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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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„sehr gern gehe ich mit. Ich werde ihm Bericht erstatten. Vorher aber muß ich nach meinem Pferd sehen. Heut abend komme ich wieder mit.“
    Die drei entfernten sich.
    Als wir uns unterwegs von dem Schech el Beled und seinen Reitern trennten, hatten wir mit ihm ausgemacht, daß wir genauso wie er heut, drei Stunden nach Mittag, in die Stadt einziehen würden, um am Schloß, also in der Mitte derselben, mit ihm zusammenzutreffen. Wir hatten ja nicht gewußt, daß man auf uns wartete und uns veranlassen werde, das, was wir erst am Nachmittag tun wollten, schon am frühen Morgen zu tun. So wunderte sich der Mir, daß der Schech schon jetzt erschien. Er hatte jetzt schnell nur das allernötigste zu erledigen und ihm dann mit uns entgegenreiten wollen, um ihn hereinzuholen. Abd el Fadl aber und ich, wir wunderten uns nicht. Abd el Fadl wußte zwar mehr, viel mehr als ich, der ich nur ahnte, aber soviel bemerkte ich doch, daß der alles wissende und alles könnende Schech el Beled auch hier der Vorausbestimmende gewesen war und den Plan des Basch Nasrani wenn nicht entworfen, so doch aber ganz gewiß gekannt und befördert hatte. Er teilte uns mit, daß er den ersten Teil seiner Aufgabe ausgeführt und den ‚Panther‘ von der Stadt vollständig abgeschnitten habe. Es sei eine zusammenhängende Postenkette vom Bett des ausgetrockneten Stroms im Westen bis an das östliche Hochland gezogen worden, so daß eine jede vom Feind kommende oder etwa an ihn gerichtete Botschaft in unsere Hände geraten müsse. Er hatte schon während der Nacht und auch noch am Morgen eine ganze Menge von Personen festgenommen, welche auf die Nachricht von der plötzlichen Gegenrevolution und daß der gerettete Mir heute früh zurückkehren werde, die Stadt eiligst verlassen hatten, um sich zu dem ‚Panther‘ in Sicherheit zu bringen. Das waren natürlich alles Leute von bösem Gewissen, die man peinlich zu befragen hatte, um ihre noch zurückgebliebenen Komplizen zu erfahren. Denn da die Hauptstadt der Mittelpunkt unserer Operationsbasis war, galt es vor allen Dingen, sie von allen zweifelhaften Charakteren zu säubern, und es wurde beschlossen, diese Leute alle nach der ‚Stadt der Toten‘ zu transportieren und dort in der Zitadelle zu isolieren und bewachen zu lassen.
    Es stellte sich hierbei heraus, daß unser jetziger Aufenthalt in Ard unmöglich von so kurzer Dauer sein konnte, wie wir uns vorgenommen hatten. Es wäre der unverantwortlichste Leichtsinn gewesen, nur einen Tag zu bleiben und uns bei unserem Weiterritt auf völlig ungeordnete Zustände stützen zu wollen. Darum wurde beschlossen, daß der Vormarsch nach Norden zwar schon morgen beginnen solle, aber einstweilen nur von Seiten der Reiter von El Hadd und Halihm. Die Ussul und Tschoban sollten erst übermorgen folgen, weil ihnen ein Rasttag in der Stadt zu gönnen war. Der Mir aber entschloß sich, noch einige Tage länger zu bleiben und dafür zu sorgen, daß die Verwaltung von Stadt und Land für die Zeit seiner Abwesenheit in treue und zuverlässige Hände kam.
    Damit, daß das Heer der Ussul und Tschoban einen Tag in der Stadt liegenbleiben sollte, verfolgten wir nebenbei auch den Zweck, der Bevölkerung zu imponieren und unseren alten, lieben Basch Nasrani als Stadtkommandanten in Respekt zu setzen. Aus ganz demselben Grund hielten die Scharen von El Hadd am Nachmittage nachträglich ihren Einzug in die Stadt, obgleich es weder strategisch noch taktisch mehr als nötig erschien. Die prächtigen, hellen und doch so ernst blickenden Gestalten der Lanzenreiter verfehlten nicht den von uns beabsichtigten Eindruck auf die Bewohnerschaft, und als sie am andern Morgen fort waren und sich dafür die Ussul und Tschoban einstellten, die mehr durch ihre materielle Wucht und Schwere wirkten, konnten wir überzeugt sein, daß der Mir, für den das alles geschah, jetzt nun genug in Achtung stand.
    Was den Basch Islami betrifft, so schien er völlig umgewandelt zu sein. Ich hatte mich nicht in ihm geirrt: er war im Grunde genommen ein gerecht denkender Mann, und nun er eingesehen hatte, was für eine tiefe Wandlung mit dem Herrscher vorgegangen war, trat er jetzt in derselben Weise für ihn ein, wie er sich vorher ihm feindlich erwiesen hatte. Wir lasen seine Verordnungen. Sie waren sehr ernstlich gemeint und flogen in die Hände der gesamten mohammedanischen Geistlichkeit des Landes. Und ich selbst ging in die Moschee, um seine Rede zu hören. Ich stellte mich so, daß er mich nicht

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