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2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen

2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen

Titel: 2542 - Perry Rhodan - Shandas Visionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Ohren, aber die Stimmen ließen sich nicht
vertreiben. Sie wurden nicht einmal
leiser, sondern klangen nur dumpfer.
Jemand stöhnte. Ein tiefes, wohliges
Stöhnen, das Shanda sich nicht erklären konnte. Seltsame Empfindungen
löste es in ihr aus, und mit einem Mal
atmete sie hastiger, irgendwie angespannt. Sie warf den Kopf zur Seite
und drückte sich das halbe Gesicht an
der Scheibe platt. Vergeblich versuchte
sie dabei, das Prickeln zu ignorieren,
das sich über ihren Nacken ausbreitete. Ihr Leib verkrampfte sich, als hätte
sie heißhungrig zu viel Kraut in sich
hineingeschlungen.
Ein heißer Schmerz jagte durch ihren Körper. Sie wimmerte, keuchte,
fühlte sich krank – und zugleich zufrieden. Während sie erschöpft in sich
zusammensank, dachte sie seltsamerweise an das Zentrallager und an Fakan.
Als sie aufschaute, begegnete sie
zum zweiten Mal dem Blick der Springerfrau. Die rothaarige Frau schaute
sie durchdringend an.
Ihre Emotionen vermischten sich
mit ungezählten anderen Eindrücken.
Shanda verwünschte die vielen Stimmen, doch sie konnte sich ihnen nicht
verschließen.
Wieder presste sie ihre Hände auf
die Ohren.
Vergeblich.
Krampfhaft kniff sie die Augen zusammen.
Nichts wurde dadurch anders. Die
Wohntürme entlang der Avenida Reginald Bull verschwanden nicht, nur
weil Shanda sie nicht mehr sehen wollte.
6.50 Uhr
    Sie konnte sich dem Zorn nicht entziehen, der von außen auf sie eindrang.
Sie kam auch nicht davon los, als der
Zorn in Hass umschlug.
    Hört auf!, schrie sie in Gedanken. So
etwas ist doch verrückt!
Viel konnte Shanda nicht erkennen.
Nur, dass jemand ein Desintegratormesser als Waffe benutzte. Und derjenige hatte keine Skrupel.
Hin und wieder hatte sie schon versucht, Geschehnisse zu beeinflussen,
die ihr Angst machten. Nur war ihr das
nie gelungen. Auch diesmal hatte sie
kaum eine Chance.
Aus der Distanz spürte sie, dass der
Angegriffene am Arm verletzt wurde.
Sein Gegner lachte höhnisch.
Zweifellos nahmen die beiden sie
gar nicht wahr. Shanda hatte nie darüber nachgedacht, ob diese eigenartigen und fast immer beängstigenden
Kontakte einseitig blieben. Es war
schon schlimm genug, dass sie diesem
Chaos der Empfindungen nicht entkommen konnte. Die fremden Gefühle
überfielen sie oft mit aller Wucht, und
sie hatte sich daran gewöhnt, wie sie
sich an die Unbilden von Wind und
Wetter gewöhnt hatte.
Vielleicht bin ich wirklich etwas Besonderes.
Vielleicht.
Wenn dazu gehörte, dass sie Emotionen erkennen konnte wie andere Farben oder Formen, stimmte die Vermutung.
Diese jähen Gefühlsaufwallungen
wurden unerträglich, sobald sie aus
einiger Distanz kamen und Menschen
unter extremer Anspannung standen.
Die lähmende Furcht, die Shanda in
dem Moment empfand, gehörte dazu.
Es war Todesfurcht.
Entsetzt schaute sie auf ihren linken
Arm. Blut quoll aus einer klaffenden
Schnittwunde und tropfte über ihre
Finger. Erst allmählich spürte sie den
grässlich pochenden Schmerz.
Khart blickte sie triumphierend an.
Wie abschätzend wog er das Messer in
der Hand, dann setzte er blitzschnell
vor. Die Klinge schnitt durch die Luft.
Eine Finte, der Versuch, seine Überlegenheit auszukosten.
Shanda wich entsetzt zurück und
stürzte fast über einen Sessel. Mühsam
rammte sie das schwere Möbelstück
zur Seite.
Neben ihr ein kleiner Tisch. Sie griff
nach der wuchtigen Figur, die da stand,
irgendein exotisches geflecktes Tier
mit fürchterlich langem Hals. Ein Fabelwesen, argwöhnte Shanda. So ein
Geschöpf konnte gar nicht lebensfähig
sein. Die kleine Skulptur war schwer,
aber sie lag gut in der Hand.
»Komm nicht noch näher, Khart!«,
fauchte sie. »Und versuch endlich zu
begreifen, dass wir alle gehen müssen!«
Ihr Gegenüber schüttelte heftig den Kopf. »Ich denke
nicht daran. Keiner von uns wird sich wie ein Hund verkriechen. ES hat
uns nicht nach Stardust geholt, damit wir beim ersten Gegenwind alles
im Stich lassen. Wir verdanken ES, was wir haben, wahrscheinlich sogar
unser Leben.«
»Das glaubst du? Die Superintelligenz hat nie anders als aus Eigennutz
gehandelt. Sie muss erkennen, dass
wir mehr sind als eine Herde Nutzvieh.«
Der Angreifer war ihr Cousin. Das
hatte ihn jedoch nicht daran gehindert,
sie mit dem Messer zu verletzen. Wahrscheinlich würde er nicht einmal davor
zurückschrecken, sie zu töten.
Nicht sie!
Shanda hatte das Gefühl, benommen zu taumeln, als sie abwehrend die
Hand mit der Figur hochriss.

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