2580 - Handelsstern im Visier
krank.
Es ist der 4. März 2909.
Nicht nur Betty geht es zunehmend schlechter, sondern auch Tako, Andre und
vielen anderen. Niemand weiß, woher die Krankheit gekommen ist oder wie sie weiter
verlaufen wird.
All die Zellduschen ... und seit fast 600 Jahren trägt Betty einen Zellaktivator.
Krankheiten stellten für sie kein Problem mehr dar.
Hatte sie immer gedacht. Wie naiv! Wie geblendet von der scheinbaren
Sicherheit!
Nun wird es schlimmer. Immer schlimmer.
»Weißt du«, sagte Betty, »es begann mit dem, was später als Second-Genesis-Krise bezeichnet
wurde. Medikamente und Therapien schlugen nicht mehr an.«
Eritrea senkte den Blick. Ihr Atem ging ruhig. Sie blinzelte. »Ich habe mich darüber
informiert. Wenn du über dieses Thema nicht reden willst oder kannst ... dann sag es
einfach.«
»Nichts hilft mehr«, sagt Dr. Ern Kottena zu einem seiner Kollegen. »Ich bin
am Ende meiner Weisheit.«
Er weiß nicht, dass Betty von einem anderen Zimmer aus seine Gedanken liest,
in einem lichten Moment. Sonst hätte er es wohl nicht so offen ausgesprochen. Die meiste
Zeit über schwebt Betty in einem Dämmerzustand zwischen Wahnsinn und Kontrolle über sich selbst.
Die Krankheit verändert sie und die anderen Mutanten. Sie verlieren den Verstand, werden immer aggressiver. Und ihre Psi-Kräfte potenzieren sich zu
etwas, das bald nicht mehr zu beherrschen sein wird.
Die Lage ist düster, und nun weiß Betty endgültig, dass es keine Hoffnung mehr
gibt.
»Was ist los?«, fragt Tako Kakuta. Der Teleporter ist nur ein Schatten seiner
selbst. Am Vortag hat er einen Teil der Mimas-Klinik verwüstet. Den Strahler trägt
er immer noch bei sich, niemand vom Personal weiß es.
»Nichts.« Betty lügt. »Ich höre seine Gedanken nicht.«
Tako kichert. Sein lichter Moment ist wohl schon wieder vorbei, der Irrsinn greift
nach ihm. Später an diesem Tag erschießt er Dr. Kottena, den leitenden Arzt, der
verzweifelt versucht hat, ein Heilmittel zu finden. Vielleicht hatte er gemerkt,
dass Betty log. Möglicherweise war es auch reiner Zufall.
Auf diese Frage findet sie die Antwort nicht. Seit diesem Moment sieht sie
allerdings sogar in ihren lichten Augenblicken keinen Sinn mehr darin, gegen die eigene
Aggression und den Irrsinn anzukämpfen, der immer stärker wird und sie
hinwegreißen will.
»Natürlich kann ich«, behauptete Betty mit fester Stimme. »Was genau interessiert dich?«
»Nicht die äußeren Umstände. Wie ist es, zu sterben? Was hast du dabei empfunden? Oder
wusstest du, dass du nicht völlig erlöschen, sondern Teil dieses Bewusstseinspools in ES werden
wirst?«
»Ich wusste nichts. Eine Odyssee lag hinter mir und den anderen, ehe es letztlich so weit war.
Unser Bewusstsein war zunächst lange in diesem Block aus PEW-Metall eingeschlossen und ... «
»Das meine ich«, sagte Eritrea. »Was hast du empfunden, als du starbst? Als das Gift dich ...
«
»Nichts«, unterbrach sie. »Ich habe nichts gefühlt! Ich war nicht mehr ich selbst.«
Die Schmerzen sind schlimm, doch die Dunkelheit ist schön. Nachdenken ist
unmöglich.
Laute und Geräusche von allen Seiten. Das Summen schwillt an. Es frisst den Rest
dessen, was von dem Menschen Betty Toufry noch übrig ist.
Eben noch ein wenig Licht im Zimmer, dann Schwärze.
»Gefangen und hinweggerissen vom Wahnsinn«, fuhr Betty fort. » Ich ... ich kann mich nicht an
diese Zeit erinnern.«
»Glaubst du, dass es jedem so geht?«, fragte Eritrea.
Betty suchte nach Worten. Was sollte sie darauf antworten? Wie kam jemand dazu, ausgerechnet
ihr diese Frage zu stellen? »Diese letzte Frage kann ich dir nicht beantworten. Ich würde es,
wenn es mir möglich wäre ... aber ich weiß es nicht.«
Eritrea schloss die Augen, rieb mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand darüber. »Ich habe
lange unter dem Tod meines Mannes gelitten. Ich war schwermütig, oder ... oder depressiv. Er
starb bei einem Unfall, und ich konnte ihn nicht retten, obwohl ich so nahe war.«
»Was er in seinen letzten Momenten empfunden hat, kann ich dir nicht sagen.« Betty stand auf,
umrundete den Tisch und legte Eritrea die Hand auf die Schulter. »Niemand kann es.«
»Ich weiß. Und es ist die Vergangenheit. Schauen wir auf die Zukunft.« Eritrea deutete mit
ausgestrecktem Arm auf das Hologramm, das sich nun hinter Betty befand.
Diese drehte sich um und sah, wie die letzte Silberkugel den Treffpunkt erreichte.
Der
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