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253 - Das Terror-Gen

253 - Das Terror-Gen

Titel: 253 - Das Terror-Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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müssen«, brüllte er. Der Ingenieur sollte die Nacht bei klirrender Kälte im Freien verbringen.
    Doch Eve Neuf-Deville vereitelte die Strafaktion des tyrannischen Prime. Eigentlich begriff die Psychologin schon lange nicht mehr, was außerhalb ihrer vier Wände vor sich ging. Der Mord an Sam, die Zustände im Technodorf und ihre eigene Vergangenheit hatten sie zerbrochen. Den Rest erledigten die Halluzinogene. Als sie Fahka vor ihrer Hütte sah, öffnete sie ihm mit glänzenden Augen die Tür. »Komm«, wisperte sie und winkte Ibrahim herein.
    Eve führte den halberfrorenen Mann zu ihrem Bett. »Ich werde dich wärmen«, gurrte sie, während sie ihn auf die Matratze stieß. Erst entkleidete sie ihn, dann sich selbst. Danach schlüpfte sie kichernd zu dem zitternden Ibrahim unter die Decke. Während sie sein blau gefrorenes Gesicht mit Küssen bedeckte, drängte sie ihren mageren Körper an seinen. »Wie lange ist das her, Rulfan? Wie lange?«, stöhnte sie leise.
    Viele Stunden später wurden die beiden von Leonard entdeckt. Als der Despot diesmal alle beide vor die Tür jagen wollte - und zwar nackt - gab der gedemütigte Fahka schließlich nach. Gebrochen beugte er sich dem Willen des Prime und entwarf die neuen Hütten für die Nosfera. Noch Wochen später war der schwarzhäutige Ingenieur nur noch von einem Wunsch beseelt: Bei nächstbester Gelegenheit Sir Leonard Gabriel den Schädel einzuschlagen.
    ***
    Juli 2525
    Im darauf folgenden Sommer ächzten die Menschen und Tiere von Guernsey unter der Glut der Sonne. Seit Wochen regte sich kein Lüftchen und nicht der Hauch einer Wolke war am Himmel zu sehen. Während die Küstenbewohner Abkühlung in den Meeresfluten fanden, zogen sich die Menschen aus dem Hinterland in den Schatten der Wälder zurück.
    Nur der Stamm der Barbaren blieb im Schutz seiner Barrikaden. Häuptling Joonah verließ kaum noch seine Hütte. Inzwischen hatte er seine Hoffnungen, die Technos auszulöschen und damit seine Position auf der Insel zu stärken, endgültig begraben. Entgegen allen Prophezeiungen seines Schamanen glaubte er längst nicht mehr daran, dass die Blutsauger jemals wieder abrücken würden. Seine ohnmächtige Wut darüber machte ihn krank, und so griff er immer häufiger zu berauschenden Rauchkräutern, um wenigstens für ein paar Stunden Vergessen zu finden.
    Wahrscheinlich hätte der Häuptling längst seine Messer gewetzt und Kriegsbemalung angelegt, wenn er geahnt hätte, welche Wendung sich im Technodorf anbahnte: Sir Leonard Gabriel war inzwischen nur noch ein Schatten seiner selbst. Er redete unzusammenhängend und verlor zunehmend die Kontrolle über seine Körperkoordination. Der Wahnsinn blickte ihm aus dem Gesicht. Nur noch an wenigen Tagen schien er klare Momente zu haben. Oft lief er durch das Dorf, nickte den Menschen freundlich zu und fragte nach seinem Sohn Rulfan. Breedy nannte er seit Neuestem Canduly. Der Name seiner einstigen Frau.
    Dennoch erleichterte sein Zustand die Situation der Technos nicht. Auch wenn sich ihr Bewegungsradius wieder erweitert hatte und sie in unregelmäßigen Abständen Sainpeert und die umliegenden Dörfer besuchen konnten, standen sie immer noch unter der ständigen Aufsicht von Breedy und ihren Nosfera. Hilfe von außen war weniger denn je zu erwarten: Der Lordkanzler wollte nichts davon hören, dass die Nosfera eine Gefahr darstellten - vermutlich stand auch er unter Breedys Kontrolle -, und Wolter Wallis war für Wochen auf eine der Nachbarinseln verreist. Die Leute munkelten von einer späten Liebe .
    Für eine kurze Zeit setzte die Ex-Queen mit den Technos all ihre Hoffnung in den Seher der Nosfera, der seit dem Frühjahr seine Sippe zu überreden versuchte, mit ihm weiter zu ziehen. Doch vergeblich! Breedy wollte unter keinen Umständen den verwirrten Leonard verlassen.
    Also suchten die Bunkerleute andere Wege, die Nosfera loszuwerden: Sie füllten Tierblut in die Ampullen, die als Tagesration für die Sauger bestimmt waren. Doch Breedy kam ihnen schnell auf die Schliche. Wenige Tage später brachte sie zwei Dutzend Bewohner aus dem Umland mit. Bisswunden an deren Hälsen erklärten ihr tumbes Verhalten. Beim Anblick der neuen Blutlieferanten wurde den Gefährten schmerzhaft bewusst, dass Breedys Bleiben längst nichts mehr mit dem Überleben ihrer Nosfera zu tun hatte. Wozu dienten ihr die Technos jetzt noch?
    »Offensichtlich will sie die Pläne Gabriels zu Ende bringen«, vermutete Sarah Kucholsky, als sie sich

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