2580 - Handelsstern im Visier
Silberkugeln und
das Versteck in der Nähe der Sonne Sicherheit, doch das änderte nichts daran, dass sie diesen
trügerischen Schutz schon bald hinter sich lassen würden.
»Wir werden uns unter unseren Tarnschirmen unbemerkt nähern können«, sagte Eritrea Kush. Die
beiden Frauen saßen wieder in dem kleinen Aufenthaltsraum in der Nähe der Pilotensphäre. Betty
fühlte sich in Eritreas Nähe wohl, und der Pilotin erging es offenbar nicht anders. »Doch
irgendwann müssen wir zum Angriff übergehen - dann ist es vorbei mit der Unsichtbarkeit.«
Die Altmutantin richtete den Blick weiterhin auf das Hologramm, das seitlich neben dem Tisch
in der Luft schwebte und sich ständig aktualisierte. Es rechnete unablässig die neuen
Ortungsergebnisse ein.
»Wenn Perrys Plan gelingt, werden wir zuvor ein heilloses Durcheinander anrichten«, sagte sie.
»Wird ein Handelsstern neu gebootet, bedeutet das, dass wir fast ohne Widerstand eindringen
können. Im Nahkampf allerdings sieht es anders aus.«
»Außerdem sind die Silberkugeln den Schlachtlichtern in jeder Hinsicht überlegen«, ergänzte
Eritrea. »Beschleunigung, Tarnung, Bewaffnung - all das macht uns zwar zu sicheren Siegern im
Kampf gegen ein Schiff unserer Gegner. Aber so gut das klingt, stehen uns doch nur sieben Kugeln
zur Verfügung, acht, wenn wir MIKRU- JON mitrechnen. Die Monarchie hat Hunderte Einheiten.«
Betty lachte humorlos. »Ich habe mit Tausenden gerechnet. Ein klarer Vorteil für uns.«
»Acht gegen eine absolute Überzahl. Und zusätzlich gegen die Truppen, die in den
Handelssternen verborgen sind. Ganz zu schweigen vom Depot der Sektorknospen, das sich
laut Sichu Dorksteigers Bericht in der Nähe befindet.« Eritrea legte die Hände in den Nacken und
streckte die Ellenbogen zu den Seiten. »Und das bedeutet eine Menge weiterer Feinde, die rasch
hier sein könnten. Trotz des Überraschungseffekts klingt es alles in allem wie ein
Selbstmordkommando.«
Betty fragte sich, warum Eritrea ihr diese Fakten aufzählte - selbstverständlich waren sie ihr
ebenso bekannt, und das wusste die Pilotin auch. Ob sich Eritrea selbst verdeutlichen wollte, was
ihr bevorstand? Ein überaus heikler Einsatz, der mit ihrem Tod enden konnte?
»Eine große Hilfe kann uns Sichu Dorksteiger bieten«, sagte die Altmutantin, um den Fokus auf
etwas Positives zu lenken. »Immerhin hat sie einige Jahre in TZA'HANATH gelebt und geforscht.
Sind wir erst einmal in einen der Handelssterne eingedrungen, kann sie uns weiterführen. Sie ist
mit den internen Strukturen bestens vertraut.«
Das Holo zeigte plötzlich eine wesentliche Veränderung. Eine weitere Silberkugel traf ein. Der
Kennung nach handelte es sich um jene, die mit MIKRU-JON verschmolzen war. Tatsächlich blendete
das Holo wenig später ein miniaturisiertes Abbild des Obeliskenraumers ein.
Nun fehlte nur noch Kugel F, gesteuert von Pilotin Miranda Fishbaugh. Ein Blick auf das
Chronometer ergab, dass etwa eine halbe Stunde bis zum vereinbarten Zeitpunkt blieb. Noch bestand
kein Grund, sich zu sorgen.
Wie zuvor deutete nichts darauf hin, dass die gegnerischen Truppen auf die Ankunft des neuen
Schiffs aufmerksam geworden waren. Die Tarnung der Silberkugeln arbeitete nahezu perfekt.
Rhodan meldete sich nicht per Funk. Es hätte trotz der minimalen Streustrahlung ein weiteres
Entdeckungsrisiko bedeutet. Alles war bis ins letzte Detail abgesprochen, zusätzlich befand sich
an Bord jeder Silberkugel ein Speicherkristall mit genauen Anweisungen. Der Terraner würde sich
nur ein einziges Mal mit einem klaren Befehl melden: Angriff.
»Betty«, sagte Eritrea unvermittelt. Noch immer verschränkte sie die Hände im Nacken, doch
ihre ganze Körperhaltung war mit einem Mal angespannter als zuvor. »Ich möchte dir eine Frage
stellen. Es geht mir nicht um den Einsatz, nicht um das, was uns möglicherweise bevorsteht. Ich
wende mich aus einem völlig anderen Grund an dich. Und es gibt naturgemäß niemanden, der mir eine
Antwort geben könnte ... niemanden außer dir.«
»Es ist in Ordnung«, versicherte die Altmutantin. »Wenn ich kann, werde ich dir helfen. Ich
muss zugeben, dass du mich neugierig machst.«
Eritrea nahm die Hände herab, legte sie auf die Tischplatte. Einen Augenblick huschte ihre
Zunge über die Oberlippe, dann kaute sie leicht darauf. Sie wirkte nervös, was sie nur schwer
verbergen konnte. »Wie ist es, zu sterben?«
Betty ist
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