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spät war, betrat er eine Kneipe in der Calle Arizpe, in der er noch nie gewesen war, und bestellte etwas, um wieder zu Kräften zu kommen.
»Das ist das Beste gegen Kater, Señor«, sagte der Barkeeper und stellte ihm ein kaltes Bier hin.
Aus der Küche hörte er Frittiergeräusche. Er verlangte etwas zu essen.
»Ein paar Quesadillas, Señor?«
»Eine reicht«, sagte Espinoza.
Der Kellner zuckte die Achseln. Die Kneipe war leer und nicht ganz so dunkel wie die Läden, in denen er gewöhnlich frühstückte. Die Tür zu den Toiletten ging auf, und heraus kam ein hochgewachsener Mann. Espinoza taten die Augen weh, und er spürte erneut Übelkeit aufsteigen, doch beim Auftauchen des Riesen zuckte er zusammen. In der Dunkelheit konnte er weder das Gesicht des Mannes erkennen noch sein Alter richtig einschätzen. Der Riese setzte sich jedoch ans Fenster, und ein gelbgrünes Licht beleuchtete seine Züge.
Das konnte unmöglich Archimboldi sein, stellte Espinoza fest. Der Mann sah aus wie ein Landwirt oder Viehzüchter auf Besuch in der Stadt. Der Kellner stellte die Quesadilla vor ihn hin. Als er sie anfasste, verbrannte er sich die Finger und verlangte eine Serviette. Dann sagte er zum Kellner, er solle ihm noch drei bringen. Nach Verlassen der Kneipe machte er sich auf den Weg zum Kunsthandwerksmarkt. Einige Händler packten gerade ihre Waren zusammen und bauten die Klapptische ab. Es war Mittagszeit, und man sah nur wenige Leute auf dem Markt. Er musste anfangs lange suchen, bis er den Stand des Mädchens mit den Teppichen fand. Die Gänge zwischen den Ständen waren verdreckt, als würde hier nicht Kunsthandwerk verkauft, sondern warme Speisen oder Obst und Gemüse angeboten. Als er das Mädchen fand, rollte sie gerade Teppiche zusammen und verschnürte sie an den Enden. Die kleineren, die Choapinos, steckte sie in längliche Kartons. Sie hatte einen abwesenden Blick, als wäre sie in Wirklichkeit ganz weit weg. Espinoza trat heran und strich über einen der Teppiche. Er fragte, ob sie sich noch an ihn erinnern könne. Das Mädchen zeigte keinerlei Überraschung. Sie hob den Kopf, sah ihn an und sagte ja, auf eine so natürliche Art, dass er lächeln musste.
»Wer bin ich?«, fragte Espinoza.
»Ein Spanier, der mir einen Teppich abgekauft hat«, sagte das Mädchen, »wir haben uns unterhalten.«
Nachdem Pelletier seine Zeitungen entziffert hatte, wollte er nur noch duschen und sich all den Schmutz herunterspülen, der an ihm klebengeblieben war. Von weitem sah er Amalfitano kommen. Er sah ihn das Hotel betreten und mit dem Mann am Empfang sprechen. Bevor er auf die Terrasse hinaustrat, hob er schwach die Hand zum Zeichen, dass er ihn erkannt hatte. Pelletier stand auf und sagte, er solle sich etwas bestellen, er würde duschen gehen. Schon im Aufbrechen bemerkte er Amalfitanos gerötete, dunkel umränderte Augen, als hätte er noch gar nicht geschlafen. Während er die Lobby durchquerte, änderte er seine Absicht und schaltete einen der beiden Computer ein, die das Hotel zur freien Verfügung seiner Gäste in einem Raum neben der Bar aufgestellt hatte. Bei der Durchsicht seiner Post fand er einen langen Brief von Norton, in dem sie ihm mitteilte, was ihrer Ansicht nach die wahren Gründe für ihre überstürzte Abreise waren. Er las ihn, als wäre er immer noch betrunken. Er dachte an die jungen Archimboldi-Leser der vergangenen Nacht und hatte den undeutlichen Wunsch, so zu sein wie sie, sein Leben mit dem ihren zu tauschen. Dieser Wunsch, sagte er sich, war eine Form von Erschlaffung. Dann rief er den Fahrstuhl und betrat die Kabine zusammen mit einer etwa siebzigjährigen Amerikanerin, die eine mexikanische Zeitung las, eine, die auch er am Morgen gelesen hatte. Auf dem Weg in die Dusche überlegte er, wie er Espinoza die Sache beibringen sollte. Aber wahrscheinlich wartete in seiner Post genau so ein Brief von Norton. Was kann ich tun? fragte er sich.
Das Loch in der Kloschüssel war immer noch da, und eine Weile lang starrte er es an und ließ das warme Wasser über seinen Körper laufen. Was wäre vernünftig? überlegte er. Das Vernünftigste wäre, zurückzufliegen und möglichst keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Erst als ihm Seife in die Augen lief, konnte er sie von der Kloschüssel abwenden. Er hielt das Gesicht unter den Duschstrahl und schloss die Augen. Ich bin nicht so traurig, wie ich erwartet hätte, dachte er. Alles ist so unwirklich, dachte er. Dann verließ er die Dusche, zog sich an
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