2543 - Perry Rhodan - Flucht nach Talanis
Folie, der Saft spritzte nach allen Seiten, aber da hatte Rence
schon nach der zweiten Packung gegriffen und ließ sich wieder nach vorn sinken. Er atmete auf, als er sich aus dem
Gleiter schwang.
Sein Handrücken blutete nicht einmal, obwohl die Eindrücke von mindestens zwei Dutzend winzigen Zähnen
deutlich zu erkennen waren. Die Zunge
hatte einen deutlich geröteten, beinahe
verbrannt erscheinenden Streifen hinterlassen.
»Du solltest dich besser um das Vieh
da drinnen kümmern«, sagte Rence zu
der Bewusstlosen, während er seine Packung aufriss. Er trank hastig, aber nur
die Hälfte. Den Rest verschloss er und
stellte ihn neben der Frau auf den Boden.
»Danke!«, sagte er und ging weiter.
Den Gedanken, den kleinen Gleiter
probehalber zu starten, hatte er schnell
wieder verworfen. Wahrscheinlich wäre
es ohnehin ein neuer Fehlschlag geworden. Bei einigen anderen Fahrzeugen
hatte er sich schon vergeblich bemüht.
Die Schatten wurden länger. Im Osten zog die Dämmerung herauf.
Rence versuchte noch einmal, Peg zu
erreichen. Nichts, absolut nichts war
anders geworden.
Allerdings schaltete er jetzt die Speicherfunktion ein. Er wählte mehrere
moderne Musikstücke. Sie waren den
Stardust-Welten gewidmet und brachten die Besonderheiten einzelner Planeten zum Ausdruck. Manches klang
schrill, aber es machte die Einsamkeit
erträglicher.
*
Mit der hereinbrechenden Nacht hatte Stardust City sich in ein gleißendes
Lichtermeer verwandelt. Wer nicht auf
Details achtete, dem erschien die Stadt
als eine von Leben brodelnde Metropole.
Rence Ebion verließ die Straße im Bereich der Brückenabfahrten. In einem
Antigravlift schwebte er drei Etagen
abwärts.
Auf halber Höhe griffen die Ausläufer
des Larsay-Parks nach dem Kanal. Er
sah die illuminierten Wasserspiele, den
Höhenpfad in den Baumwipfeln, der
sich wie eine glühende Schlange durch
die Parklandschaft wand, und im Hintergrund die imposanten Bauwerke entlang des Stardust-Center-Kanals ...
Rence ließ es sich nicht nehmen, wenigstens für einige Minuten die Skyline
seiner Stadt zu genießen.
Vielleicht würde all das, was er so
liebte, bald in Schutt und Asche versinken.
Du musst nach Talanis gehen!, flüsterte die Stimme in seinen Gedanken
wieder. Zögere nicht ...
Der Himmel: sternenleer und bedrückend. Noch zeigte sich keiner der beiden Monde Avedas.
Die Musikwiedergabe hatte Rence gestoppt. Mit einem Mal war sie ihm zu
aufdringlich erschienen, geradezu deplatziert. Er schaute über die Straßen
und die erstarrten Fahrzeugkolonnen
hinweg.
Stillstand.
Das junge Paar, das seit Stunden regungslos auf der Bank saß, von flackernden Werbeholos übergossen ...
Der Spaziergänger am Rand des von
Seerosen überwucherten kleinen Teiches. Er lag auf dem Rücken, halb in ein
Blumenbeet gestürzt, die Augen vor
Entsetzen weit aufgerissen, unfähig zu
sehen, dass die Sonne verschwunden
war und die schreckliche Schwärze der
letzten Tage wieder das Firmament beherrschte.
Gefrorene Zeit.
Auch auf Talanis ...? Wie sollte er die
Insel erreichen? Rence Ebion zerbrach
sich den Kopf darüber, ob er die Stimme
in seinen Gedanken wirklich vernommen hatte. Womöglich existierte sie nur
in seiner Einbildung. Erst am Vormittag
hatten sich Trivid-Diskussionen mit
Talanis und ES befasst. Zeitverschwendung, dem überhaupt zuzuhören, fand
er im Nachhinein, denn ein Ergebnis
waren die Sendungen schuldig geblieben.
Verwirrt hob er den Kopf.
Die Stille hatte sich verändert. Er
lauschte und hätte doch nicht auf Anhieb zu sagen vermocht, was sich verändert hatte.
Da war ein Rascheln zu hören. Dort
erklang ein ersticktes Husten. Schritte
knirschten auf dem Kiesweg am Wasser.
Vielleicht ein Roboter, der durch den
Park patrouilliert? Die Roboter werden
alles in Ordnung halten.
Der Wind trug ein Raunen heran. Es
erinnerte ihn an die Stimmen in seinem
Kopf. Aber sie waren verschwunden.
Und mit ihnen der dumpfe Schmerz,
den Rence schon gar nicht mehr bewusst
wahrgenommen hatte.
Ein Schrei hallte durch die Nacht. Erschreckt kreischend flatterte ein Vogelschwarm aus den hohen Fadenbäumen
auf.
Der Schrei war von der Hochstraße
aus erklungen!
Angestrengt suchte er dort oben nach
einer Bewegung und lauschte auf das
Summen eines Gleitertriebwerks. Aber
nur die Vögel flatterten durch die Nacht.
Sie ließen sich wieder in den Bäumen
nieder, ihr Lärmen ebbte bereits ab.
Rence ging weiter. Es waren seine
Schritte, die nun
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