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264 - Verschollen

264 - Verschollen

Titel: 264 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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Aufzählung seines Sohnes. Ryaan erwiderte den missbilligenden Blick seines Vaters. Er glaubte zu wissen, was hinter der faltigen Stirn des Alten vor sich ging. Wären sie unter sich gewesen, hätte er wahrscheinlich gesagt: »Mehr hast du nicht gelernt bei den verfluchten Bunkerleuten?« Er würde Ryaans Entscheidung für eine technische Ausbildung in Luimneach wohl nie akzeptieren.
    Der angehende EWAT-Pilot biss die Zähne zusammen. »Genau, sie reißen die Tiere. Insgesamt ein knappes Dutzend bisher.« Leicht resigniert setzte er seine Ausführungen fort. »Außerdem umgehen sie eure Fallen und sind zu flink für eure Flinten. Da eure Farmen meilenweit voneinander entfernt sind, handelt es sich wohl um mehrere Rudel dieser… Bestien. Euren Berichten zufolge komme ich auf eine Anzahl von insgesamt annähernd siebzig.«
    »Richtig!«, stimmten die Zuhörer ihm zu.
    »Und? Ist das jetzt ein Grund für deine Bunkerleute, uns einen EWAT zu schicken?«, wollte nun sein Onkel Davie wissen.
    Ryaan wand sich in seinem Sessel. Er verstand die Sorge der Männer. Die Herden waren alles, was sie besaßen. Und die Anzahl der merkwürdigen Räuber war zu groß, als dass sie alleine damit fertig werden konnten. Wenn er wenigstens wüsste, um welche Art Raubtier es sich handelte. Glühende Augen! McGillen würde ihn verhöhnen, wenn er ihr diese Beschreibung auftischte. Er zögerte mit einer Antwort. Doch als er dem erwartungsvollen Blick seines Vaters begegnete, sagte er schnell: »Klar ist das ein Grund! Zumal es um meine Leute geht.«
    »Na also!«, rief Davie begeistert und klopfte seinem Neffen tüchtig den Rücken. Auch die anderen stimmten erleichtert in die Begeisterung ein. Selbst O'Donel Senior rang sich ein »Hm« ab und fischte eine weitere Flasche Guinness aus der Kiste, die sein Sohn aus Luimneach mitgebracht hatte.
    Nur Ryaan saß zusammengesunken in seinem Sessel. Schon bereute er seine Worte und dachte an all den Ärger, den seine voreilige Zusage ihm einbringen würde.
    Und vermutlich hätte er damit recht behalten, wenn nicht plötzlich ein Glücksfall ihm zur Hilfe gekommen wäre.
    Der Glücksfall hieß Cliff. Mit hochrotem Kopf und glänzenden Augen stand er plötzlich in der offenen Eingangstür. »Ich hab einen von ihnen erwischt!«, rief er aufgeregt und deutete nach draußen.
    Nach anfänglicher Verblüffung ließen Männer, Kinder und Frauen alles stehen und liegen und stürmten ins Freie. Stummes Entsetztes breitete sich über die Großfamilie, als sie im Lichtschein der offenen Tür den Kadaver auf dem Farmschlitten liegen sahen. Es dauerte eine ganze Minute, bis sie ihre Sprache wiederfanden.
    »Hol mich der Teufel!«, rief Onkel Davie.
    »Hm«, brummte Niall O'Donel.
    Ryaan pfiff durch die Zähne. Was auch immer das war, so ein Monstrum hatte er in seinem Leben noch nie gesehen.
    ***
    24. Dezember 2525
    Ein rauer Wind pfiff über Blarney Castle. Er brachte klirrende Kälte - und noch mehr Menschen, die Schutz suchten vor den Dämonen, die Lebende in Stein verwandelten. Frierend drängelten sie vor dem Tor der Ruine. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass es in Blarney Castle sicher wäre. Von unerschrockenen Kriegern, die Land und Leute gegen die Mächte der Finsternis verteidigten, war da die Rede. So hatten die Ankömmlinge einen weiten Weg zurückgelegt, um sich hierher zu flüchten. Doch in dem sicheren Hort angelangt, verwehrten ihnen nun genau diese unerschrockenen Krieger die Unterkunft. Ein halbes Dutzend bewaffneter Männer drängte die Menge zurück.
    »Gänge und Höhlen sind brechend voll! Nicht einmal ein Hund fände da unten noch Platz. Geht wieder nach Hause!«, rief der Hauptmann der Torwächter Lancer ihnen zu.
    Daraufhin erhob sich lautstarker Protest unter den Abgewiesenen. »Ihr könnt uns nicht wegschicken! Der Heimweg ist weit! Wir werden erfrieren!«, rief ihr Sprecher.
    »Jedem Lump bietet ihr Unterschlupf!«, schrie eine erboste Männerstimme.
    Eine Frau streckte Lancer ihr schreiendes Kind entgegen. »Wenn ihr uns hier draußen krepieren lassen wollt, dann nehmt wenigstens mein Baby auf!« Gleichzeitig warf sich eine Alte dem verblüfften Hauptmann zu Füßen. Jammernd umklammerte sie seine Beine. »Erbarmen! Erbarmen!«
    Während Lancer noch ratlose Blicke mit den anderen Wächtern tauschte, löste sich in seinem Rücken eine Gestalt aus dem Torbogen. »Es ist Kristianstag. Heute wird niemand nach Hause geschickt!« Ein dunkel gekleideter Mann trat vor die Leute. Er

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