2580 - Handelsstern im Visier
einen frei liegenden Kurs. Schon erreichte er fünfzehn
Prozent Lichtgeschwindigkeit.
Siebzehn.
Es fehlte nicht mehr viel zum Eintritt in den Überlichtflug. Nur noch wenige Sekunden.
In diesem Augenblick legte sich etwas Dunkles auf seine Gedanken, ein fremder, mörderischer
Einfluss.
Der Terraner erstarrte und fühlte eisige Kälte, die sich in seinen Verstand bohrte.
9.
Etwas raste auf Betty Toufry zu.
Eben noch ein kleines Bruchstück in den Weiten des Alls, nahm das rauchende Trümmerteil eines
Schlachtlichtes nun ihr gesamtes Sichtfeld ein.
Die Mutantin zuckte zurück, hob in einer sinnlosen Geste abwehrend die Arme, bis der
Metallfetzen in den Schutzschirm der Silberkugel schlug, die sich zeitgleich entrückte und ihn
damit problemlos passieren ließ. Flackernde Helligkeit tanzte über den Schirm, scheinbar mitten
im Weltraum, wenige Meter von der äußeren Hülle ihres Schiffs entfernt.
Betty lachte erleichtert auf. Sie stand inmitten des Aufenthaltsraums neben der Pilotensphäre,
mehr als zweihundert Meter von der Außenhülle der Silberkugel entfernt - selbstverständlich
konnte sie nicht wie durch eine Panoramascheibe direkt ins All blicken.
Stattdessen hatte Eritrea auf ihre Bitte hin eine Wand scheinbar durchlässig gestaltet und in
ein breites Hologramm der Außenbeobachtung verwandelt. Alles wirkte derart realistisch, dass sich
Betty unmittelbar im Geschehen wähnte. Zu unmittelbar vielleicht.
Ihr offenbarte sich der Blick in ein Chaos. Soeben explodierte ein Schlachtlicht direkt in
ihrem Kurs, nur wenige Kilometer voraus. Neben dem Roten Zwerg schien ein weiterer Stern zu
zünden, der sofort wieder erlosch.
Schwarze Bruchstücke trudelten vor der Silhouette der Sonne, tanzten einen makabren, letzten
Tanz. Flüssiges Metall erhärtete sich in der Eiseskälte des Weltraums binnen Sekunden zu bizarren
Formen.
Dutzende, wenn nicht Hunderte mentale Todesschreie gellten so intensiv, dass Betty ihre
telepathischen Sinne nicht davor verschließen konnte. Sie schnitten wie mit Messern in ihre
Seele, und dass es sich dabei um Feinde handelte, um Soldaten der Frequenz-Monarchie, änderte
nichts an dem Grauen, das sie miterlebte.
Sie fühlte Tod, Schmerz und Schrecken; ein Kaleidoskop von Empfindungen, das abrupt
erlosch.
Betty dachte an die Besatzung ihres eigenen Schiffes, an die stardustterranischen
Militäreinheiten. Jeder von ihnen war ein Individuum mit einer ebenso individuellen
Lebensgeschichte. Was, wenn sie alle sterben würden in einer einzigen Sekunde, ermordet in
einem brutalen Krieg, der über viele Galaxien tobte - für eine Aktion, die von Grund auf
gescheitert war?
Doch so war es eben.
Betty hatte es schon so oft erlebt. Krieg forderte Opfer und zerstörte nicht nur das Leben der
Soldaten, die in ihm fielen.
Ihr kam in den Sinn, wie sich Captain Kush noch vor wenigen Stunden ihr offenbart hatte, als
sie über ihren verstorbenen Mann sprach. Jeder Tod zog Kreise, und oft gingen diese weiter, als
denjenigen bewusst war, die die Toten betrauerten.
»Beschleunigung aktiv, wenn auch nicht mit Höchstwerten«, erklang Eritreas Stimme über Funk.
»Wir haben freie Bahn. Der Eintritt in den Überlichtflug steht in wenig mehr als zwei Minuten
bevor.«
Eine kurze Pause, dann: »Wir sind schon so gut wie in Sicherheit, Leute.«
Auf der Wiedergabe sah Betty den flackernden Schutzschirm einer Silberkugel, die unter
Dauerbeschuss aus einem ganzen Dutzend Schlachtlichtern lag. Es handelte sich um Kugel C, wenn
sie sich nicht irrte. Unfassbare energetische Gewalten tobten sich dort aus. Jedes traditionelle Schiff der Stardust-Terraner wäre längst in seine Atome zermahlen
worden.
Plötzlich klaffte vor fünf der Angreifer ein Strukturriss, der sich als schwarzes Loch
inmitten der teils grell leuchtenden Energiesalven zeigte. Drei Schlachtlichter explodierten im
selben Augenblick, zweien gelang ein
Ausweichmanöver, ehe sie ebenfalls ihr Schicksal ereilte.
Silberkugel C wechselte in den Überlichtflug.
»Wir verschwinden von hier in sechzig Sekunden«, kündigte die Pilotin an.
Gerade fühlte Betty noch Erleichterung ...
... als etwas mit Macht ihren Geist traf wie ein körperlicher Schlag. Sie schrie auf, wankte
unkontrolliert zur Seite. Dabei stolperte sie - worüber, nahm sie nicht einmal wahr, weil ihre
Gedanken von der fremden Präsenz gefangen waren, die sich auf ihr Bewusstsein legte.
Sie verlor den
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