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2666

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Titel: 2666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Bolaño
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Namen einiger Maler, die sie aus seinem Mund zum ersten Mal hörten und die sich in Sonora oder im benachbarten Arizona niedergelassen hatten.
    Zurück im Rektoratsbüro versorgte er sie erneut mit Kaffee und fragte, in welchem Hotel sie sich einquartiert hätten. Sie nannten ihm den Namen des Hotels, er notierte ihn sich auf einen Zettel, den er in der Brusttasche seines Jacketts verwahrte, und dann lud er sie für den Abend zu sich nach Hause ein. Kurz darauf verabschiedeten sie sich. Auf dem Weg vom Büro des Rektors zu den Parkplätzen sahen sie eine Gruppe von Studenten beiderlei Geschlechts, die gerade in dem Moment über eine Wiese gingen, als die Rasensprenger losspritzten. Die Studenten schrien auf und machten, dass sie fortkamen.
    Vor der Rückkehr ins Hotel drehten sie eine Runde durch die Stadt. Sie wirkte auf sie so chaotisch, dass sie lachen mussten. Bislang hatten sie keine gute Laune. Sie ließen die Dinge auf sich wirken und lauschten den Personen, die ihnen helfen konnten, aber lediglich als Teil einer übergeordneten Strategie. Auf dem Weg ins Hotel dann verschwand das Gefühl, sich in einem feindlichen Umfeld zu bewegen, obwohl »feindlich« das falsche Wort war, in einem Umfeld, dessen Sprache anzuerkennen sie sich weigerten, einem Umfeld, das sich parallelweltlich zu ihnen abspielte und in dem sie sich nur durchsetzen, nur Subjekte sein konnten, wenn sie laut wurden und diskutierten, was sie nicht vorhatten zu tun.
    Im Hotel erwartete sie eine Nachricht von Augusto Guerra, dem Dekan des Fachbereichs Philosophie und Literaturwissenschaft. Die Nachricht war an seine »Kollegen« Espinoza, Pelletier und Norton gerichtet. »Liebe Kollegen«, hatte er geschrieben, ohne eine Spur von Ironie. Das reizte sie noch mehr zum Lachen, obwohl es sie im nächsten Moment traurig stimmte, denn das lächerliche »Kollegen« spannte gewissermaßen Brücken aus Stahlbeton zwischen Europa und diesem rastlosen Fleckchen Erde. Wie wenn man ein Kind weinen hört, sagte Norton. In seiner Nachricht wünschte ihnen Augusto Guerra nicht nur einen glücklichen und schönen Aufenthalt, sondern erwähnte auch einen gewissen Professor Amalfitano, einen »Fachmann für Benno von Archimboldi«, der sich gleich heute Nachmittag bei ihnen im Hotel einfinden werde, um ihnen nach Kräften zu helfen. Den Abschiedsgruß schmückte eine poetische Phrase, die die Wüste mit einem versteinerten Garten verglich.
    Gespannt auf den Fachmann für Benno von Archimboldi, beschlossen sie, im Hotel zu bleiben, ein Entschluss, den sie, wie ein Blick durch die Fenster der Bar ihnen verriet, mit einer Gruppe nordamerikanischer Touristen teilten, die sich auf der Terrasse mit ihren vielen ausgefallenen und zum Teil fast drei Meter hohen Kakteen gezielt betranken. Von Zeit zu Zeit erhob sich einer der Touristen vom Tisch, trat an die mit Sukkulenten bewachsene Balustrade und warf einen Blick auf die Hauptstraße. Dann wankte er zu den Damen und Herren seines Tisches zurück, wo kurz darauf alle lachten, als hätte der Kurzausflügler einen anzüglichen, aber sehr amüsanten Witz erzählt. Junge Leute gab es unter ihnen keine, alte jedoch auch nicht, es war eine Gruppe vierzig- bis fünfzigjähriger Touristen, die wahrscheinlich noch an diesem Tag in die Vereinigten Staaten zurückkehren würde. Nach und nach füllte sich die Hotelterrasse mit weiteren Gästen, bis es keinen einzigen freien Tisch mehr gab. Als von Osten die Nacht heraufzog, ertönten aus den Außenlautsprechern die ersten Takte eines Songs von Willie Nelson.
    Als einer der Betrunkenen das Lied erkannte, stieß er einen Schrei aus und stand auf. Espinoza, Pelletier und Norton glaubten, er werde anfangen zu tanzen, aber stattdessen trat er an die Balustrade, beugte sich vor, schaute nach oben und unten und setzte sich wieder seelenruhig zu seiner Frau und seinen Freunden. Diese Typen sind nicht ganz normal, sagten Espinoza und Pelletier. Norton dagegen hatte den Eindruck, als gingen seltsame Dinge vor sich, auf der Hauptstraße, auf der Terrasse, in den Hotelzimmern, auch in DF mit jenen unwirklichen oder zumindest logisch nicht nachvollziehbaren Taxifahrern und Hotelportiers, und sogar in Europa geschahen seltsame Dinge, die sich ihrem Verständnis entzogen, auf dem Pariser Flughafen, wo sie sich zu dritt getroffen hatten, und vielleicht schon vorher mit Morini und seiner Weigerung, sie zu begleiten, mit dem ziemlich abstoßenden Burschen, den sie in Toulouse kennengelernt hatten, mit

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