2574 - Das Lied der Vatrox
angeblich
mehrere mit unterschiedlichen Schwerpunkten.
»Du betrittst eine wissenschaftliche Einrichtung«, antwortete die junge Frau, während sie die
Kommandantin nach innen geleitete. Die Leibwächterin folgte ihnen stumm. »Eine
medizinischbiologische, um genau zu sein.«
»Ich soll seziert werden?«, entfuhr es Cagra.
»Dein Gehirn«, bestätigte die Frau gelassen. »Wir wollen wissen, was es mit deinem
Gedankenlesen auf sich hat.«
»Das würde mich selbst interessieren. Ich bin also einverstanden.«
»Oh, das war kein Angebot.«
Zutiefst verärgert ließ Cagra sich führen.
Das Innere des Gebäudes war hochgesichert, sämtliche Abteilungen mehrfach mit
Kontrollen versehen. Nicht einmal der Aufzug konnte ohne Zutrittsberechtigung benutzt werden.
Und Cagra bekam natürlich nichts dergleichen ausgehändigt.
Sie fuhren in das vierzigste Stockwerk, und Cagra wurde in ein fertig eingerichtetes
Appartement gebracht, das großzügig gestaltet war, mit einer schönen Aussicht auf die Stadt und
den Raumhafen dahinter.
»Bekomme ich hierfür wenigstens eine Zugangsberechtigung?«, fragte sie süffisant.
»Hier wird nicht abgesperrt«, gab die Frau ungerührt Auskunft. »Du kannst dich frisch machen,
Kleidung liegt ebenfalls bereit. In zwei Stunden wirst du abgeholt, also sei bis dahin
fertig.«
Ohne weitere Erklärung wurde Cagra allein gelassen. Noch nie war sie so wütend gewesen, aber
sie hatte keine Wahl, sie musste sich fügen. In ihrer Wohnung gab es keine Verbindung zum lokalen
oder planetaren Netz, nicht einmal für öffentliche Nachrichten oder seichte Filme. Es gab keine
Terrasse, die Fenster konnten nicht geöffnet werden. Sie konnte zwar auf den Gang hinaustreten,
aber weiter als bis zur nächsten Tür kam sie nicht.
Ein Gefängnis, sie konnte es nicht anders bezeichnen, wenngleich ein komfortables. Also kam
sie der Aufforderung nach, gab sich ausgiebig der Körperpflege hin und schlüpfte anschließend in
den weißen Overall, der bereitlag. Kein Abzeichen, nichts, was auf die Organisation hinweisen
könnte, in deren Fängen sie nun war. Und es war nicht einmal ungesetzlich, alles war ganz
offiziell vor sich gegangen.
Pünktlich kamen zwei andere Frauen, um sie abzuholen; diese machten noch mehr einen
Botendienst-Eindruck als alle anderen, deswegen sprach Cagra sie gar nicht erst an.
Sie fuhren ein Stockwerk nach oben, wo sie in einen Konferenzraum geführt wurde, dessen Tisch
gedeckt war.
Kaum hatte Cagra Platz genommen, wurden ihr verschiedene Speisen und Getränke angeboten, und
sie traf dankbar die Auswahl, denn sie war überaus hungrig und durstig nach der langen Reise.
Kurze Zeit später betrat eine etwa vierzig Jahre alte Frau den Raum; ihre Kleidung unterschied
sich nicht von der Cagras. Aber sie trug am linken Handgelenk ein Computerarmband. Der
Mittelfinger der linken Hand trug zudem einen Metallschutz, an dessen Unterseite ein Blankopass
angebracht war.
Endlich eine Verantwortliche!
»Mein Name ist Raneeve Zeg«, stellte sie sich vor, während sie Platz nahm. »Ich grüße dich,
Cagra Honovoch. Zunächst möchte ich mich für die ungewöhnliche Weise deines Transports
entschuldigen, doch Diskretion geht in unserer Behörde über alles.«
»Also seid ihr nicht offiziell.«
»Wir haben nichts mit dem Alltagskram zu tun.«
»Meinen Aufenthalt kann man kaum als freiwillig bezeichnen«, fuhr Cagra fort.
»Wir unterliegen höchster Geheimhaltung, das macht leider unangenehme Prozeduren notwendig,
worunter auch das Verbot fällt, Kontakt zur Außenwelt aufzunehmen.« Raneeve hob leicht die Hand.
»Doch wenn wir mit den Untersuchungen fertig sind, wird sich dein Status in jedem Fall ändern.
Nur derzeit musst du uns nachsehen, dass wir keinerlei Risiko eingehen können, auch wenn du einen
hohen Vertrauensstatus genießt.«
Cagra zeigte die Zähne. »Vielen Dank!«
»Der Dank gebührt zunächst dir. Du hast eine außergewöhnliche Leistung vollbracht, deren
Ergebnis keiner so erwartet hätte.«
»Und ich dachte schon, ich werde jetzt auf Schadensersatz verklagt, weil ich ein Schiff
verloren und das andere zu Schrott geflogen habe.«
Raneeve verzog die Lippen. »Davon kann keine Rede sein - zumindest von unserer Seite aus
nicht. Wir sind nur an deinem Gehirn interessiert.«
*
Eine Reihe von Untersuchungen, Scans, Tests und Befragungen folgten, die Cagras gesamte Zeit
und Energie in Anspruch nahmen. Nachts schlief
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