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zeigte.
»Wenn Sie ihn nicht gelesen haben, sagen Sie es mir, ich werde veranlassen, dass man Ihnen Exemplare von allen seinen Büchern schickt«, sagte Bubis.
»Ich habe ihn gelesen«, gab Junge zu.
»Und was halten Sie von ihm?«, fragte der alte Verleger und blieb bei einer Steineiche stehen, deren bloße Präsenz mit drohender Stimme zu verkünden schien, dass hier das Reich Lothar Junges endete und die hyperboreische Republik begann. Auch Junge blieb stehen, wenngleich ein paar Schritte weiter vorn, den Kopf leicht geduckt, als fürchtete er, ein Zweig könne ihm das spärliche Haar zerzausen.
»Ich weiß nicht, ich weiß nicht«, murmelte er.
Und dann begann er aus heiterem Himmel Grimassen zu schneiden, auf eine der Frau des Mainzer Schriftstellers seltsam verwandte Art, so dass Bubis schon dachte, sie seien wirklich Geschwister, und nur so erkläre sich auch die Anwesenheit des Schriftstellers und seiner Frau bei dem Essen. Es bestand aber auch die Möglichkeit, dass sie ein Liebespaar waren, dachte Bubis, schließlich wusste man, dass Liebende die Mienen und Gebärden des anderen, seine Art zu lächeln, seine Meinungen und Ansichten übernehmen, kurz: Die äußerlichen Paraphernalien, die jeder Mensch ein Leben lang vor sich herschieben muss wie Sisyphos seinen Stein, Sisyphos, der als der hinterlistigste aller Menschen gilt, ja, Sisyphos, Sohn von Aiolos und Enarete, Gründer der Stadt Ephyra, wie Korinth früher hieß, eine Stadt, die Sisyphos zu einem Schlupfwinkel für seine munteren Schandtaten machte, denn mit der ihm eigenen körperlichen Gewandtheit und der intellektuellen Neigung, jede Wendung des Schicksals als Schachaufgabe oder Detektivspiel anzugehen, und mit dieser Lust am Necken und Lachen und Sticheln und Zanken und Hohn und Spott und Ulk und Spaß und List und Tücke und Jux und Schabernack und Affentanz und Witz und Possen verlegte er sich aufs Rauben, das heißt, er erleichterte alle Reisenden, die dort vorbeikamen, um ihre Habe, er beraubte sogar seinen Nachbarn Autolykos, selbst ein Dieb, vielleicht in der unwahrscheinlichen Hoffnung, dass, wer einen Räuber beraubte, sich hundert Jahre Straffreiheit erwarb, und entbrannte in Liebe zu dessen Tochter Antikleia, denn Antikleia war sehr schön, eine Tollkirsche, aber diese Antikleia hatte einen offiziellen Verlobten, will sagen: Sie war einem gewissen Laertes, der später berühmt wurde, zur Ehe versprochen, was Sisyphos nicht schreckte, zumal er im Vater des Mädchens, dem Räuber Autolykos, einen Komplizen wusste, dessen Bewunderung für Sisyphos gestiegen war wie die Wertschätzung, die ein ehrlicher und objektiver Künstler einem anderen, höher begabten Künstler entgegenbringt, sagen wir also, dass Autolykos, denn er war ein Ehrenmann, an seinem Wort Laertes gegenüber festhielt, allerdings ohne scheele Blicke oder auch nur zu Hohn und Spott seines künftigen Schwiegersohns die Liebesbezeugungen beobachtete, mit denen Sisyphos seine Tochter überschüttete, die sich am Ende, wie es heißt, mit Laertes vermählte, doch nachdem sich Antikleia Sisyphos ein- oder zweimal, fünf- oder sechsmal, vielleicht auch zehn- oder fünfzehnmal hingegeben hatte, jedes Mal mit Billigung des Autolykos, der wünschte, Sisyphos möge seiner Tochter seinen Samen einpflanzen, damit er einen Enkel bekäme, der so listig wäre wie jener, wurde sie wirklich schwanger, und neun Monate später, als Antikleia bereits Laertes' Frau war, gebar sie einen Sohn, der Odysseus oder Ulixes genannt wurde und sich tatsächlich als so listenreich erwies wie sein Vater, welcher sich freilich nie um ihn kümmerte und sein Leben unverändert fortsetzte, ein Leben der Ausschweifungen, Feste und Vergnügungen, in dessen Verlauf er Merope heiratete, schwächstes Licht im Sternbild der Plejaden, darum nämlich, weil sie einen Sterblichen geheiratet hatte, einen verdammten Sterblichen, einen verdammten Wegelagerer, einen verdammten Ganoven, wild nach Ausschweifungen, blind vor Ausschweifungen, eine davon, und beileibe nicht die geringste, die Verführung von Tyro, der Tochter seines Bruders Salmoneus, nicht weil sie ihm gefallen hätte, nicht weil sie besonders sexy gewesen wäre, sondern weil Sisyphos seinen eigenen Bruder hasste und ihm schaden wollte, und aus diesem Grund wurde er nach seinem Tod in der Unterwelt dazu verdammt, einen Felsblock einen Hügel hinaufzurollen, von wo er wieder herunterrollte, von wo Sisyphos ihn wieder hinaufrollte, und so in alle Ewigkeit,
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