25 - Ardistan und Dschinnistan II
gebildet, der genau von Ost nach West verlief und, außer am Dschebel Allah, vollständig unübersteigbar war. Es gab absolut keinen anderen Paß und keinen andern Weg hinüber, als den von mir bereits beschriebenen breiten, der sich oben spaltete, und die beiden geheimen Saumpfade, die an den beiden äußeren Seiten der Dschebelgruppe hinauf- und drüben wieder hinunterstiegen und den breiten Weg zu seinen beiden Seiten weit in das Bergland hinein begleiten, ohne von ihm aus bemerkt zu werden. Unten, am Fuß des Dschebel Allah, hatten bis heute früh die ‚Schwarzgepanzerten‘ des Mir von Dschinnistan gelegen, waren aber bergaufwärts zurückgewichen, als sie das Heer des ‚Panther‘ herankommen sahen. Nun jetzt, da die Sonne ihren Tagesbogen fast beendet hatte, lag dieses Heer an derselben Stelle, und zwar nicht in weit auseinander liegenden Intervallen, sondern eng zusammengedrängt, so daß schon hieraus zu schließen war, daß der ‚Panther‘ beabsichtigte, den Übergang über die Grenze zu unternehmen. Durch diese seine Richtungsschärfe nach dem breiten Paß zu gab er die Seiten des mehrere Reitstunden breiten Dschebel Allah vollständig frei, so daß es unseren beiden Flügeln leicht wurde, ihn gänzlich zu umfassen. Wir rückten nach diesen beiden Seiten zwar langsam, aber stetig und unbemerkt vor, unterließen aber im Zentrum einstweilen noch jede Bewegung, weil wir uns da beobachtet wußten. Die Mitte unserer Aufstellung war über eine gute Reitstunde von dem Feind entfernt; unsere Vorposten lagen ihm aber selbstverständlich viel näher. Die Spitzen unserer beiden Flügel hatten den Fuß des Gebirges und die Saumpfade erreicht, auf die sie angewiesen waren. Der ‚Panther‘ war also im Süden von unserm Halbkreis und im Norden von dem Gebirgszug derart umschlossen, daß ihm zum einstweiligen Entkommen nur die eine Lücke blieb, welche von dem Paß des Dschebel Allah gebildet wurde. Dort hatten die Lanzenreiter von El Hadd und Halihm Fühlung mit den ‚Schwarzgepanzerten‘ des Mir von Dschinnistan bekommen, und diese Fühlung wurde auch, während die letzteren sich vor dem ‚Panther‘ zurückzogen, derart aufrecht erhalten, daß wir von allem, was da oben geschah, durch Meldungen unterrichtet werden konnten. Auf diese Weise kam es, daß alle Bemühungen des Feindes, uns das, was er tat, zu verbergen, vereitelt wurden.
Nämlich, kurz nachdem es dunkel geworden war, wurde uns ein Bote des ‚Panther‘ zugeführt, der uns einen Zettel brachte, auf dem die Worte standen: ‚Aufforderung zur Schlacht am Dschebel Allah‘. Und kaum war dieser Mann von den ihn begleitenden Posten fortgeführt worden, so traf von Seiten unserer Lanzenreiter die Meldung ein, daß der Feind alle Anstalten treffe, im Schutz der Dunkelheit den Übergang über den Paß zu bewerkstelligen; die ‚Schwarzgepanzerten‘ würden ihn nicht hindern, hinauf auf die Platte zu kommen. Ob es aber geraten sei, ihn jenseits dann hinunter zu lassen, das habe sich erst noch herauszustellen. Nach zwei Stunden stellte sich abermals ein Bote ein, der wieder einen Zettel mit genau denselben Worten brachte. Der ‚Panther‘ wußte wahrscheinlich gar nicht, wie kindisch er da handelte. Seine Gründe zu dieser Spielerei lagen klar zutage. Wir sollten erstens gar nicht auf den Gedanken kommen, daß er beabsichtigte, uns zu entgehen. Er wollte zweitens durch diese seine Boten erfahren, ob er uns noch an derselben Stelle getroffen habe oder ob wir vielleicht auch in Bewegung seien. Und er freute sich schon im voraus darauf, uns, falls wir uns von ihm täuschen ließen, dann gründlich auslachen zu können.
Es kamen von zwei Stunden zu zwei Stunden noch zwei Boten mit ganz demselben Zettel. Aber ganz ebenso kamen auch weitere Meldungen von Seiten der El Hadd und Halihm. Wir erfuhren, daß der Übergang begonnen hatte, der ‚Panther‘ hatte ein ansehnliches Detachement Reiterei vorausgeschickt, um sich über die Beschaffenheit des Weges aufzuklären, und dann nach eingetroffenen guten Resultaten sogleich die Artillerie folgen zu lassen. Es kam ihm darauf an, zunächst sie in Sicherheit zu bringen und den Paß derart mit Geschützen zu besetzen, daß es nur einiger Schüsse bedurfte, um ein Nachdrängen von unserer Seite leicht zurückweisen zu können. Ihr folgten dann die anderen Truppenteile, und zwar in solcher Eile, daß, als er uns seinen letzten Boten schickte, die Räumung seines Lagers als vollendet betrachtet werden konnte. Dieser Bote
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