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2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Signatur im Nahbereich der Mächtigen Garbe auftaucht, wird ein Hyperblitz ausgelöst, der deinen Zellschwingungs- Aktivierungschip sabotiert.«
    »Aber wieso mein ... Und seit wann ist ...?«
    »Seit«, sagte Urga, während sie einen Hebel umlegte, »jetzt.«
    Julian Tifflor benötigte mehrere Schrecksekunden, bis er begriff, was soeben geschehen war. Man hatte ihn übertölpelt wie einen ahnungslosen Schuljungen.
    Jähzorn übermannte ihn. Er stürzte sich auf die Echse und trommelte mit den Fäusten auf ihre Schuppenhaut ein.
    Urga schüttelte ihn mühelos ab und schickte ihn mit einem harten Hieb ihres Schwanzes zu Boden.
    »Mach dich nicht unglücklich, Zukünftiger«, sagte sie kühl. »Und füg dir bitte keine Verletzungen zu. Du wirst noch gebraucht.«
    Selten hatte Tiff sich so mies und hilflos gefühlt. Er war schon oft gedemütigt worden, öfter als die meisten anderen Aktivatorträger, und hatte in ausweglos scheinenden Situationen gesteckt - die er schlussendlich aber mit Geduld und Durchhaltevermögen gemeistert hatte.
    Diese Eigenschaften kamen freilich nicht zum Tragen, wenn die Zeit fehlte, sie einzusetzen. Auch auf Tiffs sonstige Fähigkeiten war kein Verlass mehr. Früher hatte er Champions der reptiloiden Dron auf die Matte gelegt, sogar hochrangige Sarkan-Kämpfer, die gewiss ein anderes Kaliber als die Wirtin starstellten!
    Tja, und früher hätte er Gegner wohl auch nicht so leichtfertig unterschätzt, vollendete er den Gedankengang selbstkritisch. »Es ist dir tatsächlich gelungen«, sagte er heiser, »meinen Zellaktivator zu analysieren.«
    »Nicht die Tiefenstruktur«, gab Urga zu. »Es kam nur auf die Signatur an.«
    »Trotzdem: Kompliment. Das dürftige Äußere deiner Gerätschaft täuscht.«
    »Ich bin ein bodenständiger Typ und mag es gern handgreiflich.«
    Ächzend rappelte Tifflor sich hoch. Er hätte gewarnt sein müssen. An diesem Ort war vieles nicht, was es schien. »Aber du hattest niemals vor, den Chip zu reparieren. Sondern im Gegenteil, die Tast-Strahlung darauf abzustimmen und den Aktivator anschließend per Hyperblitz lahmzulegen.«
    »Richtig zusammengefasst.«
    »Und du wusstest, dass ich höchstpersönlich euch die dafür nötige Signatur liefern würde. Du musstest nur warten, bis ich zur Tür hereinkam. Wie lange?«
    Die Echse schloss und öffnete die Nickhäute ihrer Schlitzpupillen mehrmals hintereinander. »Was meinst du?«
    »Wie lange du auf mich gewartet hast.«
    »Mein ganzes bisheriges Leben. Wie meine Kollegen in den übrigen KyBaracken des Lebenskorns. Wie zahlreiche Generationen unserer Vorgänger.«
    *
    Tiffs Übelkeit war nahezu abgeklungen, ebenso die anderen Beschwerden. Fast so, als ergebe sein Körper sich in sein Schicksal; als lohne es nicht mehr, Warnsignale auszusenden.
    »Aber Moment«, sagte er. Ihm fiel eine Ungereimtheit auf. »Ich komme von außerhalb des gigantischen Zeitraums, über den sich das ... die Ährenspindel der Mächtigen Garbe erstreckt. Aus der mindestens 300.000 Jahre entfernten Relativ-Zukunft! Wie kann diese Strahlung bis dorthin reichen?«
    »Eine Protuberanz wurde errichtet, von eurer Seite aus, gezielt, auf exakt passender Temporalfrequenz. Die dünne Erweiterung bestand nicht lang, aber lang genug. Wärst du sonst überhaupt hier?«
    Der Zeitumformer von Lotho Keraetes Silberkugel!, schoss es Tiff durch den Kopf. Zusammen mit den freigesetzten, hochwertigen Energien des pflanzlichen ESTARTU-Relikts, auf dem Mond in der Schneise von Anthuresta!
    »Und jetzt?«, fragte er. »Kannst du denn ...?«
    »Die auf deinen Chip geeichte Strahlung wieder abschalten? Natürlich.« Mit einem Ruck bewegte sie den Hebel zurück in die Ausgangsposition. »Bitte schön! Warum Energie verschwenden? Die Strahlung wird ohnehin nicht mehr benötigt.«
    »Weil sich für mich nichts mehr ändert.«
    »Du hast's erfasst. Der irreparable Schaden an deinem Gerät wurde vom Hyperblitz ja bereits angerichtet. Es ist vollbracht. Ich habe verwirklicht, wovon all meine Vorgänger träumten. Ich habe dich gebannt, Zukünftiger, und wegen dieser Tat wird der Name Urga Chremtaka auf ewig in den Fährtenbüchern aufscheinen, vielleicht sogar doppelt unterstrichen.«
    Sie klopfte ihm auf die Schulter. »Lasst uns zurück in den Gastraum gehen. Mir ist danach, eine Lokalrunde auszugeben.«

6.
    Auf dem SynThron
     
    Etwas später verlangte Tifflor das Fährtenbuch der KyBaracke zu sehen. Urga erhob keine Einwände.
    Es handelte sich um ein simples Lesegerät.

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