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265 - Das letzte Tabu

265 - Das letzte Tabu

Titel: 265 - Das letzte Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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würde permanent etwas zerrissen. Dazu ein leises Knistern, kaum hör-, aber irgendwie spürbar…
    Schließlich lenkte Lobsang seine Schritte zum Bad. Natürlich wollte er die Tür nicht öffnen. Er wollte nur ein Ohr dagegen pressen, um besser lauschen zu können. Doch im selben Augenblick, da er das tat, glitt die Tür zurück, verschwand in der Wand. Lobsang taumelte fast in die Hygienezelle, konnte sich gerade noch abfangen.
    Alles ging ungeheuer schnell ab, als würde jemand die Wirklichkeit vorspulen und nur Lobsang aussparen.
    Er keuchte auf. Vor ihm stand Audrey, die gerade im Begriff gewesen war, das Bad zu verlassen, wo sie mit etwas anderem beschäftigt gewesen war, als Lobsang vermutet hatte. Es roch plötzlich extrem brenzlig, und Rauch wölkte hinter ihr auf. Aus dem Waschbecken schlugen hohe Flammen. Dort verbrannte ein Haufen Papier. Ausgerissene Seiten und der Umschlag eines… Buches! Der dickere Einband war noch nicht bis zur Unkenntlichkeit verkohlt, aber Lobsang hätte auch so gewusst, um welches Buch es sich handelte. Sie hatten ja nur eines.
    Gehabt.
    Graulichts ganzer Stolz, früher auch Quelle seiner Inspiration…
    Zuerst war es der pure Unglaube, der Lobsangs Gesicht verzerrte. Dann die blanke Wut.
    Zum ersten Mal wich er Audreys Blick nicht aus. Er suchte ihn förmlich, als er seine Fäuste ballte. In diesem Moment, in dem sich seine Wesenszüge in einer Weise verschoben, dass ihm vor sich selbst angst und bange wurde, fühlte er sich fähig, sich auf sie zu stürzen und -
    Doch so weit kam es nicht.
    Weil Audrey sich auf ihn stürzte. Noch mehr Bosheit, Tücke und erstmals offen sichtbare Gier im Blick. Sie warf sich ihm mit solcher Kraft und Wucht entgegen, dass sie beide zu Boden gerissen wurden.
    Graulicht erwachte weder davon noch von dem sich anschließenden Terror, der alles übertraf, was das hoffnungslos unterlegene Opfer - Lobsang - sich vorstellen konnte.
    Aber nicht lange, dann kehrten wieder Ruhe und Stille ein. Wenn auch kein Friede…
    ***
    13. April 2526 (Erdzeit)
    Im Orbit um Phobos, Raumdock
    Es war Tendon Angelis sichtlich unangenehm, als er in Begleitung der Ärztin Julanda Saintdemar vorstellig wurde.
    Der Kommandant der CARTER IV und seine Begleiterin hatten kurz zuvor ihr Kommen über die bordinterne Sprechanlage angekündigt. Worum genau es dabei ging, wollte er im persönlichen Gespräch darlegen.
    »Wir wurden bereits aufgerufen, uns in den Shuttle-Hangar zu begeben«, gab Matt zu bedenken.
    »Ich weiß. Aber das Shuttle wird nicht ohne Sie abheben.«
    Matts Misstrauen war geweckt, als Tendon Angelis und Julanda Saintdemar nun in die Kabine traten. Die Ärztin trug einen medizinischen Koffer bei sich.
    »Vielleicht dürfen wir endlich erfahren, worum es geht? Müssen wir noch eine Impfung über uns ergehen lassen? Oder sollen wir von schädlichen Keimen und Bakterien befreit werden, bevor man uns auf den Planeten lässt? Wir wurden doch schon an Bord dekontaminiert.«
    »Es geht um mich, nicht wahr?«, fragte Aruula, die jetzt den Einteiler aus Spinnenseide und dazu leichte Stiefel trug. Matt brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen, dass sie in die Köpfe der beiden gelauscht hatte - und dass ihr das, was sie erfahren hatte, ganz und gar nicht gefiel.
    Angelis' Reaktion bestätigte dies. Er nickte unbehaglich. »Das ist richtig.«
    In Matt erwachte sofort der Beschützerinstinkt. »Was ist mit Aruula? Ich werde nicht zulassen, dass -«
    »Ich fürchte«, sagte der Kommandant, »ich muss darauf bestehen.«
    »Worauf?«
    Die Ärztin ergriff das Wort. Kühl wie immer war ihre Stimme. »Die telepathischen Fähigkeiten Ihrer Freundin haben im Vorfeld zu heftigen Diskussionen auf dem Mars geführt«, sagte sie. »Es wurde beschlossen, dass wir nicht zulassen können, jemanden bei uns aufzunehmen, der die Gedanken anderer ausspionieren kann.«
    »Aruula spioniert nicht!«, entfuhr es Matthew leidenschaftlich. »Sie kann in gewissem Maß Gedankenbilder empfangen und deuten, und sie ist in der Lage, Stimmungen -«
    »Der Beschluss steht fest, tut mir leid«, unterbrach ihn der Kommandant. »Wir haben den Auftrag, Miss Aruula einen Blocker einpflanzen.«
    »Einen was ?«, schnappte Matt.
    »Einen Telepathie-Blocker«, erklärte die Saintdemar. »Das Gerät ist nicht größer als eine Münze und sehr flach. Ich werde es hinter Aruulas Stirn pflanzen und -«
    »Ihr wollt mich aufschneiden ?« Nun war es die Kriegerin, die laut wurde.
    »Ein winziger Schnitt«, wiegelte die

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