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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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was ich gesagt hatte, noch einige wenige Worte:
    „Sprecht miteinander, doch macht es kurz! Ich gebe euch volle zehn Minuten Zeit, mehr aber nicht.“
    Dann traten wir wieder heraus und ließen sie allein. Halef, der hier gewartet hatte, wurde instruiert. Er entfernte sich für kurze Zeit, um alles zu besorgen. Er brachte, als er wiederkam, zwei starke Ussul mit, welche den Auftrag erhielten, den Prinzen ‚Panther‘ nach vollendeter Unterredung mit seinem Vater aus der Spalte zu holen und über den Felsen weg nach dem von mir entdeckten hinteren Teil derselben zu schaffen. Er konnte ja nicht gehen und noch viel weniger steigen oder klettern, sollte aber doch die Dschunub mit belauschen. Als die gegebene Frist verstrichen war, gingen wir wieder hinein.
    „Wir sind noch nicht fertig!“ erklärte der ‚Panther‘. „Wir verlangen eine volle Stunde Zeit, um –“
    „Unmöglich!“ fiel ihm der Dschirbani in die Rede. „Das Reden führt zu nichts. Ihr habt Wichtigeres zu tun. Wir haben gefangene Dschunub hier, denen –“
    „Dschunub?“ fuhr der ‚Panther‘ auf. „Gefangene?“
    „Ja.“
    „Wer hat sie gefangen? Wann? Wo? Sprich schnell!“
    Das klang nicht nur wie Überraschung, wie Erstaunen, sondern fast wie Betroffenheit, wie Angst. Sein Gesicht hatte, gewiß ohne daß er es wollte, den Ausdruck ganz besonderer Besorgnis angenommen. Es fiel mir ein, daß der Sohn eines seiner Mitgefangenen mit den Dschunub in verräterischer Beziehung stand. Sollte er vielleicht hiervon wissen, die Hand mit im Spiel haben? Zwar, einen Verrat an seinem eigenen Stamm traute ich ihm trotz seines bisherigen Verhaltens doch nicht zu; aber er hatte Eroberungspläne und gab sich also wohl mit heimlichen diplomatischen Berechnungen ab, die ihn veranlassen konnten, hinter dem Rücken seines Vaters etwas zu tun, was wie ein Verrat aussah, aber keiner war. Hatten die Dschunub die Absicht, die Ussul und die Tschoban zu betrügen, so konnte ebensogut auch ein junger Mann, wie dieser Prinz, auf den Gedanken gekommen sein, sich mit ihnen zu verbinden, um nach erreichtem Zweck sie auszulachen.
    Diese Gedanken kamen mir, als ich ihn jetzt so hastig fragen hörte und die Beklommenheit sah, die er nicht verbergen konnte. Der Dschirbani merkte nichts hiervon und antwortete:
    „Wir nahmen erst den Maha-Lama und den obersten Minister gefangen, dann auch noch den Tertib We Tabrik Kuwweti Harbie Fenninde Mahir Kimesne mit fünf Offizieren, einem Unteroffizier und einem Soldaten.“
    Ich sah, daß der ‚Panther‘ erschrak, als er dieses hörte; aber ich war der einzige, der hierauf achtete. Sein Vater war in hohem Grade erstaunt. Er fragte:
    „Allah 'l Allah! Diese hohen und höchsten Leute und Offiziere! Die kamen zu euch?“
    „Ja.“
    „Ihr nahmt sie gefangen?“
    „Ja.“
    „Warum? Kamen sie als Feinde zu euch?“
    „Nein, sondern als Freunde. Aber grad darum nahmen wir sie fest, weil wir es ehrlich mit euch meinen.“
    „Mit uns –?“
    „Ja, mit euch“, nickte der Dschirbani. „Sie kamen nämlich zu uns, um sich mit uns gegen euch zu verbinden.“
    Da fiel der Prinz schnell ein:
    „Ist das möglich? Ist das wahr?“
    „Was ich sage, ist niemals eine Lüge!“
    „Kannst du es beweisen?“
    „Es euch zu beweisen, ist eben der Zweck unseres Kommens. Ihr werdet jetzt diesen Raum verlassen. Da hinter ihm befindet sich noch ein zweiter, von dem aus man hier hereinschauen und hören und sehen kann, was hier geschieht und gesprochen wird. Dahin bringen wir jetzt dich und deinen Vater. In diese vordere Spalte aber werden die Dschunub geführt, damit ihr sie belauschen und euch überzeugen könnt, daß alles wahr ist, was wir euch berichten, und daß wir es ehrlich mit euch meinen. Hier sind die Männer, welche dich tragen werden.“
    Er winkte sie herein, und dann begann die beabsichtigte Ortsveränderung, indem die beiden Ussul den Prinzen hinaustrugen und mit ihm in den hinteren Teil der Spalte kletterten, um ihn derart vor die niedrigste der vier vorhandenen Öffnungen zu plazieren, daß er bequem hindurchschauen konnte. Dann gingen sie fort, um seine zwei Gefährten, die wir nicht brauchten, mitzunehmen. Wir andern kletterten nach.
    Es waren vier Öffnungen, die von hier aus nach innen führten. Vor der einen saß der Prinz. Vor die andere, die etwas höher lag, kauerte sich sein Vater nieder. Die nächsthöhere lag so, daß ich sie grad vor meinem Auge hatte, wenn ich vor ihr stand. Und die höchste paßte für den

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