetrieben? In den sichern Tod? Wer könnte das sein?“
    „Das Heer des Dschirbani! Die Ussul und die Tschoban, die durch Gewalt und List gezwungen werden, sich eiligst nach der ‚Stadt der Toten‘ zu wenden!“
    „Ist das wahr? Woher weißt du es?“ fragte der Mir, indem er uns betroffen anschaute.
    Wir waren ebenso überrascht wie er, aber keineswegs erschrocken.
    „Jedermann weiß es“, antwortete der Wächter. „Die Kunde davon wird absichtlich überall verbreitet, damit jedermann erfahre, wie groß und kühn und klug der neue Herrscher ist. Der ‚Panther‘ hat sich nach Ard gewandt. Die Christen werden aus der Stadt vertrieben; alle andern halten zu ihm, und wer noch treu –“
    „Mein Weib! Meine Kinder!“ wurde er vom Mir unterbrochen. „Ich muß fort von hier, fort, fort!“
    Er machte eine Bewegung als ob er seine Worte schleunigst in die Tat umsetzen wolle, doch der Dschirbani hielt ihn am Arm fest und warnte:
    „Wohin? Und etwa allein, ohne uns? Ohne Rat und Überlegung?“
    „Aber bedenke: Mein Weib – meine Kinder –!“
    „Maschallah! Ich soll bedenken! Du aber wohl nicht? Dein Weib und deine Kinder? Steht bei uns etwa nichts auf dem Spiel? Sollen nicht alle vereinigten Ussul und Tschoban, also mein ganzes Heer, hierher in den sicheren Tod getrieben werden? Es handelt sich um das Leben vieler Tausende! Siehst du aber vielleicht, daß ich sogleich davonlaufen will?“
    Da schlug der Mir, der in der Selbstüberwindung überhaupt jetzt beinahe Übermenschliches leistete, beschämt die Augen nieder und wandte sich wieder ruhig an den Wächter:
    „Was weißt du noch? Sprich es aus!“
    „Der ‚Panther‘ wird nur noch einige wenige Tage in Ard bleiben“, sagte der Aufgeforderte. „Dann führt er alle Truppen, die noch daheim sind, zu denen, die gegen Dschinnistan marschieren, und macht dem Krieg gegen den Mir dieses Landes mit einem einzigen gewaltigen Stoß ein schnelles Ende!“
    „Weiter!“
    „Weiter weiß ich nichts.“
    „Und woher weißt du das, was du weißt? Das hat dir der ‚Panther‘ doch gewiß nicht selber gesagt!“
    „Nein, der nicht. Ich erfuhr es von seinen Soldaten, die er am Brunnen

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