2544 - Gefangene des Handelssterns
eiserne Wille seiner Partnerin, die sich Satwa nannte.
»Raus mit der Sprache!«, forderte sie barsch. »Was plant ihr wirklich? Ihr habt doch nicht ernsthaft geglaubt, mit schäbiger Maskerade und hundert Robotern einen Handelsstern erobern zu können.«
»Wer redet von erobern? Wir befinden uns auf einer Vermittlungsmission.«
»Das nehme ich euch nicht ab. Genauso wenig wie dass ihr einfach ins Blaue geflogen seid. Bei aller tefrodischen Risikofreudigkeit – niemand entert eine feindliche Bastion, wenn er sich dort nicht reelle Chancen ausrechnet. Daraus folgt: Ihr habt noch etwas in der Hinterhand. Und zwar was?«
Fellmer fiel das Denken schwer. Es musste am Körper kontakt liegen, dass ihm und Tschubai die suggestiven Einflüsse des Symbionten so sehr zusetzten.
Sie kamen in Wellen, mal stärker, mal schwächer. Insgesamt schwoll die Brandung beständig an. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie über ihnen zusammenschlagen und Fellmers freien Willen hinwegspülen würde.
Gemeinsam mit Ras unterdrückte er den Impuls, sich das widerliche Geschwulstwesen vom Leib zu reißen. Das hätte nur einen minimalen Aufschub gebracht.
Ebenso aussichtslos wäre die Verzweiflungstat, Satwa mit bloßen Händen anzugreifen. Die sie umringenden Darturka hielten ihre Waffen schussbereit und wirkten nicht, als würden sie lange zaudern, davon Gebrauch zu machen. Paralysiert oder auf andere Weise ruhiggestellt, hätte Lloyd/ Tschubai sich bloß einen zusätzlichen psychologischen Nachteil eingehandelt.
Das Heil in einer panischen Teleportation zu suchen, verbot sich ebenfalls. Die Hyperbarriere schottete den Kerkertrakt sicherlich noch immer ab. Davon zurückgeschleudert, wären Fellmer und Ras derart geschwächt gewesen, dass ihre Widersacher sie umso leichter mental überwältigt hätten.
Nein, ihre Chancen stiegen keineswegs, wenn sie die Konfrontation hinauszögerten. Falls sie dieses Psycho-Duell überstehen konnten, musste dies im ersten Anlauf geschehen.
»Was?«, wiederholte Satwa, im wahrsten Wortsinn eindringlich. »Wie lautete der Plan? Welche Trumpfkarte versteckt ihr, und wo?«
Die Fragen prasselten auf Fellmer Lloyd und Ras Tschubai ein wie Knüppelschläge. Leider war es nicht damit getan, sich zu ducken und die Antworten zu verweigern.
Sie durften nicht einmal daran denken. S’Karbuncs telepathisch-hypnotische Sinne erstreckten sich wie filigrane Fühler in ihre gemeinsamen Gehirnwindungen.
Und auch Satwa drang immer weiter in sie.
»Gesteht!«, kreischte sie, zur Abwechslung rein vokal, wohl um die Konzentration der Verhörten zu stören.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und boxte Ras hart mit der Faust gegen den Oberarm. »Was führt ihr im Schilde, du und dein Komplize? Mit welcher Finte hofft ihr, euren Hals aus der Schlinge zu ziehen?«
Parallel dazu hämmerte der Symbiont: Gib auf! Es hat sowieso keinen Sinn, Widerstand zu leisten. Auf Dauer bist du mir nicht gewachsen. Denn ich wachse unaufhaltsam in dich hinein ...
9.
Gnädig
Irdelphs heroischer Flucht- beziehungsweise Selbstmordversuch erweckte in Jawna Togoya einen linden Anhauch von Mitleid.
Der Okrivar flitzte davon, mit den schnellsten Trippelschritten, zu denen er fähig war. Als er die imaginäre Grenze überschritt, bei der die angebliche Bombe auf dem Rückenteil seines Druckanzugs hochgehen sollte, sprang er ab, streckte alle viere von sich – und landete hart, doch bis auf die eine oder andere Prellung unversehrt auf dem Boden.
Verdutzt rappelte er sich wieder hoch. »Du hast mich beschummelt.«
»Bedaure, aber so ist das mit uns Agentinnen. Wir lügen, sobald wir den Mund aufmachen. Tarnen und täuschen ohne Ende.«
»Wie gemein«, sagte er kläglich. »Du beraubst mich jeglicher Würde. Und was jetzt? Ich habe mein Gesicht verloren. Wirst du mich noch weiter demütigen?«
»Nicht, wenn es sich vermeiden lässt. Vielmehr möchte ich dir einen Vorschlag unterbreiten.«
»Ha! Soeben hast du damit geprahlt, dass man dir nicht trauen kann.«
»Das stimmt auch. Aber was bleibt dir übrig? – Schau, ich habe nichts gegen dich persönlich. Ich würde dich ungern töten. Aber ich täte es, ohne mein Gewissen zu belasten, falls es erforderlich wäre. Leuchtet dir meine Argumentation so weit ein?«
Er bejahte.
Jawna klopfte ihm sacht auf den Helm. »Hör zu. Diese Geschichte geht für uns beide gut aus, wenn du folgende Anweisungen befolgst: Du läufst weiter, als wäre nichts gewesen. Wohin du willst. Das spielt keine
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