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25 - Ardistan und Dschinnistan II

25 - Ardistan und Dschinnistan II

Titel: 25 - Ardistan und Dschinnistan II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das, und da stellte sich heraus, daß der Tabak von jener außerordentlich seltenen Sorte war, die man Bachuhr (Wohlgeruch) nennt und nur einmal bei Fürstlichkeiten oder sonstwie vom Schicksal bevorzugten Personen zu rauchen bekommt. Ich rauchte ihn hier zum ersten Mal. Für den Schloßhauptmann war er jedenfalls nicht bestimmt. Wahrscheinlich war dieser, wie ja so mancher Diener, ein heimlicher Mitraucher seines Gebieters, und wir hatten das Vergnügen, ebenso heimlich daran teilnehmen zu dürfen.
    Als er sich einstellte, war er ein ganz anderer Mann, als wir uns ihn gedacht hatten. Wir verbeugten uns bei seinem Gruß ganz unwillkürlich viel tiefer und erwiderten ihn viel höflicher, als es von der dortigen Sitte vorgeschrieben war. Er stand in den mittleren Jahren, war hoch und schlank, aber kräftig gebaut, und hatte einen köstlichen, nachtdunklen, bis auf die Brust herabwallenden Bart, der sein männlich schönes, farbloses Gesicht fast totenbleich erscheinen ließ. Seine Augen waren sogenannte Rätselaugen. Man mußte sie studiert haben, ehe man wagen konnte, sie zu beschreiben. Gekleidet war er in einen ganz gewöhnlichen, einfachen, weißen Stoff, und weder an seiner Hand noch sonst irgendwo war ein Ring oder sonst ein Schmuck zu sehen. Nachdem er uns begrüßt hatte, ging er sofort zum Zweck, der ihn herbeigeführt hatte, über: er setzte sich zu den Hunden nieder, streichelte und liebkoste sie und gab dem Diener einen Wink, auf welchen dieser einen Korb voll Fleisch hereinbrachte, der draußen niedergesetzt worden war, und ein Messer dazu. Hierauf begann er, das Fleisch in kleine Stücke zu zerschneiden und den Hunden zu geben. Natürlich weigerten sie sich erst, es zu nehmen. Sie hätten trotz ihres jedenfalls großen Hungers alles zurückgewiesen, wenn ihnen von uns die Erlaubnis versagt worden wäre. Das rührte ihn. Er gab jedem gleich viel, keinem ein Stückchen mehr. Er schnitt je vier Stückchen ab, und diese mußten von genau gleicher Größe sein. War eines größer, so wurde den drei andern das, was fehlte, zugelegt. Dabei unterhielt er sich mit ihnen. Er gab ihnen Kosenamen. Er sprach mit ihnen, als ob sie Menschen seien. Und wenn ihn einer verstand, so freute er sich. Noch viel mehr aber, wenn sich einer vertraulich an ihn schmiegte oder ihm dankbar die Hand leckte. Dabei hatte er eine ganz andere Stimme. Sie klang zärtlich, kindlich, hingebend, vertrauensvoll und ebenso Vertrauen erweckend.
    Als er fertig war, schob er zwar den Korb, nicht aber die Hunde von sich. Sie mußten bei ihm bleiben. Er stopfte sich eine Pfeife und steckte sie selbst in Brand, denn der Diener war nicht mehr da. Er hatte ihm durch einen Wink bedeutet, sich zu entfernen. Nachdem er einige Züge des köstlichen Rauches getan und ausgeblasen hatte, begann er das Gespräch, indem er sagte:
    „Wundert euch nicht, daß ich die Hunde liebe! Sie sind besser als die Menschen. Hat dich jemals ein Hund belogen?“
    „Nein“, antwortete ich, weil er bei dieser frage mich ansah.
    „Betrogen?“
    „Nein.“
    „Zeigt er dir Liebe, wenn er dich haßt?“
    „Gewiß nicht!“
    „Und wenn ein Hund, ein Pferd oder irgendein Haustier mißrät, mißtrauisch und bissig wird, wer ist schuld daran? Der Mensch, der nicht wie ein Mensch, sondern wie eine Bestie an ihm handelt! Ich liebe die Hunde, die Pferde. Sie sind wahr. Sie sind offen und ehrlich. Sie lügen nicht! Die Menschen aber hasse ich, verachte ich. Ich habe noch keinen gefunden, der es wert wäre, auch nur ein einziges Stück Fleisch von mir zu bekommen, wie diese eure Hunde!“
    „Armer Mann!“ sagte Halef.
    „Arm? Bloß arm?“ fragte der Ardistani. „Noch schlimmer als arm, noch schlimmer! Selbst die Hunde, die ich mir halte, um doch auch einmal ehrliche Liebe zu finden, dürfen nicht immer bei mir sein und werden mir von anderen verzogen. Man unterschlägt, entwendet und raubt mir ihre Zuneigung und Treue. Wie beneide ich euch! Wie freute ich mich über die Treue dieser schönen Tiere und über eure Einsicht und euern Verstand, daß ihr sie nicht bestraftet, anstatt ihnen dankbar zu sein. Ich sage euch, der Augenblick, an dem eure Hunde kamen und fast vor lauter Liebe zu euch gestorben wären, ist ein unendlich wichtiger für mich, viel wichtiger, als ihr ahnt. Es kam zum ersten Mal nach dem Tod meiner Mutter die Ahnung, ja die Gewißheit über mich, daß es außer ihr doch Menschen gibt, die wert sind, nicht nur von Hunden, sondern auch von Menschen geliebt zu

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