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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wollte ich sehen, wie es oben am Schacht aussah. Ich ließ also Ben Nil, welcher sich mehr als wir zu schonen hatte, unten sitzen und stieg mit Selim den Hügel hinan. Der Eingang stand offen, und es waren die Spuren nicht verwischt worden.
    „Daraus kannst du ersehen, daß du sie vertrieben hast. Sie haben hier Wache gehalten, und wir hätten sie gewiß ergriffen, wenn du nicht, als du in das Freie tratest, so laut gewesen wärest. Hättest du doch deine Kalifen in Ruhe gelassen!“
    „Effendi, ich bin ein gläubiger Moslem und habe die Pflicht, Allah, Mohammed und den Kalifen für alles Gute zu danken.“
    „Dabei brauchst du aber nicht zu brüllen wie ein Löwe! Allah sieht und hört selbst die Gedanken des Herzens; Mohammed kannst du aus dem Spiel lassen, und deinen Kalifen wird es auch lieber sein, wenn sie nichts von dir hören. Laß uns einmal hinabsteigen!“
    „Du willst wieder hinab? Spiele nicht mit der Hölle! Einmal bist du entkommen; das zweitemal würde sie dich aber nicht wieder aus ihren Armen entkommen lassen.“
    „Sei nicht albern! Hast du unten im Brunnen eine Spur von der Hölle bemerkt?“
    „Mehr als nur eine Spur. Ich habe alle Teufel gehört und die Flammen der Verdammnis gesehen.“
    „So bleibe hier, du hinderst mich sowieso mehr, als du mich förderst.“
    Er wollte mich zurückhalten; ich kroch aber durch den Eingang, brannte drinnen eine Fackel an und stieg dann in den Schacht hinab. Nach den ersten zwanzig Löchern kam ich an die Seitenstollen. Sie standen offen; der Schacht aber war zu. Es lag da ein großer Haufen von Schlammziegeln, so groß, daß er die über das Loch gelegte Platte ganz bedeckte. Diesen Haufen konnte ein Mensch von innen und unten unmöglich heben. Ich kroch auch in die beiden Seitenstollen; sie waren nicht lang und hatten wohl zur Luftzufuhr gedient. In dem einen standen die Lämpchen, von denen Ben Nil gesprochen hatte. Ich zertrat sie und kehrte dann an die Oberwelt zurück.
    Der Fakir und der Muza'bir waren jedenfalls der Ansicht gewesen, daß der Brunnen unten keinen Ausgang habe. Hätten sie eine Ahnung gehabt, daß es anders sei, so wäre uns die Rettung wohl nicht gelungen.
    Als wir nun unten bei Ben Nil wieder ankamen, stand er von der Erde auf und sagte:
    „Effendi, ich habe soeben zu Allah ein Gelübde getan, nicht eher zu ruhen, als bis ich mich an Abd el Barak, dem Gaukler und dem Fakir gerächt habe. Erlaubt dir deine Religion auch die Rache?“
    „Nein. Die Rache ist Gottes. Aber bestraft soll jede Übeltat werden, und es ist Pflicht eines jeden Menschen, den Verbrecher unschädlich zu machen, damit er nicht noch mehr Böses tun kann.“
    „So willst du diese drei bestrafen?“
    „Ich nicht selbst, denn ich bin ihr Richter nicht. Auch werde ich jetzt keine Anzeige machen, denn ich weiß, daß dies der Angelegenheit mehr Schaden als Nutzen bringen würde. Man müßte sogar gewärtig sein, daß die Kerls gewarnt würden.“
    „Was willst du denn tun?“
    „Die Augen offenhalten. Gerät mir einer von ihnen in die Hände, dann klage ich ihn an und ruhe nicht eher, als bis er bestraft wird.“
    „Du wirst ihn nicht anklagen, denn bevor das möglich wäre, hätte mein Messer ihn getroffen. Der schlimmste von ihnen ist dieser Heuchler Abd Asl, den jeder, der ihn nicht kennt, für den frömmsten Menschen hält; aber er ist ein Teufel in irdischer Gestalt.“
    „Abd Asl?“ fragte ich erstaunt. „Wen meinst du denn da?“
    „Den Fakir natürlich, hast du denn seinen Namen noch nicht gekannt?“
    „Wie ich jetzt vermute, habe ich ihn gehört, aber nicht gewußt, daß es der seinige ist.“
    „Nun, er heißt Abd Asl.“
    „Kennst du den Namen Ibn Asl?“
    Der Gefragte sah mich forschend an und erkundigte sich dann:
    „Das fragst du mich wohl, weil du an die Dahabiëh denkst, zu deren Bemannung ich gehörte?“
    „Nein. Ob du Matrose eines Sklaven- oder eines andern Schiffes gewesen bist, das ist mir sehr gleichgültig.“
    „So verachtest du mich nicht deshalb?“
    „Nein.“
    „So will ich dir sagen, daß ich den Namen Ibn Asl sehr gut kenne.“
    „Ist der Mann mit Abd Asl verwandt?“
    „Ibn Asl ist sein Sohn und wird gewöhnlich ed Dschasuhr, der Kühne, genannt.“
    „Ich danke dir. Du bringst mich da an die Tür eines Geheimnisses, dessen Lösung mir sonst wohl sehr schwer oder gar unmöglich geworden wäre. Bist du schon einmal in Khartum gewesen?“
    „Schon oft.“
    „Kennst du einen Kaufmann Namens Barjad el

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