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2582 - Ein Kind der Funken

2582 - Ein Kind der Funken

Titel: 2582 - Ein Kind der Funken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Tiff.
    »Da sind wir schon zwei.« Oberstleutnant Ucuz rieb sich die Schläfen, als könne er dadurch die

Denkprozesse ankurbeln. »Ich meine, hundertvierzehn Jahre lang ist mir nichts wirklich

Ausgefallenes passiert. Ich war ein stinknormaler Mensch und Offizier und höchst zufrieden

damit.«
    »Sofern man deine erstaunliche, immerwährende Jugendfrische außen vor lässt, ebenso wie die

sensationellen Resultate deiner Reaktionstests.«
    »Was mir wunderbar gelungen ist. He, auch andere Leute haben überdurchschnittlich gute Reflexe

und halten sich bis ins hohe Alter von zweihundert gesund und munter.«
    »Du kannst mir nicht weismachen, dass du nie damit kokettiert hättest, etwas Besonderes zu

sein; im Sinne von: paranormal begabt.«
    »Sicher, in der Pubertät. Davon träumen viele Heranwachsende. Aber es ist ja nie irgendein

Para-Talent zum Vorschein gekommen. Nachdem sich ein Jahrhundert lang nichts dergleichen gerührt

hat, sollte man allmählich davon ausgehen dürfen, dass es bis ans Lebensende so bleibt, oder?

Warum jetzt auf einmal dieser unvermittelte Ausbruch?«
    »Na ja! Wir befinden uns in einem Gebilde von den Ausmaßen eines kleineren Sonnensystems, in

dem gerade ungeheuerliche Mengen an Psi-Materie verrücktspielen.«
    *
    Ein Vergleich drängte sich Tiff auf, den er sich jedoch verkniff, weil er Ucuz nicht noch mehr

beunruhigen wollte: Wenn ein Zündholz in ein Buschfeuer gerät, wird es sich mit ziemlicher

Sicherheit wie von selbst entflammen. »Und verbrennen, bis nur noch Asche übrig ist«, wurde

der Gedanke fortgeführt.
    Aber nicht von Tifflor.
    Die lautlose Stimme, die er direkt in seinem Geist wahrnahm, war nicht seine eigene. »Na

danke! Schöne Perspektive.«
    Die beiden Männer starrten einander an. Schweigend, in lastender Stille. Auch die Sirenen

waren inzwischen verstummt.
    Schließlich räusperte sich Tiff. »Telepathie hast du also ebenfalls drauf.«
    Ucuz hob die Hände, wie um zu kapitulieren. »Ich schwöre dir, es lag nicht in meiner Absicht,

sondern kam ... über mich. Einfach so.«
    »So einfach. Obwohl ... wie soll das möglich sein? Ich bin mentalstabilisiert!«
    »Guter Einwand ... Äh. Darf ich's noch mal versuchen?«
    »Nur zu.«
    Der Oberstleutnant kniff die Augen zusammen. »Nein. Keine Sorge, ich dringe nicht durch deine

Barriere. - Denk was.«
    »Wie bitte?«
    »Denk etwas Konkretes. Irgendeinen Satz, möglichst weit hergeholt.«
    Wer die bitteren Kerne des Babulbaumes gesät hat, wird keine süßen Mangos

ernten, aber Schnaps destilliert der Bauer aus allem.
    Das war eine von unzähligen kryptischen Dookie-Redensarten, die Tifflor in der Offiziersmesse

aufgeschnappt hatte. Keine Ahnung, warum ihm gerade diese Phrase eingefallen war.
    Ucuz wiederholte sie fehlerlos, Wort für Wort, und fügte hinzu: »Ich glaube, ich erfasse nur

klare gedankliche Formulierungen. Auf der ganz vordergründigen Bewusstseinsebene. Wodurch deine

Mentalstabilisierung quasi umgangen wird. Von echter Telepathie, wie sie Gucky beherrscht, ist

das meilenweit entfernt.«
    »Dafür kannst du ebensolche, bewusst formulierte Botschaften in andere Gehirne, beispielsweise

meines, übertragen.«
    »So hat es den Anschein. - Oh.«
    »Alle Himmel!«, sagte Tanio akustisch. »Wo ich doch solchen Wert auf Diskretion lege ... Wie

soll ich bloß lernen, mit dieser Gabe umzugehen?«
    »Indem du übst, mein Freund. Du hast bereits angefangen. Sieh es positiv - in Zukunft können

wir zwei uns die Funkgeräte ersparen.«
    *
    Je länger sie inmitten der regungslosen, waffenstarrenden Kristallroboter stand, desto

lächerlicher kam sich Mondra Diamond vor.
    Die Arme wurden ihr schwer. Aber sie hielt sie weiterhin erhoben, vor sich ausgestreckt, und

präsentierte ihren Controller.
    Langsam drehte sie sich um die eigene Achse. Sonderlich zu stechen schien der vermeintliche

Supertrumpf nicht. Immerhin schoss keiner der Roboter, obwohl zahlreiche Abstrahlmündungen darauf

gerichtet waren.
    »Das hat keinen Sinn, Sonderbeauftragte Diamond. Komm zurück!«, funkte Leutnant Masoona, die

Gruppenführerin der Raumsoldaten. »Sei vernünftig, auf diese Weise richtest du nichts aus.«
    Mondra musste ihr beipflichten. Sie selbst hatte erst vor Kurzem an die Vernunft ihrer

Mitstreiter appelliert.
    Und doch ...
    Ausrichten, dachte sie. Ich soll hier etwas ausrichten.
    Wem?
    Von wem?
    Ein hauchfeiner Schleier fiel über sie. Ihre Sicht wurde getrübt. Zuerst dachte

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