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260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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die Shuttle-Besatzung täuschen können. Als unbestechlich und in ihrem Urteilsvermögen ungetrübt erwies sich hingegen die nüchterne Technik: Die Daten, die der Personenscan erbrachte, ließen nicht den leisesten Zweifel daran, dass die Kreatur, die Vogler zuerst durch den Scan geschickt hatte, nicht dem entsprach, was Tsuyoshi über die Außenoptik des Shuttles in ihr zu sehen glaubte.
    Auch seine beiden Kollegen waren vom Warnton des Geräts überrascht worden.
    »Was ist das?«, keuchte Brag Saintdemar, der während des ganzen Fluges kaum ein Wort über die Lippen gebracht und sich entweder hinter seiner Instrumententafel verschanzt oder geschlafen hatte.
    Sein Kollege Lorn, der derselben Gründerfamilie entstammte, folglich auch Saintdemar mit Nachnamen hieß, stierte nur mit offenem Mund auf den Schirm – ein Ausdruck, der fast ein Spiegelbild von Tsuyoshis Mienenspiel war.
    »Keine… Ahnung«, rang sich Titus Tsuyoshi ab. »Jedenfalls … kein Mensch.«
    Es war Brag Saintdemar, der den anderen die Entscheidung über das weitere Vorgehen kurzerhand abnahm, indem er das bescheidene Waffensystem des Shuttles aktivierte und das entfernt echsenähnliche Wesen kurzerhand niederstreckte.
    Dem fassungslosen Blick Voglers, als dieser die Schleuse betrat, begegnete Brag ebenfalls – indem er ihn via Lautsprecher anblaffte:
    »Ich hoffe, du hast eine gute Erklärung dafür. Eine verdammt gute Erklärung…«
    Lorn und Brag Saintdemar schlossen ihre Raumanzüge und betraten nach Absprache mit Tsuyoshi die Schleusenkammer.
    Vogler stürmte ihnen entgegen. Kein Zweifel, er wollte ihnen an den Kragen. »Ihr Wahnsinnigen! Was habt ihr getan…?«
    Sie hielten sich Vogler mit energischen Gesten und obskuren Behauptungen vom Leib.
    Aber es fiel ihm schwer, ihnen zu glauben.
    Zumindest die ersten zwei Minuten lang. Dann aber geschah etwas Seltsames: Als sie ihm auf einem Bildschirm zeigten, welches Bild die unbestechlichen Sensoren von Clarice gezeichnet hatten, begann ihre Gestalt, die immer noch auf dem Boden der Schleusenkammer lag, in seinen Augen unscharf zu werden.
    Was er zunächst für eine Sehstörung hielt, wurde immer mehr zur Gewissheit: Dort lag nicht Clarice Braxton. Dort lag ein Wesen, das auf den ersten Blick einer kleineren Ausgabe der Daa’muren ähnelte, aber doch markante Unterschiede zu deren Physiognomie aufwies. Glücklicherweise! Einen Daa’muren an Bord zu haben, hätte höchste Gefahr bedeutet. Aber allein schon die Ähnlichkeit jagte Vogler einen Schauer über den Rücken.
    Mit der Erkenntnis kam der Schrecken: Er war nicht mit Clarice aus der Höhle geflohen, sondern mit jenem absonderlichen Wesen, das sie seit der ersten Begegnung am Lagerfeuer permanent getäuscht hatte!
    Was wiederum bedeutete, dass sich die echte Clarice noch irgendwo auf der Insel befinden musste – tot oder lebendig.
    »Da wir die Situation nicht einschätzen konnten, haben wir es erst einmal außer Gefecht gesetzt«, erklärte Brag, einer der Shuttle-Insassen.
    »Wie lange seine Ohnmacht anhält, lässt sich schwer sagen«, fügte der zweite Mann an, ebenfalls aus dem Hause Saintdemar mit Namen Lorn. »Schließlich wissen wir nichts über seinen Organismus.«
    Sie trugen beide geschlossene Raumanzüge mit eingearbeiteten Exoskeletten. Das war notwendig aufgrund der durch Krankheitskeime belasteten Atmosphäre und der für Marsianer hohen Schwerkraft der Erde.
    Ein dritter Mann trat nun ebenfalls in die Schleuse. »Titus Tsuyoshi«, stellte er sich vor und streckte Vogler die Hand entgegen.
    Doch Vogler war nicht in der Stimmung für Begrüßungen. »Eine Stimulans!«, verlangte er. »Schnell!«
    »Du willst es aufwecken?«, fragte Tsuyoshi und wies auf das Wesen. Sein Blick flackerte leicht. »Sag uns lieber, wer oder was das ist – und warum du versucht hast, es an Bord zu schmuggeln!«
    »Ich wollte es nicht einschmuggeln !«, verteidigte sich Vogler. »Es hat mich überlistet. Offenbar kann es jedem denkenden Wesen vorspiegeln, genau das zu sein, was man in ihm sehen will. Ich dachte die ganze Zeit, meine Begleiterin Clarice Braxton bei mir zu haben.«
    »Ist es gefährlich?«, unterbrach ihn Brag Saintdemar.
    Vogler ballte die Hände zu Fäusten. »Das weiß ich nicht. Uns gegenüber ist es friedlich geblieben. Aber es wollte unbedingt mitkommen, weg von hier. Deshalb hat es mit Clarice die Plätze getauscht. Und Clarice«, er atmete tief ein und wies aus der Schleuse, »ist noch irgendwo dort draußen. Ich muss

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