262 - Route 66
kann? Und ist genug Platz für alle?« Er warf Clarice einen Blick zu.
Clarice sah Vogler an. Das Raumschiff war mit vier Personen überbesetzt. Sie, Vogler, Matt und Aruula waren beim Rückflug nicht eingeplant gewesen, ebenso wenig wie der Drakulle Hi'schi. Da wog es wenig, dass einer der Mitarbeiter der Mondbasis, Tartus Marvin Gonzales, zurückgeblieben war, um die Suche nach Ann zu leiten.
Tendon Angelis schloss kurz die Augen. »Ich habe nicht vor, Sie anzulügen«, sagte er. »Die Versorgung im Beiboot ist mit gewissen Risiken und Schwierigkeiten verbunden. Wenn die Rettung vom Mars nur wenige Tage zu spät kommt, sind wir alle tot.«
Jetzt ging das Gerede erst richtig los. Clarice hörte beunruhigt den verschiedenen Debatten zu, die im Raum ausbrachen. Besonders Valgerd Bodvar Angelis wies immer wieder darauf hin, dass man eine Verstrahlung der CARTER IV nicht zulassen dürfe, da in diesem Fall selbst eine Bergung nicht mehr helfen konnte. Das Schiff wäre unwiderruflich verloren.
Clarice biss sich auf die Unterlippe. Das Beiboot konnte keine Lösung sein. Sie würden im Raum treiben, auf Hilfe hoffen und auf den Tod warten. Und wenn es hart auf hart ging, würden die Menschen und der Drakulle die Ersten sein, die ihr Leben opfern mussten, um den anderen mehr Zeit zu verschaffen.
Sie überlegte fieberhaft. Es musste noch eine andere Möglichkeit geben… etwas, das in ihrem Unterbewusstsein nur darauf wartete, entdeckt zu werden.
Das Problem war die harte Strahlung, die aus dem Reaktorleck austrat. Das fehlende Material, um es abzudichten.
Wo, beim Roten Vater, konnte man an die Speziallegierung gelangen? Oder wenigstens an eine ausreichend große Bleiplatte…?
Dann machte es in ihrem Hirn Klick! - so laut, dass es jeder im Raum hätte hören müssen.
Das war es!
Plötzlich klang ihre Stimme überraschend laut durch die Gespräche der anderen.
»Moment! Hört mir zu! Es ist möglich, die Evakuierung zu umgehen! Ich habe eine Idee…«
***
Route 66
Matt bremste den roten Cadillac verblüfft ab. Da stand eine halbnackte Frau an der Straße! Sie trug nicht mehr als ein paar Stiefel und einen Lendenschurz. Ihr ganzer Körper war von blauen und grünen Linien überzogen. Sie streckte den Daumen nach oben.
Er hielt den Wagen an. »Was tust du?«, fragte Liz verwirrt.
»Siehst du die Frau nicht? Vielleicht ist ihr etwas zugestoßen!« Matt sah die farbigen Linien jetzt aus der Nähe. Waren das Tätowierungen? Etwas Beunruhigendes ging von der Unbekannten aus. Und fast schien es Matt, als sähe er sie nicht zum ersten Mal.
So ein Unsinn , schalt er sich. Daran würde ich mich garantiert erinnern. Die Hitze setzt mir anscheinend mehr zu, als ich dachte.
Die Fremde trat zögernd an Liz' offenes Fenster heran. »Entschuldigung. Könntest du… könntet ihr mich mitnehmen?«
Matt beugte sich zu ihr hinüber. »Was ist denn passiert?«
»Ich bin mit meinem Freund an den See gefahren, und dann haben wir uns gestritten. Er ist ohne mich abgehauen.« Die Sätze klangen, als habe die Fremde sie auswendig gelernt.
»Und deine Kleidung hat er wohl auch mitgenommen, was?«, fragte Liz spitz. Matt bemerkte, dass er auf die Brüste der fremden Frau starrte, und wandte schnell den Blick.
Die Schwarzhaarige lächelte verunsichert. »Äh… ja, genau. Meine… Kleider hat er auch mitgenommen.«
Matt sah Liz bittend an. »Kannst du ihr nicht etwas zum Anziehen von dir geben? Irgendein Shirt oder so?«
Liz öffnete seufzend die Tür und ging zum Kofferraum. Sie begann in ihrer Reisetasche zu kramen.
Matt überlegte noch immer, woher er die Schwarzhaarige zu kennen glaubte, aber er kam zu keinem Ergebnis. »Sollen wir dich vielleicht zur Polizei fahren? Ich meine, es geht doch nicht, dass dein Freund einfach deine Sachen mitnimmt. Das ist Diebstahl.«
Liz gab der Fremden ein ausgewaschenes Shirt mit einer großen Micky Maus darauf.
Die Fremde nahm es zögernd, besah sich skeptisch die große Maus mit den abstehenden Ohren, und zog es unbeholfen über. »Nein. Ich möchte einfach nur heim. Ich habe ein Haus, keine Fahrtstunde entfernt. Könnt ihr mich dahin bringen?« Sie sah Matt flehend an.
Matt blickte sich suchend um. War das vielleicht eine Falle? Verfolgten die Rocker sie noch immer? Vielleicht gehörte die Schwarzhaarige ja zu den Bikern. Der ganze Vorfall kam ihm sehr sonderbar vor. Die Fremde wirkte nicht wie ein schüchternes junges Mädchen, das sich von einem Freund bestehlen und hintergehen
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