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2580 - Handelsstern im Visier

2580 - Handelsstern im Visier

Titel: 2580 - Handelsstern im Visier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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krank.
    Es ist der 4. März 2909.
    Nicht nur Betty geht es zunehmend schlechter, sondern auch Tako, Andre und

vielen anderen. Niemand weiß, woher die Krankheit gekommen ist oder wie sie weiter

verlaufen wird.
    All die Zellduschen ... und seit fast 600 Jahren trägt Betty einen Zellaktivator.

Krankheiten stellten für sie kein Problem mehr dar.
    Hatte sie immer gedacht. Wie naiv! Wie geblendet von der scheinbaren

Sicherheit!
    Nun wird es schlimmer. Immer schlimmer.
    »Weißt du«, sagte Betty, »es begann mit dem, was später als Second-Genesis-Krise bezeichnet

wurde. Medikamente und Therapien schlugen nicht mehr an.«
    Eritrea senkte den Blick. Ihr Atem ging ruhig. Sie blinzelte. »Ich habe mich darüber

informiert. Wenn du über dieses Thema nicht reden willst oder kannst ... dann sag es

einfach.«
    »Nichts hilft mehr«, sagt Dr. Ern Kottena zu einem seiner Kollegen. »Ich bin

am Ende meiner Weisheit.«
    Er weiß nicht, dass Betty von einem anderen Zimmer aus seine Gedanken liest,

in einem lichten Moment. Sonst hätte er es wohl nicht so offen ausgesprochen. Die meiste

Zeit über schwebt Betty in einem Dämmerzustand zwischen Wahnsinn und Kontrolle über sich selbst.
    Die Krankheit verändert sie und die anderen Mutanten. Sie verlieren den Verstand, werden immer aggressiver. Und ihre Psi-Kräfte potenzieren sich zu

etwas, das bald nicht mehr zu beherrschen sein wird.
    Die Lage ist düster, und nun weiß Betty endgültig, dass es keine Hoffnung mehr

gibt.
    »Was ist los?«, fragt Tako Kakuta. Der Teleporter ist nur ein Schatten seiner

selbst. Am Vortag hat er einen Teil der Mimas-Klinik verwüstet. Den Strahler trägt

er immer noch bei sich, niemand vom Personal weiß es.
    »Nichts.« Betty lügt. »Ich höre seine Gedanken nicht.«
    Tako kichert. Sein lichter Moment ist wohl schon wieder vorbei, der Irrsinn greift

nach ihm. Später an diesem Tag erschießt er Dr. Kottena, den leitenden Arzt, der

verzweifelt versucht hat, ein Heilmittel zu finden. Vielleicht hatte er gemerkt,

dass Betty log. Möglicherweise war es auch reiner Zufall.
    Auf diese Frage findet sie die Antwort nicht. Seit diesem Moment sieht sie

allerdings sogar in ihren lichten Augenblicken keinen Sinn mehr darin, gegen die eigene

Aggression und den Irrsinn anzukämpfen, der immer stärker wird und sie

hinwegreißen will.
    »Natürlich kann ich«, behauptete Betty mit fester Stimme. »Was genau interessiert dich?«
    »Nicht die äußeren Umstände. Wie ist es, zu sterben? Was hast du dabei empfunden? Oder

wusstest du, dass du nicht völlig erlöschen, sondern Teil dieses Bewusstseinspools in ES werden

wirst?«
    »Ich wusste nichts. Eine Odyssee lag hinter mir und den anderen, ehe es letztlich so weit war.

Unser Bewusstsein war zunächst lange in diesem Block aus PEW-Metall eingeschlossen und ... «
    »Das meine ich«, sagte Eritrea. »Was hast du empfunden, als du starbst? Als das Gift dich ...

«
    »Nichts«, unterbrach sie. »Ich habe nichts gefühlt! Ich war nicht mehr ich selbst.«
    Die Schmerzen sind schlimm, doch die Dunkelheit ist schön. Nachdenken ist

unmöglich.
    Laute und Geräusche von allen Seiten. Das Summen schwillt an. Es frisst den Rest

dessen, was von dem Menschen Betty Toufry noch übrig ist.
    Eben noch ein wenig Licht im Zimmer, dann Schwärze.
    »Gefangen und hinweggerissen vom Wahnsinn«, fuhr Betty fort. » Ich ... ich kann mich nicht an

diese Zeit erinnern.«
    »Glaubst du, dass es jedem so geht?«, fragte Eritrea.
    Betty suchte nach Worten. Was sollte sie darauf antworten? Wie kam jemand dazu, ausgerechnet

ihr diese Frage zu stellen? »Diese letzte Frage kann ich dir nicht beantworten. Ich würde es,

wenn es mir möglich wäre ... aber ich weiß es nicht.«
    Eritrea schloss die Augen, rieb mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand darüber. »Ich habe

lange unter dem Tod meines Mannes gelitten. Ich war schwermütig, oder ... oder depressiv. Er

starb bei einem Unfall, und ich konnte ihn nicht retten, obwohl ich so nahe war.«
    »Was er in seinen letzten Momenten empfunden hat, kann ich dir nicht sagen.« Betty stand auf,

umrundete den Tisch und legte Eritrea die Hand auf die Schulter. »Niemand kann es.«
    »Ich weiß. Und es ist die Vergangenheit. Schauen wir auf die Zukunft.« Eritrea deutete mit

ausgestrecktem Arm auf das Hologramm, das sich nun hinter Betty befand.
    Diese drehte sich um und sah, wie die letzte Silberkugel den Treffpunkt erreichte.
    Der

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