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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Entfernung. Aus den Blicken, welche sie auf mich warfen, ersah ich, daß sie sich über mein Eintreffen freuten. Sie kannten mich ja vom Schiff her und mochten mich für einen Mann halten, dessen Anwesenheit ihnen nützlich sein könne. Ben Nil, welcher bescheiden war, setzte sich zu ihnen. Selim hätte, wie ich ihm ansah, gerne den Herrn gespielt und sich bei mir und dem Lieutenant niedergelassen; dieser letztere aber blickte ihn in einer Weise an, daß er sich abwendete und zu den Soldaten trat. Er musterte sie von oben herab und sagte:
    „Also ihr seid Soldaten des Raïs Effendina, den wir mit unserer Hilfe zu beglücken beabsichtigen? Ich hoffe, daß ich mit euch zufrieden sein kann. Kennt ihr mich?“
    „Nein“, antwortete einer, welcher ebenso wie die andern den Sprecher neugierig erstaunt betrachtete. Sie wußten nicht, ob er im Verhältnis zu ihnen ein Gleich- oder Höherstehender war.
    „So seid ihr also vollständig fremd in diesem Land, in welchem jedes Kind über meine Heldentaten berichtet. Mein berühmter Name ist so lang, daß er von hier bis Kahira reichen würde, doch will ich euch gestatten, mich einfach Selim zu nennen. Ich bin der größte Krieger aller Völker und Stämme des Orients, und meine Abenteuer werden allüberall erzählt und in tausend Büchern beschrieben. Meine mächtige Hand ist der Schirm, in dessen Schatten ihr sicher und ruhig wohnen könnt all euer Leben lang.“
    Er breitete dabei seine beiden Arme über sie aus und nahm dabei eine fast unnachahmlich hoheitsvolle Haltung an. Die Soldaten wußten sichtlich nicht, was sie von ihm denken und zu seinen Worten sagen sollten. Sie sahen zu mir herüber und bemerkten mein Lächeln. Ben Nil zuckte die Achsel und meinte „Timm el Kebir“, was soviel wie Großmaul, Prahler bedeutet. Infolge dieser Worte und meines Lächelns fühlten sie sich orientiert, und einer von ihnen, ein noch junger Mensch, welcher, wie ich später erfuhr, der Lustigmacher war, antwortete, indem er sich erhob, und eine tiefe Verbeugung machte, in salbungsvoll-ehrerbietigem Ton:
    „Wir sind, o Selim aller Selime, beglückt und entzückt von den Strahlen deiner Gegenwart. Du bist, wie wir hören, der Inbegriff aller erhabenen Vorzüge und Eigenschaften und wir setzen das feste Vertrauen in dich, daß du uns das Licht derselbigen leuchten lassen werdest.“
    „Das werde ich“, meinte Selim ohne Ahnung, daß er im Begriff stehe, in eine Falle zu gehen. „Ich bin zu jeder Zeit bereit, euch in alle meine Erhabenheiten einzuschließen.“
    Sein Gegner wollte antworten, mußte aber seine Aufmerksamkeit auf den Horizont richten, an welchem jetzt eine lange Reihe von Kamelreitern erschien. Es war der alte Onbaschi, welcher mit seinen Asakern von der Tränke zurückkehrte. Die Kamele hatten sich förmlich dickgetrunken und sahen wohl und kräftig aus. Das war ein Vorteil für unser Unternehmen, zumal der Alte auch alle Schläuche mitgenommen und gefüllt hatte. Dadurch war die Sorge um Wasser für mehrere Tage hinausgeschoben, und ich bat den Lieutenant, dem Korporal die für uns ganz und gar nicht nachteilige Eigenmächtigkeit zu verzeihen. Der Alte hörte diese meine Worte, reichte mir dankend die Hand und sagte:
    „Effendi, deine Güte tut meinem Herzen wohl. Wir sind von keinem Menschen gesehen worden, und mit den durstigen Tieren würden wir das nicht vollbringen, was wir nun erreichen werden. Du bist der erste Gebieter und wirst einen gehorsamen und treuen Diener an mir haben.“
    Jetzt war es Zeit, das Gepäck zu untersuchen. Munition gab es mehr als genug, auch an Proviant war kein Mangel. Jeder Mann hatte einen Becher, und außerdem sah ich einige Schüsseln und einen eisernen Kessel, in welchem das Essen gekocht werden sollte. Der Emir war in seiner Fürsorge so weit gegangen, für den Lieutenant und mich ein Zelt mitzugeben. Ein schweres Paket enthielt Ketten und Handfesseln für unsere eventuellen Gefangenen.
    Da die Leute hungrig waren, ich aber keine Zeit verlieren wollte, wurden sie mit getrockneten Datteln gespeist. Dann galt es, uns über den festzustellenden Plan zu beraten. Das geschah zwischen dem Lieutenant, dem Onbaschi und mir. Die gewöhnlichen Soldaten hatten natürlich keine Stimme. Dabei erkannte ich, daß leider noch niemand darüber nachgedacht hatte, in welcher Weise unsere Aufgabe am besten auszuführen sei.
    Sie war nicht leicht. Wir hatten eine Strecke von wenigstens dreihundert Kilometern zu überwachen, und diese Strecke war eine

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