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2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Die Translatorscheibe der Geschwister ließ sich daran koppeln und übersetzte für Tiff ins Interkosmo.
    Die ersten Sätze kannte er bereits. Sie waren wortwörtlich identisch mit jenen, die ihm Krepsh und Velrit aufgesagt hatten: »Siehe, einer wird kommen von weit außerhalb, ein Todgeweihter, den man nennen wird den Zukünftigen. Und kommen wird er, um
    Heilung zu suchen für seinen Lebenspuls, der da schlägt in seiner Schulter.
    Es wird durchqueren der Zukünftige den Klammen Korridor, und tapfer wird er seine Gefährten vor Unheil bewahren, sodass sie wohlbehalten ihre Reise fortsetzen. Der Zukünftige wird geleitet werden in eine KyBaracke, allwo man ihn mit Erfolg behandeln wird.«
    Mit Erfolg, ja - aber nicht aus Tiffs Perspektive! Wer immer dies eingefädelt und formuliert hatte, verfügte über ein gerüttelt Maß an Zynismus.
    »Und jenen, die ihn hinführen, wird reicher Lohn zuteil«, hieß es weiter. Die Gnome wollten gar nicht mehr aufhören, einander zu beglückwünschen.
    Der nächste Absatz war Tifflor neu: »Zu einer KyBaracke wird der Zukünftige kommen, um Heilung zu suchen für seinen Lebenspuls. Aber man wird ihn bannen mit der Charakteristik seines eigenen Impulshauchs, weil man darauf vorbereitet war, wie es geschrieben steht. Und der Name der Person, die ihn zu bannen den Zeitring schließt, wird gepriesen werden und in den Fährtenbüchern aufscheinen auf ewig, vielleicht sogar doppelt unterstrichen.«
    Danach folgte nur noch ein Satz: »Und man wird den Zukünftigen eilends zur Großen Barrikade bringen, auf dass die Monarchin sich seiner annehme.«
    *
    Urga rekrutierte vier grobschlächtige, dreiäugige Cyborgs, die eine gewisse Ähnlichkeit mit Naats aufwiesen. Im Gegenzug dafür, dass sie ihnen die Behandlungskosten erließ, sollten sie Tifflor und die Geschwister zur Großen Barrikade transportieren - mit einer Sänfte.
    Schon wieder so ein Anachronismus! Relikte aus verschiedensten Epochen schienen in dieser Sphäre nebeneinander zu existieren.
    »Kann es sein, dass hierzulande Stabreime besonders beliebt sind?«, fragte Tiff sarkastisch, während die schnaufenden Träger sie durchs Bergland schaukelten. »Ich meine, Barbakan, Baracke, Barrikade? Was kommt als Nächstes - ein Barbier, eine Barkarole, gar eine Barbarenbar?«
    »Verwechsle nicht Zufall und Vorsehung«, erwiderte Krepsh amüsiert. »Glaub nicht, schon Grundprinzipien des Kosmos entdeckt zu haben, bloß weil bei drei Begriffen in deiner Sprache gleiche Anfangssilben auftreten.«
    »Du hast gescherzt, nicht wahr? Ist das ein Beispiel für den Humor der Zukunft?«, fragte Velrit interessiert.
    Tiff verzichtete auf eine Antwort. Er rollte sich auf der gepolsterten Bank zusammen und erlaubte sich, kurzerhand einzuschlafen.
    *
    Unmittelbar darauf, wie ihm vorkam, wurde er wieder geweckt. Sein erster Blick galt der Armbanduhr.
    Über zehn Stunden waren vergangen, seit sie die KyBaracke erreicht hatten. Tifflor blieb wenig mehr als ein halber Tag, bis sein Körper dem radikalen Zellverfall zum Opfer fiel.
    »Wir sind bald da«, sagte Velrit. »Du kannst die Große Barrikade bereits bestaunen.«
    Tiff beugte den Oberkörper aus dem Fenster. Die Sänfte bewegte sich auf eine mehr als hundert Meter hohe Mauer zu, die das ganze Tal wie ein Staudamm absperrte.
    Er rieb sich die Augen. Die Struktur der glatten, rubinroten, wie geschliffen wirkenden Wand war unverkennbar.
    Sie gehörte zur Hülle eines Schlachtlichts der Frequenz-Monarchie!
    Wie - und wann! - war der feindliche Kampfraumer, oder ein beträchtlicher Teil davon, an diesen Ort gelangt? Durch welche Energien wurde die formenergetische Ummantelung stabilisiert, vermutlich schon seit langer Zeit?
    Vom Talgrund und den Berghängen aus, zwischen denen das Schiffswrack eingeklemmt war, überwucherten armdicke Reben von Kletterpflanzen die rötlich schimmernden Flächen. An den Fuß der Mauer schmiegten sich die niedrigen Hütten eines kleinen Dorfes.
    Darüber spannte sich eine Zugbrücke, die zu einer offenen Hangarschleuse führte. Die kybernetischen Beine der vier Träger klickten rhythmisch, als sie darauf zutrabten.
    Krephs und Velrit hielt es nicht auf den Polstern. Außer sich vor Verzückung, plapperten sie durcheinander.
    Sie waren nie zuvor in der Großen Barrikade gewesen, hatten bislang ihrer Monarchin, Duleymon der Siebenundsechzigsten, niemals von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden.
    *
    Zwölf Wächter nahmen sie an der Schleuse in Empfang.
    Es handelte

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