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25 Stunden

25 Stunden

Titel: 25 Stunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Benioff
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und ist vier Jahre lang daran verreckt, und er hat die ganze Zeit lang gekämpft. Und Aaron schmeißt sein Leben einfach weg. Scheiß auf Aaron.«
    »Na toll, und scheiß auf seine Mutter auch gleich noch oder was. Der Junge hat einen Fehler gemacht. Herrgott, Jakob, man macht eben Fehler, wenn man jung ist. Deshalb ist man doch noch kein schlechter Mensch.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass er deshalb ein schlechter Mensch gewesen ist«, sagt Jakob.
    »Und deshalb hat er es auch nicht verdient zu sterben. Wie oft hab ich mir auf dem College richtig die Kante gegeben und mich dann ins Auto gesetzt und Pizza geholt? Jedes Wochenende? Und wenn ich mich auf dem Freeway zu Matsch gefahren hätte, hättest du dann auch gesagt: Scheiß auf Slattery, der hat's nicht anders verdient?«
    »Wenn du betrunken Auto gefahren wärst, klar. Blöder Idiot, hätte ich gedacht. Aber gefehlt hättest du mir trotzdem. Und ich würde dem Barmann nicht vorwerfen, dass er dir Bier verkauft hat.«
    Slattery schließt die Augen und reibt sich die Nasenwurzel. »Red keinen Scheiß. Monty hat sein Geld mit der Abhängigkeit anderer Leute verdient. Er hat eine Corvette gefahren, die Süchtige bezahlt haben. Und wenn du mir noch so viel Blödsinn erzählst, so sieht es nun mal aus. Und er hat sich schnappen lassen, und er kommt in den Knast, und weißt du was? Er ist mein bester Freund auf der ganzen Welt - du und er, ihr seid meine besten Freunde auf der ganzen Welt -, und ich liebe ihn wie einen Bruder, und leck mich, verdient hat er's trotzdem.«
    Aber Jakob weiß, dass es nur einen besten Freund geben kann, nur einen, der die Hochzeit ausrichtet. Er wirft die Hände in die Luft. »Klasse. Wirst du ihm das sagen? Wirst du sagen: Hey, Monty, tut mir Leid wegen morgen, Bruder, aber du hast es nicht anders verdient?«
    »Nein«, sagt Slattery und steht auf. »Das sag ich dir, und es bleibt unter uns. Und jetzt auf zu ihm.«

11
    »Pass auf«, sagt Kostya. Er macht den Rücken rund und feuert zwei linke Jabs ab, so wuchtig, dass seine beringte Faust dabei verschwimmt. »Siehst du? Ganz gerade Linie. Du willst nicht im Bogen herumkommen. Das gibt7s bloß im Kino, nicht? Sylvester Stallone feuert Riiiesen-Schlag ab, so...« Er führt den ungeeigneten wilden Schwinger vor. »Du willst schnell sein, nicht? Schnell. Was ist der schnellste Weg von A nach B?«
    »Die gerade Linie«, sagt Volandes.
    »Die gerade Linie. Ja. Punkt A ist meine Faust hier, Punkt B ist sein Kinn. Siehst du? Warte, ich will mir nicht ins Hemd schwitzen.« Kostya knöpft sich das orangefarbene Seidenhemd auf. »Das hab ich in Miami gekauft.«
    »Hey, willst du dich in meinem Büro nackt ausziehen, oder was?« Volandes sitzt am Schreibtisch seines engen, fensterlosen Büros und hat die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Die Wände sind mit gerahmten Fotografien von Volandes und der New Yorker Halbprominenz behängt: der Wetterfrosch eines lokalen Fernsehsenders, der Bürgermeister der Bronx, ein Fänger der New York Yankees, ein Radio- Deejay, Models, Schauspieler, Sängerinnen. Auf sämtlichen Bildern stellt Volandes, ein kleiner Mann mit einer schwarzen Lockenmähne, das immer gleiche Zahnlückengrinsen zur Schau, das Nachtklubgeschäftsführergrinsen. Die Prominenten lächeln müde in die Kamera.
    »Du hast keine Ahnung von guter Kleidung, mein Freund. In Seide schwitzt man nicht.«
    Kostya legt das Hemd sorgfältig zusammen und deponiert es auf Volandes leerem Schreibtisch.
    »Ich trag keine Seide. Zu mühsam zu waschen. Du wirst fett, Novotny.« Volandes kann die Augen nicht von dem Holster hinten an Kostyas Gürtel abwenden. Aus dem untenoffenen Leder lugt der schwarze Stahl lauf einer Automatik hervor.
    »Seide ist wie Haut vom Schenkel einer Jungfrau«, sagt Kostya und streckt die dicken Arme über den Kopf. »Frauen sehen einen Mann in Seide, und sie wissen, er hat Stil. Sie wissen, er hat Geld. Jetzt pass auf.«
    Volandes lacht. »Sie wissen, er hat Stil, weil er die Haut vom Schenkel einer Jungfrau trägt?«
    »Pass auf. Amerikanische Boxer, sie lernen im Ghetto kämpfen. Sie sind Streetfighter. Manche sind sehr gute Streetfighter, aber ohne Technik, ohne Kunst. Das hier ist amerikanischer Boxer.« Kostya feuert eine Links-Rechts- Links-Kombination ab, mit hoch erhobenem Kopf. »Gute Schläge, ja, aber guck.« Er wiederholt die Kombination. Sein behaarter Bauch schaukelt sachte dabei. »Keine Deckung. Siehst du? Gesicht ist...«
    »Ungeschützt.«
    »Ja, Gesicht ist

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