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2558 - Perry Rhodan - Die Stadt am Ende des Weges

2558 - Perry Rhodan - Die Stadt am Ende des Weges

Titel: 2558 - Perry Rhodan - Die Stadt am Ende des Weges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Herr? Wir haben wirklich keine Zeit!«
    Saedelaere blickte sein pelziges Gegenüber einen Moment lang forschend an. Im ersten

Augenblick hatte er gemeint, dass der Kleine ihn »Alraska« genannt hätte, wie es Eroin Blitzer zu

tun pflegte. Aber er hatte sich geirrt.
    Der Maskenträger nickte. »Ich folge dir, Kaninchen.«
    Mit hohem Tempo ging es über Stock und Stein, durch einen kleinen Wald mit kahlen Bäumen. Auf

den Wald folgten ein Geröllfeld und einige steile Felsen. Zwischen zweien entsprang ein Fluss,

und dieser führte in eine sandige Landschaft.
    »Das Dorf der Nomaden«, stieß Saedelaere aus.
    »Ja, ja!«, sagte das Kaninchen. »Hierher sollte ich dich bringen.« Es klaubte die Uhr hervor

und öffnete sie. »Gerade noch rechtzeitig! Aber nun muss ich mich beeilen - der Hutmacher

erwartet mich zum Tee!«
    »Warte!«, sagte der Maskenträger, aber das Kaninchen war bereits davongeeilt.
    Saedelaere betrat den staubigen Platz zwischen den Hütten.
    Das Nomadendorf war verlassen.
    Der Terraner drehte sich einmal um die eigene Achse, blickte in zwei Hütten, die aber genauso

leer waren wie der Rest der Siedlung.
    Alaska Saedelaere suchte die Feuerstelle auf. Er sah, dass inmitten des Steinkreises eine

kräftige Glut Hitze verströmte. Jemand hatte auf die kopfgroßen Steine rosafarbene Fleischstücke

gelegt, die leise brutzelten und einen betörenden Geruch verströmten.
    Er setzte sich im Schneidersitz an die Feuerstelle. Minutenlang starrte er in die Glut, ließ

die Gedanken schweifen.
    Das Innere der LEUCHTKRAFT stellte für ihn nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln dar. Aber

mit der Zeit hatte er immer stärker das Gefühl, dass er hinter die scheinbar zufälligen Vorgänge

in diesem vorgegaukelten Wunderland zu blicken vermochte.
    Obwohl es eine fast undenklich lange Zeit her war, erinnerte er sich gut daran, als ihm seine

Mutter die Geschichten von Alice im Wunderland und der Welt hinter den Spiegeln vorgelesen

hatte.
     

Zwischenspiel
    Vor 1644 Jahren: Terrania,
    4. Oktober 3406
     
     
    »Mutter?«
    »Ja, mein Schatz?«
    »Wie kann es sein, dass aus Alices Tränen ein ganzer See wird?«
    Das Licht der Stadt beleuchtete sein Gesicht in einem warmen Gelbton. Sie fand, dass er wie

ein kleiner Engel in seinem Bett lag, die Arme über die Decke gelegt.
    Felissia Saedelaere strich ihrem Sohn zärtlich über das dunkle Haar. Der Junge bedeutete ihr

mehr als alles andere auf dieser Welt.
    Ihr Mann Tresham war vor zwei Jahren aus ungeklärten Gründen plötzlich verschwunden. Obwohl er

nur ein einfacher Frachtarbeiter gewesen war, hatte sich die Regierung persönlich eingeschaltet

und dafür gesorgt, dass Felissia keine Existenzängste leiden musste.
    Trotzdem sorgte sie sich um ihren Sohn, der ohne Vater aufwachsen musste.
    »Weshalb wird aus Alices Tränen ein ganzer See?«, wiederholte Alaska.
    Sie blickte in sein ernstes Gesicht.
    »Es ist das Wunderland, mein Schatz«, sagte Felissia zärtlich. »Da kann alles geschehen.«
    Sie streichelte seine rechte Schläfe. Alaskas Gesichtsausdruck blieb aber nachdenklich.
    Felissia lächelte etwas gezwungen.
    Alaskas Erinnerungen an seinen Vater verblassten zusehends. Umso verblüffter - geradezu

erschrocken - war sie gewesen, als sie ihn vor ein paar Tagen in seinem Zimmer gefunden hatte.

Still hatte er auf seinem Bett gesessen und eine der charakteristischen Denkerposen seines Vaters

fast perfekt kopiert.
    Dieses Bild hatte sie seither verfolgt.
    Sie wollte nicht, dass ihr Sohn schon jetzt erwachsen wurde.
    Also hatte sie ihm die Geschichte von Peter Pan vorgelesen, dem Jungen, der nie erwachsen

werden wollte, fliegen konnte und andere Kinder inspirierte und verzauberte.
    Danach hatte Felissia zu dem Klassiker »Alice im Wunderland« gegriffen. Sie hoffte, dass die

uralte Geschichte Alaskas Fantasie beflügelte und er sie in den nächsten Tagen mit Fragen zu

Grinsekatzen, verrückten Hutmachern und nie enden wollenden Teezeremonien löchern würde.
    »Weißt du, was ich denke?«, fragte Alaska.
    Seine Sprechweise war immer noch etwas holprig. Deswegen hatte Felissia ihren Sohn vor einem

Monat zu einem Hirnforscher gebracht. Dieser hatte Alaska aber nur eine leicht

überdurchschnittlich hohe Intelligenz attestiert und bemerkt, dass der Junge wahrscheinlich

schlicht »zu viel dachte während des Sprechens«, wie er sich ausdrückte.
    Felissia schloss die Augen. Sie presste sich je zwei Finger an die

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