Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
den Tschoban aufgefallen waren. Hier außen war die Spalte so breit, daß ich ganz bequem an diese Löcher treten und hindurchschauen konnte. Von innen aber war das unmöglich, weil da der Riß sich so verengte, daß er ganz aufzuhören schien und sich kein Mensch bis an die Öffnungen heranzudrängen vermochte. Man konnte also wohl von hier außen hinein-, nicht aber von da innen herausschauen, und als ich jetzt mein Ohr an eines der Löcher hielt, hörte ich nicht nur, daß der Prinz sich mit seinen Gefährten unterhielt, sondern verstand auch sehr deutlich jedes Wort, welches gesprochen wurde. Durch die Abgeschlossenheit und Enge des Innenraumes wurden diese Worte förmlich zu mir herausgepreßt, so daß ich sie wahrscheinlich sogar noch deutlicher hörte, als sie im Raum selbst zu hören waren. Und, was die Hauptsache war, in diesem ganz abgelegenen Winkel herrschte tiefste Stille; das Geheul des Sturms drang nicht bis hierher. Nur die Schüsse hatte man gehört, weil die scharfen Knalle derselben mehr von der Erde als durch die Luft fortgepflanzt worden waren. Kurz und gut, ich konnte mir diesen Ort für meine Zwecke gar nicht passender wünschen, als ich ihn vorgefunden hatte, und holte den Dschirbani zu mir herauf und herein, um ihm zu zeigen, wie und wohin wir uns mit den Tschoban zu plazieren hatten, um die Dschunub zu belauschen. Unter den Tschoban verstand ich da den Scheik und seinen Sohn, den ‚Panther‘. Unter ‚uns‘ waren der Dschirbani und ich selbst gemeint. Dieser war ebenso erfreut wie ich selbst und mit allem einverstanden. Halef hatte hier an Ort und Stelle zu bleiben. Er wurde davon unterrichtet, um was es sich handelte, und dann stiegen wir beiden andern wieder zur Höhe empor, um uns nach dem Felsenloch zu begeben, denn die festgesetzten zwei Stunden näherten sich ihrem Ende, und es war anzunehmen, daß der Scheik der Tschoban nun bald verlangen werde, mit unserem Kommandanten zu verhandeln.
    Wir brauchten, als wir denn bei Abd el Fadl ankamen, gar nicht darauf zu warten. Der Scheik hatte soeben angefangen, mit Merhameh zu reden, und äußerte jetzt, als wir kamen, den Wunsch, seine beiden Söhne sehen und sprechen zu dürfen, um sich dann über das, was er tue, entscheiden zu können. Das konnte uns nicht nur lieb sein, sondern grad das war es, was wir sorgfältig mit berechnet hatten. Er bekam also die Erlaubnis und wurde aufgefordert, zu uns auf die Platte zu kommen. Um dies zu ermöglichen, stieg er auf ein Kamel, welches er bis ganz an den Felsen führte, und wurde mit Hilfe meines Lassos von da aus zu uns heraufgezogen. Als er dann vor uns stand, betrachtete er uns nacheinander, Merhameh und mich, sehr aufmerksam und sehr still. Dann ließ er den Blick über die verschiedenen Gruppen seiner entkräfteten Leute da unten gleiten und sprach:
    „Der von euch, der sich den Gedanken ausgesonnen hat, uns in diese Falle laufen zu lassen, ist entweder ein höchst gefährlicher oder ein höchst nützlicher Mensch. Die Ehrlichkeit gebietet mir, zuzugeben, daß wir uns vollständig in der Gewalt der Ussul befinden, doch nur in diesem Augenblick. Allah ist allgütig und allmächtig. Er kann das Schicksal wenden, wie es ihm beliebt. Was forderst du von uns?“
    Diese Frage war an den Dschirbani gerichtet.
    „Ergebung“, antwortete dieser in lakonischer Kürze.
    „Was verstehst du unter dieser Ergebung?“
    „Das wirst du erfahren, sobald du mit denen gesprochen hast, mit denen du reden willst und sollst. Komm, folge uns!“
    Wir stiegen zum Pfad empor und folgten ihm bis nach dem Felsentor. Dann lenkten wir wieder hinab und gingen den Fluß entlang weiter abwärts. Wir hielten an der Stelle, wo der Sohn des Scheiks gefangen war, nicht an, sondern wanderten bis ganz in das Lager hinab, durch dasselbe hindurch und dann wieder aufwärts nach dieser Stelle zurück. Der Scheik sollte alles selbst sehen und selbst beurteilen können. Er sagte während des ganzen Weges kein einziges Wort; aber sein Auge war überall, und der Ausdruck seines Gesichts wurde immer bedenklicher. Als wir dann am Schluß vor der Spalte anlangten, in der sich sein Sohn, der ‚Panther‘ befand, trat ich hinein und sagte zu dem letzteren:
    „Du hast gewünscht, deinen Vater zu sehen –“
    „Jawohl, jawohl!“ unterbrach er mich. „Du aber wolltest nicht!“
    „Ich bringe ihn dir dennoch, und zwar ganz wie du wolltest, noch vor dem Friedensschluß!“
    Der Dschirbani war mit dem Scheik gefolgt. Er fügte zu dem,

Weitere Kostenlose Bücher