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2582 - Ein Kind der Funken

2582 - Ein Kind der Funken

Titel: 2582 - Ein Kind der Funken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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jünger.«
    »Dieses Problem kenne ich, beziehungsweise ein ähnlich gelagertes. Als Zellaktivatorträger

musst du damit fertigwerden, dass deine Partnerin, Kinder, Enkel, Urenkel und so weiter neben dir

altern, du aber nicht. Dein Sohn, der hinfällige Greis, den du demnächst begraben wirst ... Das

ist nicht lustig.« Julian Tifflor fuhr sich über die Augen. »Aber ich wollte dich nicht

unterbrechen.«
    »Schon in Ordnung. - Zweitens, meine Eltern haben sich in fanatische, sektiererische

Religiosität geflüchtet. Ich akzeptiere diese Praktik, ihr Schicksal zu bewältigen. Die Askese,

die äußerst strengen Ordensregeln, der immer gleiche, minuziös festgelegte Tagesablauf geben

ihnen Halt. Trotzdem kann ich es nicht ertragen, sie in Sack und Asche zu sehen.«
    »Du bist dafür zur Flotte gegangen. Uniform statt Kutte. Eine Fülle von Vorschriften, viele

Routineabläufe. Kein wirklich großer Unterschied, oder?«
    »Doch. Im Übrigen war das erst nach einer ziemlich turbulenten Phase der Auflehnung. In der

ich mit jeder Konvention gebrochen habe, die ich finden konnte.«
    »Schade, dass wir uns damals nicht über den Weg gelaufen sind.«
    »Oh nein, besser so. Glaub mir, ich war ein fürchterliches Aas.«
    »Dein Vorstrafenregister ist mir bekannt.«
    Ucuz runzelte die Stirn. »Ich dachte, das wurde gelöscht, nachdem ich die Aufnahmeprüfung

geschafft hatte.«
    »Offiziell ja. Aber doch nicht beim Terranischen Liga-Dienst.«
    »Augenblick mal! Das heißt, du hast mich von der Flotte angefordert und zu deinem

Sicherheitschef berufen, obwohl ich ... «
    »Nicht obwohl, Tanio. Weil. Sture, pedantische Kommissschädel mit makellosem Vorleben

hätte ich haufenweise kriegen können. Die wollte ich nicht. Sondern einen Mann, der die

schlimmsten Dämonen bereits besiegt hatte: seine eigenen.«
    »Das leuchtet mir ein.« Der Oberstleutnant kaute auf seiner Unterlippe. »Aber dann verstehst

du wohl auch, wie es mir gerade ergeht.«
    »Du hast Angst, die Dämonen kehren zurück.«
    »Mit Grund, oder? Zuerst drehe ich durch, versuche dich umzubringen. Dann löse ich mich auf

und finde mich in einem völlig anderen Medium wieder. Was kommt als Nächstes?«
     

Anekdoten vom Berg des Lichts (II):
    Die Kunstschmiedin
     
    Wo waren wir, Schuljunge? Ah ja, beim Daumenklavier.
    Daskylios klimperte darauf herum. Wie von selbst ergab sich aus den Intervallen der sieben

Zungen eine liebliche Melodie. Sie gefiel ihm, daher wiederholte er sie ein ums andere Mal.
    Die kupfernen Töne rührten sein Innerstes. Mehr noch, der Klang legte sich auch auf sein

Äußeres, hüllte ihn ein, überzog seine Haut wie mit feinem rötlichem Raureif.
    Ungeahnte Energien flossen ihm zu. Daskylios fühlte sich wacher denn je, schon gar zu solch

später Stunde.
    Du musst wissen, dass die Eisernen Städte am Fuße des Berges aus Licht nachts in tiefem

Schlummer lagen. Alles, wirklich alles schlief, weil der Himmel nur tagsüber Lebenskraft

spendete.
    Daskylios aber hätte um nichts in der Welt schlafen können. Eine bohrende Unruhe hatte ihn

ergriffen. Obwohl er nicht mehr darauf spielte, klang die Melodie des Daumenklaviers in ihm

fort.
    Es hielt ihn nicht länger in seiner Hütte. Er stürmte hinaus.
    Vollkommene Finsternis vermummte den Spiegelsee und die Stadt. Wie das möglich sei, fragst du,

da sie doch am Fuße eines Berges aus Licht lagen?
    Gut aufgepasst, Schuljunge. Nun, nachts strahlte der Berg Schwarzlicht aus, wodurch die

Dunkelheit sogar noch dichter wurde.
    Aber Daskylios sah trotzdem genug. In der Hand hielt er das Daumenklavier, das ihm leuchtete

wie eine kupferrote Laterne.
    Ziellos irrte er durch die Gassen, aufgewühlt und konfus. Er war ein schlichter Mann, ein

einfacher Hirte. Was sollte er anfangen mit dem Mirakel, das ihm in den Schoß gefallen war, wohin

sich wenden in seiner Not?
    *
    Wie von selbst trugen ihn seine Beine hinauf zur Burg, die über der Eisernen Stadt

thronte.
    Daskylios hatte die Burg des Funkfürsten erst einmal betreten, durch den Dienstboteneingang,

und nicht viel davon gesehen. Er war nicht weiter gekommen als bis zur Werkstatt der

Kunstschmiedin, die ihn zu sich bestellt hatte wegen gehäuft auftretender Defekte bei den

Flügelhydrauliken der Schwäne.
    Hepäste, die Kunstschmiedin, war eine Meisterin ihres Fachs und sehr gebildet. Vielleicht

konnte sie ihm auch Auskunft über das kupferne Daumenklavier geben?
    An diese Hoffnung klammerte sich

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