2574 - Das Lied der Vatrox
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»Typisch Garona!«, stieß Cagra hervor. »Immer muss sie mir Steine in den Weg legen, nur um mir
zu schaden.«
Niemand sagte etwas dazu. Die Zentrale war klein und eng, der Dienst konnte nur im Stehen
absolviert werden, und es war schwer auszuweichen, wenn Cagra körperliche Maßregelungen
vornahm.
Sie war eine harte, spröde Kommandantin, die schnelle Umsetzung ihrer Befehle erwartete,
keinen Widerspruch duldete und erst recht keine Unterhaltung außerhalb der Meldungen.
»Wäre es Männern möglich, den Kommandostand zu besetzen, Cagra wäre die erste Wahl gewesen«,
hieß es unter den Raumfahrerinnen.
Und so falsch war das nicht, denn ihre Haut war fast schwarz, und sie bewegte sich mehr wie
ein Mann, auch ihre Stimme klang eher rau.
Doch sie war hervorragend auf ihrem Posten, das war unbestritten. Niemand konnte ein Schiff
besser steuern als sie, und sie hatte in den vergangenen Jahren entscheidend dazu beigetragen,
die Antriebssysteme zu verbessern, sodass die Vatrox inzwischen bis an die Grenzen ihres Systems
vorstoßen konnten und planten, darüber hinaus zu gehen.
Dort gab es so viel zu erobern: Ressourcen, Platz, um sich auszubreiten.
Weiterkommen, noch viel weiter hinaus.
Danach strebte Cagra, ebenso wie Garona, die allerdings bedeutend geschäftstüchtiger war und
sich weniger auf die Entwicklung der Raumfahrt konzentrierte als vielmehr auf die Ausnutzung der
ökonomischen Möglichkeiten, die sich dadurch boten. Deshalb hatte sie auch das Kommando über die
ASTAVER erhalten, obwohl sie bei der Abschlussprüfung keineswegs geglänzt hatte. »Gerade noch
besser als ein Mann«, hieß es hinter vorgehaltener Hand.
Es gab auch männliche Raumfahrer, aber nicht allzu viele und keinen im Offiziersrang.
»Abgesehen von Cagra«, diesen Spruch kannte die Kommandantin natürlich auch, doch sie ging
darüber hinweg. Ihr war völlig gleichgültig, wer unter ihr diente, solange ihre Ansprüche erfüllt
wurden. Deshalb befand sich in ihrer Zentrale auch ein Mann, der für die Überwachung der Systeme
und die Maschinenwartung zuständig war.
»Kurs berechnet, Kommandantin«, erklang die Stimme der Steuerfrau.
»Volle Leistung!«, befahl Cagra nach einem Blick auf die Anzeige. »Was wir hier verbrauchen,
holen wir durch den Gravitationsschub von Pem wieder herein, der uns direkt an den Rand des
Systems befördern wird.«
»Ich habe alle Varianten durchgerechnet, das scheint mir die effizienteste zu sein«, stimmte
die Navigatorin zu.
Sie hatte dazu allerdings eine halbe Stunde benötigt, während Cagra nur zwei
Atemzüge brauchte, um die Entscheidung zu treffen. Sie irrte sich nie.
*
Die Zeit verging viel zu langsam. Cagra hasste es, auf etwas warten zu müssen. Sie ging
ruhelos auf ihrem kleinen Kommandopodest hin und her, zwei Schritte nach jeder Seite, mehr war
nicht möglich.
»Diese Schiffe sind viel zu primitiv«, murmelte sie vor sich hin. »Kaum mehr als ein Tretrad,
wir brauchen zu viel Platz für den Antrieb und viel zu viel für den Treibstoff. Die Maschinen
müssen kleiner und komfortabler werden, und wir brauchen Sitzgelegenheiten und
Ellbogenfreiheit.«
Schweigen antwortete ihr, jede bemühte sich, auf ihre Kontrollen zu starren. Lediglich der
Mann - Lofoch - wagte einen kurzen Blick. In seinen Augen blitzte etwas auf, bevor er sich wieder
seiner Arbeit zuwandte.
Er hatte Mumm, das musste Cagra ihm lassen. Aber das war kein Wunder, so hart, wie er um
diesen Posten gekämpft hatte. Garona könnte Gefallen an ihm finden, sie war ohnehin auf der
Suche, wie sie erklärt hatte.
Cagra überlegte, ihr dabei behilflich zu sein, der Maschinist hatte gute Anlagen, und Garona
wäre endlich außer Konkurrenz. Cagra selbst interessierte sich weder für Männer noch für Frauen.
Für sie gab es nur das samtene All dort draußen, die Reise zwischen den Sternen. Nirgends war
Cagra so zufrieden wie dort, auf ihrem Posten, in der Zentrale.
Wenn sie demnächst wieder Planetenboden betreten musste, würde sie sich mit ungehemmtem
Ehrgeiz darauf stürzen, neue Schiffe zu konstruieren.
Schon bei der Form sollte es anfangen, die gegenwärtige war primitiv, plump wie eine
flügellahme Ornithorix. Und die Steuerkanzel fast an die Spitze zu setzen, mit einer
Glasmetalldecke ... damit hatte man zwar eine hervorragende normaloptische Sicht, aber die Gefahr
eines Schadens war auch sehr hoch. Der Platz war zu exponiert, viel zu sehr
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