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261 - Ein falscher Engel

261 - Ein falscher Engel

Titel: 261 - Ein falscher Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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noch den Uisge vonne Mecgregers?«
    »Ja, unbedingt. Sie sind ganz scharf auf das Gesöff, obwohl euer Uisge doch viel besser ist.«
    Gallo nahm das Lob freudig zur Kenntnis, blieb aber skeptisch.
    »Sag doch mal, wie du das anstellen willst mit der Deestyl«, forderte er.
    Ninian kam so nahe an sein Ohr, dass sie das vernarbte Ohrläppchen mit ihren Lippen streifte. »Das erzähl ich euch morgen, Gallo. Ich bin sehr müde von der Flucht zu Fuß durch den Schnee, und ganz durchgefroren. Nimmst du mich mit in dein Bett und wärmst mich heute Nacht?«
    Der Chieftain zitterte plötzlich vor Begierde. Er räusperte sich, bevor er sich an seine Männer wandte. »Ninian wird uns später von ihrem Plan berichten. Jetzt muss’se erstmal schlafen. Sie kriegt’n Zimmer hier im Kastell. Morgen sehn wir dann weiter.«
    Lees, der Baard, sah seinen Chieftain entsetzt an. »Biste sicher, dass wir das tun sollten, Gallo? Vergiss nich, sie ist’n Exekutor.«
    »Isse nich«, knurrte Gallo ihn an. »Biste taub? Sie sagt doch, dasse bei dem Verein rausgeflogen is. Es wird so gemacht, wie ich’s gesagt hab. Verstanden?«
    Lees gab kleinlaut bei. Gallo höchstpersönlich führte Ninian in seinen Wohnbereich, während zwei Sklavinnen das Zimmer herrichteten und Öllampen für die Nacht entzündeten. Gallo bot ihr etwas zu trinken an. Sie entschied sich für seinen Uisge.
    Der Chieftain konnte sich kaum noch zurückhalten. »Noch nicht«, flüsterte Ninian. »Ich will mich erst waschen und schön für dich machen. Lässt du mir meinen Tornister bringen? Darin sind Duftöle, die dich noch wilder und die Nacht unvergesslich machen werden.«
    Drei Minuten später lag die Rückentrage in Ninians Zimmer.
    Ohne Scheu zog sie sich vor Gallo aus und wusch sich. Danach ging sie an ihren Tornister und nahm ein kleines Kästchen heraus.
    »Was is’n das?«, fragte Gallo neugierig.
    Sie öffnete das Behältnis. Zwei kinderfaustgroße Kugeln lagen darin, mit einem dicht anliegenden Henkel an einer Seite. »Das sind zwei der Boombs, mit denen ich die Deestyl in die Luft jagen werde.« Ninian deutete mit ihren Händen eine mächtige Explosion an.
    Gallo zuckte zurück. »Beim Wudan, biste wahnsinnig? Wie kannste Boombs mit hierher bringen? Das is gefährlich!«
    Ninian lächelte. »Aber nicht doch, mein Held.« Der Spott in ihrer leisen Stimme entging Gallo. »Die Boombs sind absolut sicher. Außerdem reichen zwei davon lange nicht aus für das, was ich vorhabe. In den Schneemaschiins der Reenschas gibt es viel mehr davon. Die werden wir uns holen, um die Deestyl zu sprengen. Dafür brauche ich eure Hilfe.«
    »Ah. Das also is dein Plan«, sagte Gallo.
    »Richtig. Und diese beiden Boombs hier«, fuhr sie fort, »schenke ich dir, damit du noch mächtiger wirst. Deshalb wollte ich vorhin nichts darüber sagen. Du wirst der Einzige sein, dem ich verrate, wie sie funktionieren.«
    Gallo blieb der Mund offen stehen. Die Aussicht auf das Präsent ließ seine Erregung noch anwachsen, wie Ninian in seiner Leibesmitte deutlich sehen konnte. »Aber jetzt lass uns zu Bett gehen«, raunte sie ihm zu. »Mir ist kalt, und ich sehne mich nach deinem kräftigen warmen Körper.« Sie holte ein verkorktes Fläschchen aus dem Tornister, öffnete es und betupfte sich mit Rosenwasser. Dann ließ sie sich zu Gallo aufs Lager sinken. Nur die kleine Flöte trug sie noch immer um den Hals.
    Ninian stellte Dinge mit dem Chieftain an, von denen er bis dahin nicht geglaubt hätte, dass sie möglich wären. »Wenn du mir hilfst«, flüsterte sie später, als sie sich erschöpft an den Fleischberg drückte, »bleibe ich ein ganzes Jahr bei dir und beschere dir diese Wonnen jeden Tag.«
    Gallo grunzte so einfältig wie zufrieden. »Wir killen die Mecgregers und die Exekutoren, ganz sicher«, murmelte er. »Und dann machen wir’s jeden Tag zwei Mal.«
    Gleich darauf war Ninian eingeschlafen. Regelmäßige Atemzüge hoben ihre nackte Brust, während sie selig zu lächeln schien.
    Gallo erhob sich kurz darauf ächzend vom Lager. Die Boombs hatten es ihm angetan. Vorsichtig nahm er das Kästchen mit den beiden Kugeln zur Hand.
    Es konnte ja nichts passieren, wie Ninian ihm versichert hatte…
    ***
    11. Januar 2526
    Die Sonne brannte von einem strahlend blauen Himmel. Rulfan stand gebückt auf dem Dach des Pferdestalls auf der Rückseite Canduly Castles und hämmerte wuchtig einen Nagel in einen Holzbalken. Anges und ein Bediensteter namens Graim halfen ihm dabei, das Dach zu richten.

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