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2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Hilfsmittel hatten dauerhaft Bestand außer solchen, die er nah am Leib trug. Offenbar wirkte sein Körper in Verbindung mit dem Zellaktivator als Fokus für die Vitalenergie des Tunnels, jedoch eng begrenzt. Nur bis zu einem Abstand von rund zwanzig Zentimetern wurden Alterungsprozesse angehalten.
    Ein Fahrrad, Skateboard oder dergleichen hätte Tiff mitnehmen können. Damit wäre er ein wenig schneller vorangekommen - in den ersten Jahrzehnten, vielleicht Jahrhunderten, bis die primitive Maschine unter ihm zerfiel.
    Aber diese Erleichterung erschien ihm unwesentlich, ja lächerlich in Relation zu den Hunderttausenden und Millionen von Jahren, die er unterwegs sein würde. Selbst bei einer fünfmal höheren Geschwindigkeit ersparte er sich in dieser Anfangsphase bloß ...
    Nein, so durfte er nicht rechnen. Auf ein paar tausend Jahre kam es wohl nicht an.
    Deshalb verwarf Tiff die Idee, sich Rollschuhe anzuschnallen. Er hatte den Bewegungsablauf, den ihre Verwendung mit sich brachte, nie besonders gemocht. Da ging er lieber gleich zu Fuß.
    Auf ein paar tausend Jahre kam es nicht an ... Ha! Welcher Irrwitz! Konnte irgendein Mensch eine derartige geistige Belastung aushalten, selbst wenn er bereits länger gelebt hatte als die allermeisten anderen? Um wie viel denn?
    Ein paar tausend Jahre. Auf die es wahrlich nicht ankam ...
    Duleymon übergab ihm einen Translator gleicher Bauart wie jener, den Velrit und Krepsh benutzten, und einen schlichten Rucksack, der im Bereich des angehaltenen Alterungsprozesses blieb. Darin sollte er die Perianth-Schlüssel transportieren. Dann reichte sie ihm eine dünne, elastische, mit winzigen Kristallen besetzte Armbinde. »Das ist der Detektor. Leg ihn an.«
    Tiff streifte die Binde, die sich lauwarm anfühlte, über seinen rechten Oberarm. Eine Holografie baute sich auf. Sie zeigte ein Objekt, dessen Form ihn an eine Kartoffel erinnerte.
    »Unser Lebenskorn.« Die Monarchin zeigte Tiff, mit welchen Fingerbewegungen er näher heranzoomen und Ausschnittspläne abrufen konnte, bis hin zu einem Grundriss jenes Decks des ehemaligen Schlachtlichts, in dem sie sich befanden.
    Ein blinkender grüner Punkt markierte den Standort von Duleymons Perianth-Schlüssel. »Alles klar?«
    »So weit ja.«
    Zuletzt hielt sie ihm das Notizbuch hin. »Da. Es gehört dir. Du kannst es haben. Mein Volk und ich brauchen es nun nicht mehr.«
    Tiff griff zu. Einer spontanen Aufwallung nachgebend, riss er die beschriebenen Seiten heraus, knüllte sie zusammen und warf sie zu Boden.
    »Ich will in niemandes Fußstapfen treten, auch nicht in meine eigenen.«
    »Respekt«, sagte die Vatrox. »Du entwickelst ja doch so etwas wie Charakter.«

9.
    Der Lange Gang
     
    Krepsh und Velrit brachten ihn, pausenlos quasselnd, zur Mündung des Jahrmillionentunnels.
    Sie waren zu Heimlichen erster Klasse befördert worden, erzählten sie freudentrunken. Damit nicht genug, fiel ihnen jetzt auch noch die Ehre zu, den Zukünftigen zu verabschieden. War ihre Monarchin, Duleymon die Siebenundsechzigste, nicht eine unglaublich beeindruckende Person?
    Jedenfalls eine harte Gegnerin, dachte Tiff. Eine Gegnerin, der er sich, so er die vor ihm liegende Tortur überstand, zum Endkampf würde stellen müssen. Nach der Kleinigkeit von zwanzig Millionen Jahren ...
    Ums Haar wäre er in haltloses Gelächter ausgebrochen. Er hatte nicht die geringste Chance.
    Duleymon hielt alle Trümpfe in der Hand. Er hingegen war bei der Verteilung der Karten leer ausgegangen. Er konnte nur verlieren.
    Sie? Sie musste bloß warten, bis er zurückkam, aller Wahrscheinlichkeit nach als psychisches Wrack. Dann nahm sie ihn in Gewahrsam und die Perianth-Schlüssel an sich.
    Damit holte sie die Mächtige Garbe, den Zeitspeer, aus seinem temporalen Versteck. Öffnete die zwanzig Nullfeldblasen. Übergab die darin aufbewahrte, ungeheuerliche Masse von Psi- Materie den Vatrox.
    Und die Terraner und ES schauten in die Röhre
    Tiff konnte ihr deswegen nicht einmal böse sein. Sie handelte im Interesse des Volkes, dem sie sich zugehörig und verpflichtet fühlte.
    Wer wollte Duleymon das verübeln? Aus ihrer Sicht war sie die Heldin.
    Sie vollendete das Werk ihrer Vorfahren, die äußerlich mutiert, jedoch trotz der widrigen Umstände nicht degeneriert waren. Vielmehr hatten sie die umgerechnet 300.000 Jahre der Abkapselung in der Enklave des Lebenszeitkorns klug genutzt.
    Tifflor wiederum war, wieder einmal, nur eine Schachfigur. Ein »kosmischer Lockvogel«, in

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